Launen des Schicksals

  • Okri beobachtete zusammen mit Fritz von der Brücke der Nautil die Übungskämpfe von Amerin und Thangrim. "Sag mal" begann Okri ohne den Blick abzuwenden. "Die Nautil ist doch nicht wirklich eine Karavelle oder ?". Fritz schaute den Zwerg fragend an. "Ich meinte eine Karavelle sei flach mit einigen wenigen Segeln. Mir kommt es vor das sie eher eine Karacke ist." Hätte Okri nicht die Übungskämpfe beobachtet, hätte er gesehen wie Fritzs Ohren sich rot färbten.
    "Äh. . . Weist du . . " begann Fritz und räusperte sich. "Weist du, anfangs war es auch eine. Aber Hlaine und ich wir haben so lange am Schiff rumgezimmert, das es am ende wirklich eine Karacke war." "Und?" "Der Hafenmeister hat wie jeder Zwerg eine vorliebe für Gold und hätte höhere Gebühren verlangt wenn wir gesagt hätten das wir nun eine Karacke haben." Okri musste laut Lachen. "Ihr seit wahrhaftig unter Zwergen aufgewachsen."
    Dann pfiff er laut, um Amerin und Thangrim anzudeuten kurz inne zu halten. "Ich denke ich übernehme ab hier." sagte er zu Amerin. Okri zog seine magische Axt und stellte sich gegenüber seinen Bruder in Kampfposition. "Aber diesmal lässt du meine Waffe heil." knurrte Thangrim. Okri grinste nur und griff an . . . .


    Evangelina kam langsam wieder zu Bewusstsein. "Wo bin ich?" war ihre Frage an ihre Umgebung und öffnete die Augen. Es mag eine Laune des Schicksals sein, das immer genau das was man wenigsten erwartet oder am wenigsten wünscht, zu den unmöglichsten Zeitpunkten geschiet. So auch hier: Als Evangelina ihre Augen öffnete blickte sie in ein ihr bekanntest Gesicht. Die betroffene Person schlief zwar friedlich, aber Evangelina erschrak dennoch. Ihr daraufolgender Aufschrei weckte Hlaine auf.
    "Spinnst du? Schrei hier nicht so rum!" gähnte und er sah Evangelina einen Moment anklagend an. Dann blickten die beiden sich um. Sie waren in einem Käfig aus dicken und soliden Bambus ähnlichen Holz gefangen. Bewacht wurde der Käfig von zwei Wachen. Die Wachen gehörten einem aufrecht gehenden und intelligenten Echsenvolk an. Ihr ganzer Körper war smaragdgrün geschuppt und sie besaßen einen langen Schwanz und hatten bernsteinfarbene Augen. Der Kopf war gebaut wie man es von ihren kleinen Verwandten gewöhnt war: nach vorne lang und flach mit Luftlöchern zum Atmen. Metall schienen sie nur begrenzt zu kennen, ihre Waffen, ein primitiver Speer und ein Schwert waren wie diverser Schmuck aus Obsidian. Einfach war auch ihr Brustharnisch und ihr Rundschild, welche aus Bronze gefertigt waren.
    Evangelina kannte alten Sagen, in denen solch ein Volk erwähnt wurde. Sie versuchte sich zu erinnern. In den großen Kriegen des Lichts und der Dunkelheit hatte ein Echsenvolk namens S'degan zusammen mit Zwergen, Elfen und Menschen gegen das Böse gekämpft und war dann von der Weltbühne verschwunden. Waren dies S'degan?
    "Hallo, warum sind wir eingesperrt?" fragte sie einen der Wächter. Dieser drehte sich um und antwortete in einer ihr unbekannten Sprache. "Tut mir Leid, ich verstehe nicht . . . " Der Wächter drehte sich zu seinem Kollegen, sagte etwas und öffnete dann den Käfig. Der Wächter trat ein und wies Evangelina und Hlaine mit dem Speer an ihnen zu folgen. Als Hlaine aus dem Käfig trat spürte er plötzlich die Klinge am Hals. Der Wächter der vor dem Käfig gewartet hatte, hatte blitzschnell seine Bronzeklinge gezogen. Damit machte er unmissverständlich klar, was passieren würde, wenn sie versuchten zu fliehen. Hlaine schluckte und folgte dem Wächtern.


    Im fahlen Mondlicht landete ein Schwarm Fledermäuse auf einer Steilküste. Langsam formten sie eine Gestalt und hervor kam der Rote Schrecken der dunklen Stollen. Er hielt seine Nase in den Wind. Etwas stimmte hier nicht. Seit er die Insel erreicht hatte lag in seiner Nase ein unverwechselbarer Duft von Blut und Verwesung. Eine Schlacht soviel war sicher. Kein lebendes Wesen konnte es riechen, doch er als Vampir roch es. Es musste schon einige Tage her sein, doch der Geruch war unverwechselbar. Ein schlimmer verdacht keimte in ihm auf. Hastig verwandelte er sich wieder in einen Schwarm Fledermäuse und verschwand im schwarzen Nachthimmel,

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  • Die Nacht war klar, das Schiff hatte an diesem kleinen Hafen angedockt und Abraxas war zufrieden. Flankiert war er von Metus und Belial, wobei Belial etwas weiter hinten stand als sein…nein, Schüler konnte er Metus nicht mehr nennen. Abraxas war nun der, dem sich Metus ohne Widerwillen beugte. Anders als bei Belial, wollte Metus Abraxas folgen. Er hatte den finsteren Herren zu respektieren gelernt und in gewisser Weise bewunderte ihn sogar. In der Zeit auf dem Schiff nahm Metus immer mehr Züge von seinem neuen Vorbild an. Zum einen sprach er nur mehr, wenn es nötig war und sogar Metus’ Art zu reden glich langsam aber doch immer mehr der von Abraxas. Metus wurde sogar etwas höflicher, wenn auch nur Belial dies merken konnte. Der Rote war aber nicht efersüchtig, nein. Ganz im Gegenteil. Irgendwie war er sogar froh Metus los zu sein.
    „Nun…meine Herren…“ fing der Kapitän hinter den Dreien an „… hier sind wir nun. Ich danke euch für euer Verständnis, dass ich nicht an der Hauptinsel halten wolle. Die Meerengen von Ethina sind sehr tückisch und gefährlich! Die unterirdischen Strömungen, Haie, Riffe und nicht sichtbare Felsen…es ist einfach unmöglich da schnell und sicher durchzufahren…“ erklärte der Kapitän seinen ehemaligen Passagieren.
    „In der Tat. Ihr seit nun von uns erlöst. Habt dank.“ Sagte Abraxas knapp, ohne sich zum Kapitän umzudrehen. Rasch eilte dieser wieder aufs Schiff und war mehr als Glücklich, die drei los zu sein.
    Der Plan sah zuerst vor, auf der Hauptinsel von Ethina halt zu machen, den König von Ethina aufzusuchen und ihm den Stein zu nehmen, welchen er in seiner Krone trägt und von großer Bedeutung ist. Abraxas änderte den Plan jedoch ein wenig. Anders als zu Anfang, wollte er, nein, er musste mehr über den König herausfinden. Abraxas wusste nicht warum, aber irgendetwas warnte ihn davor, zu leichtfertig zu sein was den Stein anging. Außerdem war er das Schiff und dessen Mannschaft langsam leid. Somit hielten sie verfrüht auf der südlichsten Insel des Reiches Ethina. Wie schon Abraxas sagte: Sie haben genügend Zeit.

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    "Und zum ersten Mal in seiner Geschichte erbebten die Kontinente Vandrias, dem Juwel Anos, unter den grauenvollen Klängen eines Krieges..."


