Hoch auf den Klippen, oberhalb der Schwertküste, ragt die Zitadelle von Kerzenburg empor. In ihr befindet sich die letzte und umfangreichste Sammlung an Schriftstücken in ganz Faerun. Die eindrucksvolle Festung wird streng von den Intrigen, die sich gelegentlich im Rest des vegessenen Reiches abspielen abgeschirmt. Es ist ein abgeschiedener Ort, an dem strenge Regeln herrschen.
"Na los, wird's bald? Bewegung!" rief der alte Mann, "Die Gäste warten nicht, bis du mal wieder aus den Federn gekommen bist!" Er schüttelte den jungen Mann aus dem Schlaf. "Na los, steh endlich auf, Beretar!"
Beretar seuftze müde. "Jaja, ich steh ja schon auf!" murrte er. Der alte Mann schüttelte den Kopf und verließ das Zimmer.
"Wenn du in 10 Minuten nicht unten bist, dann musst du noch zwei Wochen länger für mich arbeiten!" erklang seine Stimme von der Treppe aus.
*Ich hoffe, deine Kneipe brennt bald ab...* dachte sich Beretar. *Jeden Morgen das gleiche Theater, obwohl unten nur der alte Magier Elfenhaar, vier Adlige und ein Abenteurer aus dem Norden sitzen.* Der junge Mann quälte sich langsam aus dem Bett. Wie an den letzten Morgenden schaute er erst einmal schlecht gelaunt aus dem Fenster. Alles lief hier wie immer ab: Die Wachen traten verkatert ihren Dienst an, die Gelehrten unterhielten sich über irgendwelche "hochinteressanten" Sachen und Phlydia suchte mal wieder eins ihrer Bücher im Heu.
Nach mehreren tiefen Atemzügen der frischen Luft schloss Beretar das Fenster und schnappte sich seine Kleidung vom Stuhl.
Nachdem er seine braune Hose, die rote Tunika und die weiße Schürze angezogen hatte, ging er gemütlich aus dem Zimmer und die Treppe hinunter.
Unten erwartete ihn ein grinsender Winthrop - so hieß der alte Mann -.
"Gerade nochmal Glück gehabt! Ich wollte gerade doch gehen und dir verkünden, das du wieder eine Woche länger Arbeiten musst...!"
"Ach, sei doch ruhig, Wampe!"
"Nenn mich nicht so!" schimpfte Winthrop.
"Warum nicht? Das andauernd kichernde Mädchen, das manchmal mit dem Schützling von Gorion hierher kommt, nennt dich doch auch so!"
"Na los, geh schon in die Küche und bereite das Essen vor!"
"Ja ja...!"
Beretar ging wiederwillig in die Küche, in der er schon seit zwei Wochen arbeitete. Heute war sein letzter Tag, dann war er von der Schuldenarbeit befreit.
Der junge Mann mit den blonden Haaren seuftze, als er die ganzen Teller sah, die er noch abwaschen musste.
*Warte nur ab, Imoen. Warum musstest du mir auch meinen Geldbeutel klauen?*