  • Schattengänger beobachtete zufrieden die Außenmauer seines letzten Stützpunktes. Die Außenmauern waren verstärkt und Gruben mit spitzen Speeren waren ausgehoben worden, genau wie er angeordnet hatte. N'erezil, einer seiner beiden "Hausdrachen", stand in seiner menschlichen Form neben ihm.
    "Seid ihr zufrieden, mein Herr? Wurde alles so ausgeführt, wie ihr es wünschtet?"
    "Bestens. Alles bestens." sagte Schattengänger mehr zu sich als zu N'erezil. "Habt ihr schon von eurem Bruder erfahren, ob er alle meine Untergebenen informiert hat, dass diese Festung ab sofort die Hauptbasis ist?"
    "Nein, Meister. R'anuril wird sich aber sicherlich so schnell wie möglich darum bemühen, dass diese Angelegenheit erledigt wird."
    Schattengänger nickte und ließ seinen Blick durch die unterirdischen Höhlen schweifen. Dabei erinnerte sich der Dunkelelf daran, wie er diese Festung vor langer Zeit errichtet hatte, damals, nachdem er sich seine Heimatstadt vernichtet hatte. Bilder eines vergangenen Gemetzels zogen vor seinen Augen vorbei, bei denen jedes normale Lebewesen seinen Blick abgewandt hätte, aber Schattengänger lächelte, als er sich erinnerte. Denn er war ein Drow, dessen Volk von den Bewohnern der Oberfläche nicht ohne Grund gefürchtet wurde.
    "Warum lächelt ihr, Meister?" fragte der Drache.
    "Erinnert ihr euch noch an das Gemetzel, dass wir damals in meiner Heimatstadt angerichtet haben?"
    "Natürlich erinnere ich mich. Aber seid ihr damals wirklich geflohen, bevor ihr auf uns traft, Meister? Mein Volk würde niemals vor irgendetwas fliehen!" Bevor N'erezil klar wurde, was er da gerade gesagt hatte, hatte sich Schattengänger zu ihm umgewandt und einen Folterzauber gesprochen. Mehrere Knochen knacksten und brachen, während N'erezil zu Boden ging.
    "Pass auf, was du sagst. Du weißt, dass ich es hasse, einen Feigling genannt zu werden, mein Freund." Schattengänger entging die leichte Ironie seines Satzes nicht, obwohl N'erezil und R'anuril wirklich am Nähesten an das herankamen, was man "Freunde" nannte. Schattengänger hatte bei diesen beiden Drachen einen mächtigen Vergessenszauber angewendet, der bei weitem über das hinausging, was er mit Balinor getan hatte. Zwar erwiesen sich die beiden Drachenbrüder als loyal und verlässlich, aber ihnen vertrauen, dass konnte Schattengänger nicht. Denn Vertrauen war etwas schwaches, etwas behinderndes, dass nur störte. Nachdem sich der Dunkelelf vergewissert hatte, das N'erezil seine Lektion gelernt hatte, beendete er den Folterzauber und warf ihm einen verächtlichen Blick zu.
    "Ich werde dir einen Priester schicken, um die heilen zu lassen. In deinem jetzigen Zustand könntest du dich noch nicht einmal in deine Ursprungsform zurückverwandeln!" Mit diesen Worten entfernte er sich.
    Schattengänger hing auf dem Rückweg in die Festung seinen Gedanken nach, die ihn an seine Vergangenheit erinnerten. Er war in der Dunkelelfstadt Groe Ustran aufgewachsen, unter den Fittichen des mächtigen Magierhauses. Seine Mutter hatte bald nach seiner Geburt erkannt, dass ihr Sohn ein geborener Magier war und hatte alles getan, damit er wahrlich mächtig wurde und dass wurde, was Schattengänger heute war.
    Gedankt hatte der Dunkelelf seiner Mutter damit, indem er das Magierhaus samt seiner Familie vernichtet hatte. Geflohen war er nicht - nein, Schattengänger war noch nie geflohen, er schob alles lediglich auf- , sondern war zehn Jahre später mit seiner jetzigen Gilde, die er aufgebaut hatte, nach Groe Ustran zurückgekehrt und hatte sie dem Erdboden gleich gemacht.
    Ihm lief ein Lächeln über die Lippen, als er sich an seinen richtigen Dunkelelfennamen erinnerte. Doch diesen hatte er bei seinem ersten Betreten der Oberfläche abgelegt.
    Schattengänger passierte das Haupttor der Außenmauer und anschließend das Haupttor der Innenmauer, bevor er das Herz der Festung erreichte, das Tief in der Erde steckte. Betreten konnte man die gigantische, unterirdische Höhle, in der sich die Festung befand, nur mit Hilfe von Zaubersprüchen. Daher trug jeder seiner Assasinen einen kleinen Teleportstein bei sich, der mit Hilfe des richtigen Losungswortes aktiviert werden konnte.
    Der Dunkelelf passierte den gigantischen, mit Zaubern verstärkten Hauptsaal, der so groß war, dass drei ausgewachsene Drachen darin Schlafen konnten. Sein Ziel waren seine privaten Gemächer, in denen er mit R'anuril Kontakt aufnehmen würde.
    Anschließend würde er einen Priester zu N'erezil schicken. Doch das konnte warten...


    Thangrim riss seinen Hammer hoch und parierte den Schlag seines Bruders, wobei sich die beiden Waffen verharkten. Die beiden Zwerge drückten mit voller Kraft, um ihren jeweiligen Gegner umzuwerfen. Okri, der bemerkte, dass er bei einem direkten Messen von Muskelkraft den Kürzeren zog, zog seine Axt kräftig aus der Verharkung zurück und nutzte den Schwung für eine vollständige Umdrehung. Gerade rechtzeitig wandte sich das Gesicht des Älteren der Brüder wieder seinem Gegner zu, damit er sich unter dem Schlag seines Bruders wegducken konnte. Thangrim hatte jedoch damit gerechnet und drehte den Hammer und die Richtung des Angriffes in dem Moment um, indem sich Okri duckte. Nur durch pures Glück - oder war es Können? - konnte Okri den Hammer rechtzeitig abstoppen. Thangrim reagierte nicht sofort, aber dennoch zu schnell, als dass sich Okri aus seiner ungünstigen Position hätte befreien können. Mit einem Tritt in den Magen verlor Okri das Gleichgewicht und fiel auf den Rücken. Doch das veranlasste seinen jüngeren Bruder nicht, den Kampf einzustellen - im Gegenteil: Mit einem kraftvollen Schrei zielte der Zwerg auf den Kopf seines Bruders. Okri rollte sich im richtigen Moment zur Seite, worauf Thangrim Azgak-Tzorn abbremsen musste, damit er kein Loch in Fritz's Schiff machte. Okri sprang wieder auf die Beine und schüttelte sich einmal kräftig, dann rate er wieder auf seinen Bruder zu, der ihn mit seinem Hammer erwartete. Es folgte eine Reihe von Schlägen, einmal griff Okri, dann wieder Thangrim an, und keiner der beiden schaffte es, den anderen zu treffen oder sich irgendwie einen Vorteil zu verschaffen. Allerdings bemerkte Okri, dass sein Bruder seit ihrem letzten Kampf einiges dazugelernt hatte und wieder merkte er, dass sein Bruder ein besserer Kämpfer war. Dafür war Okri der Gelehrte...

    Die restlichen Gefährten schauten dem Kampf von Okri und Thangrim zu. Neithan, Khalid und Barowen hatten eine Trainingspause eingelegt, während Max vorher mit Doreen geredet hatte. Die beiden hatten ein "normales" Gespräch über Magie, die möglichen Gefahren und natürlich das Essen geführt, Max hatte Doreen oft zu Wort kommen lassen. Amerin verfolgte jede Bewegung von Thangrim und Okri und versuchte immer nach jedem Schlagabtausch zu ermitteln, wer siegen würde. Dem Amaterion wurde bewusst, das Okri nicht gewinnen konnte, obwohl er sich wacker schlug.

    Thangrim behielt einen kühlen Kopf und ließ sich von seinen Kampfgefühl leiten. Wieder sauste die Axt von Okri mit einem steilen Winkel von unten heran, doch dieses mal bemerkte der Zwerg sichtlich, das Okri langsamer geworden war. Thangrim sprang zurück, damit der Schlag ins Leere ging, und wie erwartet setzte Okri sofort nach. Thangrim parierte den nächsten Schlag und wollte zum Gegenschlag ausholen, wurde aber plötzlich von Okri überrascht: Das Bein seines Bruder traf seine und Thangrim verlor der Gleichgewicht. Okri bemerkte triumphierend, dass der Kampf endlich vorbei sein würde, da sein Bruder seine Waffe nur mit einer Hand festhielt. Okri hieb nach vorne, um Thangrim seinen Hammer aus den Händen zu schlagen.
    Dieser knurrte und rollte sich völlig unerwartet mit einer Seitenrolle ab und sprang neben Okri wieder auf die Beine.
    Thangrims Bruder war völlig perplex, als er sah, wie seine Axt zwischen Khalid und Amerin flog.
    "Nun, ich würde sagen, dieses mal habe ich gewonnen." sagte Thangrim, auf dessen Stirn sich Schweißtropfen gebildet hatten.
    "Man merkt, dass du von einem Elf unterrichtet wurdest." erwiderte Okri, um seinen Bruder ein wenig zu sticheln. "Du kämpfst viel lascher als vorher." Wie auf Kommando bemerkte Okri den Schmerz in seinen Armen.
    Thangrim schüttelte nur lachend den Kopf. "Stimmt, man merkt, dass Amerin mich trainiert hat. Zwar noch nicht lange, aber trotzdem habe ich eine schnellere Ausweichrolle als vorher hinbekommen."
    Okri lächelte und zog seine Axt aus dem Holz, worauf ein kleiner Spalt zurückblieb.
    "Fritz wird es wohl nicht merken, oder?" sagte Thangrim mit gespielter Trauer.
    "Nein, dass wird er nicht." grinste Okri seinen Bruder an und stellte schnell seinen Fuß auf den Spalt.
    Der jüngere der Grumbaki-Brüder lehnte sich zwischen Khalid und Amerin an das Holz.
    "Und wie schlägt sich Neithan, Khalid?" fragte der Zwerg. "Ich hoffe doch, dass er ebenfalls Vorschritte macht. Doreen hat mir erzählt, dass er sich tapfer im Kampf gegen diesen Gesandten geschlagen hat."
    Neithan, der seine Ohren gespitzt hatte, wurde leicht rot.

    "Es wird immer überall um den Frieden gekämpft!"

  • Khalid blickte zu Neithan rüber, welcher dies aus den Augenwinkeln her bemerkte und sogleich wieder etwas eingeschnappt wirkte. Schließlich verdrehte er leicht die Augen und ging zum Bug des Schiffes um dort auf den Horizont zu blicken. Barowén bemerkte Neithans Verhalten und seufzte. Sie hatte begonnen Neithan zu mögen und sah es nicht gern, wenn er solche Blicke Khalid zuwarf. Auch wenn sie es etwas lächerlich fand, aber sie verstand Neithan ein bisschen was den angeknacksten Stolz anging. Damals in der Festung hatte sie so etwas bei den Rittern schon erlebt, sogar bei den älteren Priestern. Die junge Frau verschränkte die Arme und beschloss Neithan zu folgen um mit ihm zu reden.

    Der Carim schmunzelte leise als Neithan davon brauste. Dann beugte er sich leicht zu Thangrim.
    „Ja…ja, er hat sich da in der Festung gut geschlagen. Besser als ich erwartet hatte! Er ist nicht mehr der chaotische und übereifrige Junge von früher, soviel ist mir seit dem klar geworden. Aber ich sorge mich trotzdem noch immer um ihn, keine Ahnung warum. Er ähnelt seinem Va…“ Khalid hörte abrupt auf zum reden und sah Neithan zu, wie er am Bug des Schiffes stand und aufs Meer hinaus blickte, Barowén hinter ihm stehend. Der Carim seufzte einmal und hinter seinen Augen schienen diverse Bilder aufzublitzen. Bilder, welche Trauer in Khalids Augen widerspiegeln ließen. Der Carim blinzelte ein paar Mal, schien diese Bilder wegzuwischen. Dann begann er wieder zu reden:“ Er ist zurzeit etwas beleidigt weil ich ihn hart ran nehme. Aber das vergeht schon wieder. Und wie ergeht es dir so? Guter Kampf übrigens!“ Khalid deutete mit einem leichten Grinsen auf die Stelle wo die Axt einschlug.

    Zur selben Zeit lehnte Abraxas gegen die dunkle Stadtmauer und erwartete geduldig seine beiden Begleiter. Belial tauchte als erstes per Teleportation neben Abraxas auf, kurz darauf auch gleich Metus. Sie waren pünktlich, sehr pünktlich sogar und der Erzdämon in menschlicher Gestalt schätzte dies an seinen Begleitern.
    „Nun…“ fing er an „…habt ihr herausgefunden was ich wissen wollte?“
    Belial nickte.
    „Ja, in der Tat. Ethina befindet sich zurzeit in einem Bürgerkrieg. Dieser selbsternannte König namens Lazerus kontrolliert die meisten Inseln und befindet sich auf der Hauptinsel Ferond. Gegen ihn stehen einige Adelige und die ehemalige Garde des Königs, wie auch ein Großteil der ehemaligen Armee. Diese Rebellen werden von einer Lady Serena angeführt. Was ich so hörte haben sie nicht wirklich herausragende Generäle, was auch ein Grund für ihre Lage zurzeit ist. Diese Insel hier ist unter Kontrolle der Rebellen und auch zugleich der Hauptsitz der Lady. Irgendwo im Norden auf einem kleinen Berg soll sie ihre Residenz haben…“ mit einem Blick zu Metus übernahm dieser das Reden statt Belial.
    „Eure ehemaligen Bekannten zu finden war jedoch sehr schwer, besser gesagt, sie sind alle nicht mehr am leben. Der Atheist musste letzte Woche dran glauben, der Priester segnete schon lange vor ihm das Zeitliche und der Attentäter, von dem ihr spracht, wurde Gärtner und biss ins Gras als ich vor ihm plötzlich auftauchte. Der Koch gab sowieso schon vor zehn Jahren den Löffel ab. Hattet ihr wenigstens Erfolg?“
    Abraxas entgingen die Wortspiele von Metus nicht, konnte aber auch nicht wirklich drüber lachen.
    „Nein…die fünfzig Jahre die ich gefangen war hatten auf die Menschen hier wesentlich mehr Einfluss als ich befürchtete. Nun, dann müssen wir uns eben andere Verbündete suchen…“
    „Es gibt da aber noch etwas…“ meldete Belial.
    „Ja?“
    „Es geht das Gerücht um, dass Lazarus selber nicht die Fäden in der Hand hat. Vielmehr scheint er selber eine Art Marionette zu sein.“
    „Von wem?“
    „Das konnten wir leider nicht herausfinden.“
    „Nun gut, dann werde ich mich zur Hauptinsel begeben und das Rätsel lösen. Versucht ihr inzwischen Kontakt mit Lady Serena aufzunehmen. Schmeichelt ihr ein wenig, bietet ihr unsere Dienste an! Sagt ihr was wir wollen und was wir ihr geben können…“
    Dann verschwand Abraxas und lies Belial und Metus alleine.

    Quintus, der Fünfte aus der Bruderschaft der Gesandten hatte seine Aufgaben verstanden. Quartus' Heilungsprozess würde noch andauern und nun musste er für ihn übernehmen. Dieser Dunkelelf schien ein vielversprechender Verbündeter zu sein. Es wäre nicht sonderlich weise ihn zu verlieren, soviel wusste Quintus.
    Der Gesandte konzentrierte sich und suchte auf magischen Wegen nach Schattengänger. Die Suche erwies sich als schwierig, aber schließlich konnte der Gesandte einen Ort ausfindig machen, wo er sein könnte. Zumindest war seine Aura an dort am stärksten und Quintus verschwand nach ein paar mystisch klingenden Worten...

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    "Und zum ersten Mal in seiner Geschichte erbebten die Kontinente Vandrias, dem Juwel Anos, unter den grauenvollen Klängen eines Krieges..."


  • Schattengänger grummelte und versuchte erneut über seine Kristallkugel, Kontakt mit R'anuril aufzunehmen. Zwar waren seine Untergebenen weit über die Inseln und auf dem Festland in der Nähe verstreut und versorgten die Festung durch "kleine" Einnahmen, aber dennoch war R'anuril überfällig. Der Drache wusste doch genauso gut wie Schattengänger, wo die Gildenhäuser an der Oberfläche standen.
    Der Dunkelelf murmelte erneut die magischen Worte und vollführte kreisende Bewegungen um die Kristallkugel. Während in der Kristallkugel ein immer stärker werdendes, violettes Licht entstand, rief der Magier mehrere Male den Namen des Drachen. Dann endlich, nachdem Schattengänger in Erwägung gezogen hatte, den Zauber wieder abbrechen, erschien das kräftige Gesicht eines Mannes mit schwarzen, zu einem Zopf zusammengebundenen Haaren. R'anuril sah genauso aus wie sein Bruder N'erezil, doch mit einer Ausnahme: R'anuril hatte keine Nase.
    "Ihr habt nach mir verlangt, mein Meister?" fragte R'anuril mit demselben, unterwürfigen Tonfall wie sein Bruder. Schattengänger, der sowieso durch die ganzen Ärgernisse in letzter Zeit gereizt war, machte seinem Ärger durch einen Zauberspruch auf R'anuril Luft. Das Abbild auf der Kristallkugel wurde zu Boden gefegt, und bevor sich R'anuril wieder aufrichten konnte, herrschte ihn sein Meister an.
    "WARUM DAUERTE ES SO LANGE, BIS ICH KONTAKT ZU DIR AUFNEHMEN KONNTE? UND WARUM BIST DU NOCH NICHT ZURÜCK?"
    Der Drache versuchte trotz des Geschreis, einen Teil seiner übermenschlichen Würde zu behalten, indem er sich aufrichtete und sich der verbalen Attacke seines Meisters stellte.
    "SPRICH, ANSONSTEN WIRST DU SPÜREN, WIE SEHR DIE KUGEL ALS LEITER FÜR ZAUBERSPRÜCHE DIENEN KANN!" Wenn Schattengänger jemals einen kleinen Geduldsfaden gehabt hatte, dann war dieser kurz davor, zu reißen.
    "Nun...ich habe alle Gildenhäuser und Untergebenen informiert, dass wir unsere Hauptbasis verlegt haben. Auch wenn es viele eurer Untergebenen nicht glauben konnten, dass eure einzige Festung an der Oberfläche gefallen ist."
    "Wenn sie irgendein Problem damit haben sollten, dann sollen sie es mir ins Gesicht sagen. Die Kobolde freuen sich, wenn sie einen weiteren Tag in ihrer kümmerlichen Existenz erleben können." Schattengängers dunkelblaue Augen verengten sich. "Aber das erklärt weder deine Verzögerungen noch deine schlechte Erreichbarkeit!"
    "Der Anführer der Gilde, in der ich mich jetzt befinde, hatte einige interessante Informationen für mich, die auch für euch interessant sein dürften, Meister. Er hat mir von einer jungen Frau berichtet, die scheinbar Visionen über einer aus der Gefährtengruppe hat."
    Schattengängers Gesicht zeigte nur flüchtiges Interesse. "Und weiter?"
    "Nun, diese Frau hat sich aufgemacht, diesen Mann zu finden. Und da alle Visionen von ihr bis jetzt immer eingetroffen sind, wird sie früher oder später auf diese Gruppe treffen."
    "Wenn ich die Gefährten aufspüren wollte, dann könnte ich dass viel leichter mit einem Überwachungszauber." erwiderte Dunkelelf, der den Gedankengang nachvollzog. "Aber dennoch...könnte sich diese Frau als nützlich erweisen."
    "Das dachte sich der Anführer der Gilde ebenfalls, deswegen hat er seinen Stellvertreter und zwei seiner besten Leute mitgeschickt, um sie zu überwachen." Der Drache lächelte verschlagen. "Der Stellvertreter ist mit der Frau sogar befreundet. Ich glaube Erik Gleind war sein Name. Wie ihr seht, ist alles bestens geplant." sagte R'anuril, um seinen Meister von der Wichtigkeit seiner Verzögerung zu überzeugen.
    "Dann seht zu, dass ihr euch bald hierher zurück teleportiert." Schattengängers Hand legte sich auf die Kristallkugel, und das Bild des Mannes verblasste. Genau in diesem Moment spürte der Dunkelelf, dass sich jemand per Teleportzauber zu ihm teleportierte. Diese Art von Magie war dem Dunkelelf nur allzu vertraut, deshalb wunderte sich dieser nicht, als sich eine Gestalt in einer schwarzen Kapuze vor ihm verfestigte.
    "Ah, ich habe mich schon gefragt, wann du wieder auftauchen wirst, Quartus." sagte Schattengänger, der seine Überraschung gut verbergen konnte.
    "Seid gegrüßt, Schattengänger. Mein Name lautet Quintus, und ich bin der fünfte von den dreizehn Gesandten." antwortete die Quintus, dessen Stimme ebenso wie Quartus' seine klang, als ob zwei Bleikugeln aufeinander fallen würden.
    "Nun gut, Quartus, Quintus, einerlei. Was führt euch hierher? Bringt ihr mir einen Auftrag von den Conventus, oder seid ihr nur hier, um mich zu unterstützen?" fragte Schattengänger, dem es egal war, was mit Quartus geschehen war.


    Thangrim lächelte und nickte dankend, als er sich den kleinen Spalt anschaute. "Der Kampf war nicht wirklich fordernd gewesen." sagte Thangrim flüsternd zu Khalid. "Aber kein Wort zu meinem Bruder, ansonsten fürchte ich um meinen Bart. Ansonsten kann ich mich nicht beklangen, die letzte Nacht war die Erste seid langem, in der ich ruhig schlafen konnte. Es scheint, als könnte ich mich von den Erinnerungen befreien." Thangrim spürte ein kleines Unbehagen in seiner Magengegend, als er darüber sprach.
    "Was meinst du? Lust auf einen kleinen Übungskampf? Oder soll ich Neithan fragen?" fragte der Zwerg, um eine mögliche Erwiderung des Carims aus dem Weg zu gehen. "Und nur mal unter uns..." flüsterte Thangrim augenzwinkernd zu Khalid, "Unser neuer halb-dunkelelfischer Begleiter hat mir eröffnet, dass er auch gerne mal die Klinge mit euch kreuzen würde." Khalid grinste, als er den nächsten Satz des Zwerges hörte.
    "Und ich habe mit ihm gewettet, dass er verliert. Wenn ich gewinne, dann muss Amerin demnächst Übungen für seine Muskeln machen, und wenn er gewinnt, dann erwarten mich viele elfische Übungen. Also lasst mich nicht verlieren, falls er euch mal fragen sollte."

    "Es wird immer überall um den Frieden gekämpft!"

  • „Sowohl als auch!“ kam es von Quintus und er trat ein wenig näher.
    „Die Dinge wenden sich in eine Richtung, die wir nicht beabsichtigt hatten. Abraxas ist auf der Suche nach den Patras, die Steine von denen euch mein Bruder Quartus schon erzählte und dessen Aneignung unser Ziel ist. Abraxas ist mit seinem Gefolge auf Ethina angekommen, früher als wir erwarteten. Dort befindet sich einer der Patras Steine. Dieser König Lazerus trägt ihn in seiner Krone. Mein Bruder Secundus, welcher vor Ort ist, sollte eigentlich den Stein in unseren Besitz bringen und Ethina mit Lazerus unter unsere Herrschaft bringen. Die Inseln Ethinas sind nämlich aufgrund ihrer hohen und steilen Felsküsten für uns von großem Interesse. Es gibt kaum bessere Orte auf dieser Welt als diese Inseln um Festungen zu errichten.“
    Quintus legte eine Pause ein und ging einmal auf und ab, während Schattengänger ihn im Auge behielt. Dann erklang wieder die Stimme des Gesandten.
    „Secundus benötigt Verstärkung! Auch wenn er zu den mächtigsten aus der Bruderschaft gehört, so ist er weder Abraxas noch Belial gewachsen. Hinzu kommt noch der zweite der Abraxas folgt, Metus, dessen Macht wir noch nicht erschließen konnten.
    Die Armeen des Königs Lazerus werden die Drei erst recht nicht lange Aufhalten können.“
    „Wieso ist es so schwer diesen Stein zu bekommen? Schließlich trägt dieser…König ihn doch nur in seiner Krone. Kann es etwa sein, dass ihr hier mit einem Zauber nicht fertig werdet, welcher den Stein an die Krone oder das Land bindet?“
    „Ihr habt es erfasst, werter Schattengänger! Der Stein ist sowohl an die Krone als auch an den Ort wo er sich befindet gebunden! Genauer gesagt ist es ein Teil der Königsfestung, an die der Stein gefesselt ist. Mein ehrenwerter Bruder Secundus alleine war nicht in der Lage, diesen Stein fort zu schaffen, geschweige denn den Bann zu brechen der ihn dort fest hält. Somit braucht Secundus Verstärkung um Abraxas lange genug aufzuhalten und um den Bann zu brechen. Die Conventus kann leider weder weitere meiner Brüder entbehren noch irgendwelche andere die mächtig genug wären, um Secundus zu unterstützen den Bann zu brechen. Somit müssen wir einschreiten!“

    Die junge Barowén wusste auf einmal nicht so wirklich wie sie anfangen sollte. Sie stand hinter Neithan und spielte mit ihren Fingern hinter ihrem Rücken. Plötzlich spürte Neithan, wie eine Hand ihn auf der linken Schulter berührte. Er drehte seinen Kopf und blicke Barowén ins Gesicht, deren zärtliche Hand noch immer auf Neithans Schulter ruhte. Dabei berührten ihr kleiner und der Ringfinger leicht die Haut am Hals des Elbblütigen. Diese Augen, diese großen, blaugrauen Augen…irgendwie fielen sie ihm erst jetzt an Barowén auf.
    „Verrate mir doch, warum du noch immer so beleidigt bist?“ fragte sie behutsam. Neithan blickte ein paar Mal hin und her. Er lies sich viel zeit mit der Antwort.
    „Nun…es ist einfach…“ begann er.
    „Hm? Was?“
    „Ich fand es einfach nicht fair, wie er mich gestern so fertig gemacht hat. Ich weis doch, dass er der bessere Fechter ist und weitaus erfahrener ist als ich! Da braucht er nicht noch zusätzlich mit seinen Fähigkeiten herum prahlen…“ Plötzlich wurde Neithan leicht rot. Den letzten Satz wollte er eigentlich anders sagen, aber sein Mund war wieder schneller gewesen. Er wollte nicht das Barowén glaubte, dass er sie für Khalids Verhalten verantwortlich machte.
    „Prahlen? Ich fand nicht gerade das er prahlte…Khalid kann das glaub ich auch gar nicht wirklich. Er hat einfach nur einige Fehler erkannt und diese freilich ausgenutzt. Er wollte glaub ich eher, dass du diese dann selbstständig ausbesserst.“
    Gut, sie hatte anscheinend nichts bemerkt.
    „Trotzdem…“ Neithan verschränkte wieder seine Arme und blickte aufs Meer. Barowén lachte einmal leise auf.
    „Nun gut. Ich hoffe jedenfalls, dass du morgen wieder mit uns trainierst. Du hast da nämlich Gestern trotz allem eine…nette Figur gemacht!“ Neithan drehte sich um und sah noch, wie sie ihn anlächelte bevor sie sich unter Deck begab.

    Khalid bemerkte, nein, er fühlte mehr, dass es dem Zwerg nicht wohl erging, wenn er über diese Ereignisse sprach. So gern er Thangrim helfen würde damit fertig zu werden, zwingen wollte er ihn jedenfalls zu nichts.
    „Ich werde gerne mit dir üben Thangrim. Da du es gerade erwähntest, vielleicht könntest du wirklich ab und an mit Neithan ein paar Übungskämpfe machen. Ich kann ihm nicht mehr viel beibringen und Barowén braucht meine ganze Aufmerksamkeit, was ihr Training anbelangt. Was die Wette angeht…nun, ich bin eigentlich kein wirklicher Freund von Wettkämpfen. Vor allem dann nicht, wenn sie unter Kameraden oder gar Freunden stattfinden sollen. Aber ich werde die Herausforderung gern annehmen, wenn Amerin wirklich soviel daran liegt.“

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    "Und zum ersten Mal in seiner Geschichte erbebten die Kontinente Vandrias, dem Juwel Anos, unter den grauenvollen Klängen eines Krieges..."


  • „ Die Wichtigkeit meines Anliegens ist relativ! Aber trotzdem würde ich gerne mal wieder mit jemandem kämpfen, der nicht so... inkompetent ist!“ sagte der Amaterion, der unbemerkt hinter die beiden getreten war. Thangrim wollte schon wütend Amerin sagen, wo er sich seine Inkompetenz hinstecken könne, aber als er das amüsierte Grinsen des anderen sah wusste er, dass die Bemerkung nicht erst gemeint war. Amerin glaubte sogar, dass der Zwerg echte Fortschritte gemacht hatte, auch wenn er es niemals offen zugeben würde.

    „Also gut, wie du meinst. Der Kampf wird bestimmt interessant.“ Sagte Khalid, der selbst hoffte, bei der Konfrontation noch etwas lernen zu können. „Ich werde nur noch schnell Neithan bescheid sagen, denn er wird sich so was sicher nicht entgehen lassen wollen.“
    „Lass dir Zeit, also ich hab sonst nichts vor....“ war Amerins sarkastischer Kommentar.

    Neithan stand immer noch schmollend an der Reling. Dass sein Mentor zu ihm kam verbesserte seine Laune nicht sonderlich. Der Carim fragte ihn kurz ob er dem Kampf beiwohnen wollte. Neithan stimmte wiederwillig zu. Lustlos ging er über das Deck zu den anderen. Er hatte wirklich keine Lust, noch mal die unanfechtbare Überlegenheit des Carims bewiesen zu bekommen. Das Khalid vor seinen Augen einen weiteren Gegner bezwingen würde war für ihn, besonders nach der Trainingsstunde, mehr Erniedrigung als Zeitvertreib. Er wusste zwar, dass der rätselhafte Assasine ein fähiger Schwertmeister war, aber er räumte ihm nicht viele Chancen gegen seinen "Ersatzvater" ein. Heimlich hoffte er aber, dass Amerin, wenn er Khalid schon nicht besiegen würde, ihm wenigstens ein paar aufs Maul hauen würde. Aus seiner Sicht der Dinge könnten ein paar blaue Flecken seinem Lehrmeister auch mal ganz gut tun, damit er wieder von seinem hohen Ross herunterkommen würde. Tief in seinem Herzen wusste Neithan zwar, dass Khalid nicht sein Feind war und ihm nichts böses wollte, aber seit ihrem letzten Gefecht war sein Stolz verletzt worden. Und solche Wunden heilten bei dem jungen Halbelf nur recht langsam.

    Die anderen Gefährten waren auch an Deck gekommen und die beiden Kontrahenten standen sich gegenüber. Der Carim wollte Amerin zwei seiner Kampfstöcke anbieten, doch bevor er dazu kam legte dieser schon die Hände auf die Griffe seine beiden Obsidianschwerter.
    „Was willst du mit den Spielzeugen?“
    „Nun, es wäre doch schade, wenn sich einer von uns verletzten würde.“
    „Ja, sehr schade sogar. Aber ich habe nicht vor, dir Wunden zuzufügen. Zumindest keine tieferen...“ sagte Amerin schmunzelnd
    „Wie gut, dass ich dir voll und ganz vertraue, Assasine!“
    „Ich hätte dich schon in Schattengängers Festung bei mindestens neun verschiedenen Gelegenheiten abstechen können und die anderen hätten geglaubt, dass es ein Assasine oder Skelett gewesen wäre. Wenn ich dich tot sehen wollte, dann wurde ich dich nicht bei einem öffentlichen Trainingskampf ermorden. Sieh es als so was wie eine Maxime meines ´Berufsstandes´ an.“
    „Nun gut, dann eben nicht!“ zischte Khalid und warf die Stäbe beiseite und zog sein Schwert. Der Amaterion ging ihm auf die Nerven. Diese sarkastische Art musste jeden irgendwann zur Weißglut bringen und Khalid war allmählich soweit. Er hatte vor, seinen Gegner so schnell wie möglich in die Knie zu zwingen.
    Amerin entspannte sich noch kurz und sammelte seine Gedanken. Dann griff er in seinen Mantel und zog seine beiden Obsidianschwerter. Die Abenddämmerung setzte allmählich ein, was die Klingen zu einem besonderen Schauspiel machte. Das tiefschwarze glasartige Obsidian hob sich in scharfem Kontrast zu den feurig funkelnden Diamantschneiden ab.

    Beide Kämpfer schwangen noch einmal demonstrativ ihre Waffen durch die Luft. Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine Art Säbelrasseln. Die Atmosphäre zwischen den beiden war gespannt. Während Amerin nämlich einfach nur wissen wollte, was sein Gegenüber drauf hatte war es die Absicht des Carims, ihn bloßzustellen. Vielleicht war es der Streit mit Neithan oder Amerins Art, die seiner Meinung nach nur hoffnungslose Selbstüberschätzung war.

    Zu seiner Überraschung lies der Amaterion Khalid den ersten Angriff. Dies war zwar ein verschenkter Vorteil aber der Carim witterte eine Falle. Jedoch musste schließlich einer beginnen und das tat er auch. Mit einem furiosen Überkopfschlag stürzte er sich förmlich auf den Assasinen. Dieser wich aus und begann gleich mit einem Gegenangriff. Khalid hatte damit gerechnet und parierte den Schlag ohne Mühe. Gleich darauf setzte er mit einem gezielten Stoß nach, der für viele Feinde den sicheren Tod bedeutet hätte. Der Amaterion lies sich absichtlich nach hinten fallen und duckte sich so unter der peitschenden Klinge weg. Mit einer Rolle kam er wieder auf die Beine.
    „Du meinst es ja richtig ernst! Ist das was persönliches oder ziehst du mit jedem deiner Trainingspartner so ins Feld?“ fragte Amerin hämisch. Er wusste zwar nichts von dem Vorfall im Lagerraum aber die heftige Angriffsserie, die auf die Bemerkung folgte, sagte ihm, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. Er parierte und öffnete blitzschnell die Schnalle, die seinen Kuttenmantel geschlossen hielt. Der schwere Stoff flatterte etwas abseits zu Boden, denn er hätte Kel´Verdox nur behindert. Dieser griff nun selbst mit präzisen und recht hinterhältigen Stichangriffen an, die sofort vom Carim gekontert wurden.
    Der Schlagabtausch, der sich nun entwickelte hätte selbst den besten dunkelelfischen Waffenmeistern Ehre gemacht...
    -Oder sie eher gelb vor Neid werden lassen.

    Die Beiden zeigten, dass sie ihr „Handwerk“ verstanden. Sie wussten um die Stärken und Schwächen ihres Kampfstils und nutzen dieses Wissen konsequent aus. Amerin etwa hatte zwar mit den beidem Schwertern viel mehr mögliche Angriffskombinationen und Winkel, aber er konnte keinesfalls so hart zuschlagen wie Khalid. Da dieser nur eine Waffe verwendete konnte er beliebig zwischen einhändiger und bihändiger Klingenführung wechseln und so gezielt sehr harte Schläge ausführen, was jedoch auf Kosten der Flexibilität ging.. Amerin verfolgte jedoch eine Taktik, bei der er es vermied, ein direktes Kräftemessen herbeizuführen. Statt dass er zulies, dass sich die Schwerter verkanteten wich er den gegnerischen Hieben durch Rollen und Sprünge aus. Oder er schlug Khalids Schwert nur soweit zur Seite, dass er sich gerade so aus der Trefferzone herausmogeln konnte. Das hatte zwei Effekte. Zum einen verfolgte Amerin damit konsequent seine „Philosophie“ , nur so viel Energie wie nötig in seine Bewegungen zu stecken, wodurch er sehr „ökonomisch“ mit seiner Ausdauer umging. Zum anderen ärgerte er damit (unbewusst) den Carim. Khalid war es von Neithan gewohnt, dass dieser oft die direkte Konfrontation wählte. Aber dieser Amaterion lies sich auf so was nicht ein. Khalid versuchte zwar hartnäckig, einen Treffer zu landen, aber sein Gegenüber sorgte immer dafür, dass er sein Ziel oft nur um haaresbreite verfehlte.

    Obwohl die beiden es kaum bemerkten, so steigerte sich die Geschwindigkeit des Schlagabtauschs stetig. Ein gekonnter Angriff traf auf eine noch gekonntere Parade oder ein perfektes Ausweichmanöver. Der Kampf erreichte allmählich die Grenze zur Brutalität. Immer schneller erfolgten die Angriffe, bis sich das Waffengeklirr zu einem einzigen Geräusch erhob, dass etwas vom tiefen, langgezogenen Klang einer mächtigen Kirchenglocke hatte. Schweiß tropfte von Khalids Armen und seinem Gesicht, doch er kämpfte mit eiserner Entschlossenheit weiter. Seine Absicht, den Kampf schnell zu beenden hatte der Halbelf mittlerweile verworfen. Er musste mit säuerlichem Gesichtsausdruck feststellen, dass das Verhalten Amerins keinesfalls Selbstüberschätzung war. Der Assasine führte seine Schwerter mit der selben Entschlossenheit wie er und mehr als einmal hätte er beinahe einen fatalen Treffer gelandet. Khalid selbst hatte ebenfalls einige Chancen gehabt, die Deckung des Amaterions zu durchdringen. Aber um die Chance verwandeln zu können hätte er seine Deckung öffnen müssen, was bei dem Obsidianwirbel vor ihm sehr riskant war. Der steinerne Gesichtsausdruck Amerins mit den gefühlslosen spiegelnden Augen war fast schon beängstigend. Khalid biss die Zähne zusammen... und da bot sich ihm eine Chance! Einen kurzen Moment lang war Amerin unkonzentriert. Es entstand so zwar keine Lücke in seiner Deckung aber der Amaterion konnte nicht angemessen auf Khalids schnellen Angriff reagieren. Das, was er hatte vermeiden wollte, geschah. Um nicht getroffen zu werden riss er seine Waffen gekreuzt zu einer Parade nach oben um den Hieb zu parieren und die Klingen verkanteten sich. Khalid hatte nun nur noch wenig Mühe, durch reinen Krafteinsatz Amerin immer weiter zurückzudrängen. Der Amaterion gab zwar sein bestes aber die verkanteten Klingen kamen immer näher. Khalids war Amerin mittlerweile so nah gekommen, dass er schon förmlich den Atem des Amaterions spüren konnte. Er war sich sicher, dass er ihn nun an einen aussichtslosen Punkt getrieben hatte - womit er auch teilweise recht hatte -.

    Aus dem Mut der Verzweifelung tat Amerin etwas, womit Khalid sicherlich nicht gerechnet hatte. Der Assasine verlagerte in einem Sekundenbruchteil seine Kraft auf die recht Klinge, mit der er nun die Parade aufrecht hielt. Das andere Schwert schleuderte er senkrecht hoch in die Luft und schlug mit seiner nun freien Hand dem Carim direkt ins Gesicht. Dieser torkelte ein Stück zurück und gab dem Assasinen damit genug Zeit um seine zweite Waffe wieder aufzufangen.
    "Da konnte Neithan als Kleinkind ja stärkere Schläge austeilen, mein Freund!" kam es von Khalid. Der Schlag war zwar nicht ganz so schwach, denn sonst hätte der Amaterion nicht die Chance gehabt zu entkommen, aber es war nicht gerade einer von den stärkeren Schlägen, die Khalid jemals abbekommen hatte.
    Der Kampf ging von Neuem los, aber Khalid hatte nun eine neue Idee.


    Er beabsichtigte, Amerin immer weiter zur Reling oder einem der Masten zu drängen um seine Bewegungsfreiheit einzuschränken. Wie sich gezeigt hatte, wirkte sich das fatal auf dessen Kampftaktik aus. Der Amaterion erkannte den Versuch, lies es aber zu, dass er näher an einen der mächtigen Holzstämme kam. Er hatte vor, den Kampf zu beenden, denn seine Ausdauer lies allmählich nach und er konnte es sich nicht erlauben, zu warten, bis einer einen Fehler machte. Innerlich ärgerte er sich jedoch darüber, dass er seine Kondition etwas hatte schleifen lassen. Früher hätte er sicherlich länger kämpfen können. Ob er das Angebot des Zwerges annehmen sollte um zu trainieren....?

    Kurze Zeit später stand der Amaterion schon fast mit dem Rücken zur Wand. Khalid setzte nun voll auf starke, kraftvolle Hiebe um Amerin weiter zurückzudrängen.

    Blizschnell duckte sich dieser unter einem horizontalen Schlag weg und drahte sich um. Er legte allen Schwung in seine Bewegung und so gelang es ihm, ein Stück an dem Mast hinaufzulaufen. Er stieß sich ab und schlug einen Salto, nur um hinter Khalid zu landen. Einen Kampfschritt später war alles vorbei, jedoch kam es anders als Amerin und der Halbelf sich das vorgestellt hatte. Denn noch während seines Sprungs hatte der Carim reagiert und sich und sich umgedreht. Er hatte seinen Angriff nur kurz vor dem Ziel abgebrochen und nun ruhte sein Schwert nur wenige Zentimeter vor Amerins Kehle. Er klopfte noch mal demonstrativ mit der Waffe leicht auf Amerins Hals um zu zeigen, dass der Treffer tödlich gewesen wäre.
    „Du bist geschlagen!“ sagte er euphorisch. Aber etwas stimmte nicht, denn der Assasine musste hämisch schmunzeln.
    „Was hältst du eigentlich von diesen südlichen Regionen, wo man sehr viel Spaß haben kann?“ fragte er und klopfte ebenfalls mit einer Obsidianklinge auf Khalids Körper. Auch diese hatte ein Ziel gefunden und wäre in einem echten Kampf nicht kurz vor... einem gewissen Punkt zwischen Khalids Beinen zum stehen gekommen.
    „Die Frage ist nur, welche Wunde schlimmer gewesen wäre. Ich hätte in solchen Situationen vielleicht den Kopf verloren, aber du?“ sagte Kel´Verdox und grinste. Khalid starrte ihn nur verdattert an.
    „Unentschieden?“ bot Amerin an.

    2 Mal editiert, zuletzt von Nahald (26. April 2007 um 01:05)

  • „Einverstanden.“ Antwortete ihm Khalid ruhig und beide ließen voneinander ab. Sie standen noch eine Weile da und sahen sich an. Jedem gingen seine eigenen Gedanken durch den Kopf. Khalid lies Naratsil wieder in seine Scheide gleiten, blickte Kel´Verdox dabei aber weiter tief in diese spiegelnden Augen, als ob er versuchte seine Gedanken zu lesen.
    „Mindestens neun verschiedene Gelegenheiten sagtest du also?“ fragte er den Amaterion und kniff dabei ungläubig die Augen zusammen.
    „Ja!“ antwortete Kel’Verdox unerschütterlich.
    „Mhm…“ Khalid nickte leicht und sah nachdenklich auf den Boden.
    „Nun, wenn ich so recht überlege…eigentlich waren es zwölf, mindestens zwölf!“ und Amerin zeigte bei dem darauf folgendem Lächeln seine Zähne. Khalid entglitt ein amüsiertes Schmunzeln und er schüttelte dabei den Kopf.
    „Zählen scheinst du ja recht gut zu können, mindestens genauso gut wie unterhaltende Sprüche ablassen! Aber überleg doch mal ernsthaft: Glaubst du wirklich, es wäre dir gelungen? Willst du mich wirklich anhand der kurzen Zeit wo du mich kennst beurteilen? Wärest du weise, würdest du es nicht!“ Schlussendlich nickte Khalid jedoch Amerin anerkennend zu und wollte unter Deck gehen, er war durstig geworden. Er blieb aber noch kurz stehen und rief zum Amaterion:“ Ach ja, eins noch! Nur nicht den Kopf verlieren!“

    Unter Deck holte sich Khalid einen Wasserschlauch, füllte mit dessen Wasser einen Becher voll und trank genüsslich. Auch wenn der Übungskampf gegen Amerin nicht so verlief, wie er es erhoffte, und Neithan anscheinend immer noch sauer war, so konnte er doch auf einen guten Tag zurückblicken. Barowén hat ihn heut am meisten beeindruckt, sie war wirklich sehr ehrgeizig und bestrebt, noch dazu lernte sie sehr schnell. Aber der Kampf mit Kel’Verdox beschäftigte ihn nun doch mehr. Es war durchaus nicht das erste Mal, dass Khalid gegen einen kämpfte, der den Kampfstil mit zwei Schwertern beherrschte. Der Amaterion war geschickt, sehr geschickt und das musste ihm der Carim neidlos zugestehen. Vor Amerin direkt würde er es aber wahrscheinlich nicht tun, zumindest hielt Khalid dies für besser. Wer weis, was er sich dann sonst noch drauf einbilden würde. Ein wenig erinnerte der Kampf heute Khalid an einen früheren, obwohl sie doch sehr verschieden waren. Er wusste nicht warum, aber plötzlich kam sich Khalid alt vor, was er auch rein von den Lebensjahren her war. Oder nein…es war was anderes. Amerin hatte ihn heute im wahrsten Sinne des Wortes bei den Eiern, wie es bei den Menschen so schön heißt. War er vielleicht eingerostet? Hatte er sich zu sehr um Neithan gekümmert und sich selber umso mehr vernachlässigt? Er hatte schon beim Kampf gegen den Gesandten leicht dieses Gefühl, und Selbstzweifel kamen auf einmal in ihm auf. Er dachte an verschiedene Gegner aus seiner Vergangenheit, dann an seinen Erzfeind Confector und mit ihm zugleich an Escaton. Und schließlich an…Nahald.

    "Dann nennt mich auch bitte Khalid, einfach nur Khalid."
    "Gut...Khalid. Wenn ich mich nicht irre bedeutet es "unsterblich". Irgendwie passend..." Erinnerte sich der Carim an das Gespräch mit Barowén, kurz nachdem sie in Richtung Zwergenstadt aufgebrochen waren. Unsterblich…ob es wirklich passte?
    Egal, er wollte nicht mehr weiter an diesen Gedanken hängen, nein. Es brachte ohnehin nichts.

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    "Und zum ersten Mal in seiner Geschichte erbebten die Kontinente Vandrias, dem Juwel Anos, unter den grauenvollen Klängen eines Krieges..."


  • Thangrim, der sich während des Übungskampfes zwischen Khalid und Amerin zu seinem Magierfreund Max gesellt hatte, schmunzelte, als sich der Carim und der Amaterion trennten. Auf den beiden Gesichtern stand viel mehr Schweiß, als es bei Thangrim und seinem Bruder nach ihrem Übungskampf gewesen war. Nach dem atemberaubendem Kampf war das bestätigt worden, was der Zwerg schon vermutete hatte, bevor er die Wette mit Amerin abgeschlossen hatte: Der Kampf war mit einem Unentschieden ausgegangen.
    *Die Konstitution von Elfen ist ziemlich gering.* dachte der Zwerg, *Aber dass machen sie mit ihrer Schnelligkeit wett!“
    Vielleicht würde Amerin merken, dass Thangrim auch ihm etwas beibringen konnte. Aber dass lag nicht an Thangrim. Vielleicht ließ es die Überheblichkeit und der triefende Sarkasmus des Amaterion zu. Vielleicht.
    Schulterzuckend wandte sich der Zwerg an Max, der sich hingesetzt hatte.
    "Wie kommst du mit deinen Übungen für den neuen Zauber voran?" Max hatte den Zwerg eingeweiht, dass er an einem neuen Zauber übte. Als Antwort schloss der Zauberer die Augen und murmelte magische Beschwörungsworte. Thangrim staunte nicht schlecht, als Max plötzlich vom Boden abhob und neben dem Zwerg herschwebte.
    "Levitationszauber sind ziemlich praktisch." murmelte Max und grinste Thangrim an. "Aber dass ist nicht der neue Zauber. Komm, du hast doch bestimmt nichts gegen einen kleinen Flug, oder?"
    "Überhaupt nicht!" antwortete der Zwerg und zog sich an der Hand von Max hoch. Beinahe hätte der Magier die Konzentration verloren und der Zauber wäre aufgehoben worden, da er das Gewicht seines Zwergenfreundes unterschätzt hatte.
    "Halt dich gut fest!" sagte Max und murmelte erneut ein paar magische Worte. Diese waren jedoch anders als die vorherigen, wie Thangrim bemerkte. Plötzlich stiegen die beiden immer schneller und schneller auf. Die "Nautil" unter ihnen wurde kleiner und kleiner, und dann waren sie von weißen Nebelfetzen umgeben.
    "Hast nennt man diesen Zauber. Damit sind wir doppelt so schnell als normal." bemerkte Max. "Das erklärt unseren rasanten Aufstieg."
    Doch die Worte des Magiers erreichten den Zwerg nicht, da er sich staunend umschaute. Zwar hatte er von verrückten Techniskusen gehört, die ein mechanisches Gerät erbaut hatten, dass sie "Fluggerät" nannten, und das Magier schweben konnten, aber er hatte nie gedacht, dass man so hoch fliegen konnte.
    Max, der seinen Freund beobachte, staunte nicht das erste Mal über den ungewöhnlichen Zwerg: Normalerweise würden Zwerge Wasser verabscheuen, aber der Zwerg ging ohne Wiederwillen baden. Und jetzt staunte er, als er so hoch schwebte. Zwar hatte der Magier noch nie Zwerge in der Luft erlebt, aber das mürrische Volk war dafür bekannt, Wasser zu verabscheuen.
    Langsam sanken sie wieder hinunter, und nach einigen kurzen Augenblicken erblickten sie die Nautil, worauf Max sich beeilte, sie einzuholen.

    "Der Hast-Zauber wird uns sicherlich noch nützlich sein." sagte Max, als sie entlich wieder das Holz des Schiffes unter den Füßen hatten. "Ich werde üben, den Zauber gleichzeitig auf mehrere Personen ausdehnen zu können. Dass verschafft uns einen enormen Vorteil im Kampf. Also, wenn du mich entschuldigen würdest...!" Die blaue Robe des Magiers flatterte im Wind, während er unter Deck eilte.
    Dann bemerkte Thangrim Amerin, der am Reling lehnend beobachtet hatte, wie Max und der Zwerg die kleine Tour unternommen hatten.
    Der Zwerg lächelte ihm zu und begab sich auf die Suche nach Neithan. Thangrim hatte vor, ihn mit Hilfe eines kleinen Gespräches und eines Übungskampfes aufzumuntern, falls er noch immer schmollte.

    Schließlich traf der Zwerg im Lagerraum auf Neithan, wo der Halbelf schon mit Khalid trainiert hatte. Thangrim schaute Neithan ein paar Minuten lange zu, der ein paar Übungen mit dem Schwert absolvierte.
    "Meinst du nicht, dass schmollen nichts bringt?" fragte der Zwerg, und Neithan drehte sich erschrocken um, da er Thangrim nicht bemerkt hatte.

    "Es wird immer überall um den Frieden gekämpft!"

  • Thule Marxon schritt über den Marktplatz der Insel Ferond. Zwar wirkte der Ort normal, aber wenn man genauer hinsah erkannte man den Verfall, den der andauernde Bürgerkrieg im Reich Ethina gebracht hatte. Die Bevölkerung hatte unter dem Regime von König Lazarus zu leiden. Zwangsrekrutierungen und Steuererhöhungen waren an der Tagesordnung, aber die immer präsente Stadtwache hielt alles unter Kontrolle und verhängte drakonische Strafen über Aufsässige oder auch nur solche, die unbedacht etwas Schlechtes über Lazarus Regentschaft gesagt hatten.

    Und Marxon war Teil dieses Regimes. Allerdings hatte er nicht nur die Aufgabe, die Leute zu bestrafen, sondern auch, sie zu „unterhalten“. Es war ein offenes Geheimnis, dass die in den Reihen der Bürger Feronds gärte und der König konnte sich momentan keine Revolte erlauben. Also hatte er einen geschickten Kunstgriff angewandt, denn Lazarus hatte den Zorn der Bevölkerung gesammelt und auf ein anderes Ziel gelenkt. Wesen, die nicht der menschlichen Rasse angehörten waren offiziell in Lazarus Reich in Ethina geduldet mehr auch nicht. Der Königliche Geheimdienst hatte in den letzten Monaten öfters gefälschte Informationen unter das Volk gebracht, die Nichtmenschen schlecht dastehen ließen. Zwerge wurden nun im Volksmund als gierig, geizig, grob und ungehobelt betrachtet, während Elfen vor allem wegen ihrer Hochnäsigkeit angeprangert wurden. Zudem hatte man immer wieder der Bevölkerung eingetrichtert, dass die Menschen die einzige Rasse seien, die wahrlich gut, gerecht und rechtschaffen war. Nun wurden die Wesen anderer Rassen als minderwertig angesehen und man machte sie für alle Probleme verantwortlich, egal ob das wahr war oder nicht.

    Dies war der Punkt, an dem Thule ins Spiel kam. Lazarus hatte, um der „Bedrohung“ durch das nichtmenschliche Gesocks entgegen zu wirken einen neuen Arm des Gesetztes kreiert: die Royale Inquisition. Diese Inquisitoren waren mit Vollmachten ausgestattet, die es ihnen erlaubten ohne jeglichen Prozess über „Straftäter“ aus den Reihen der Zwerge, Elfen etc... zu richten. Da immer wieder neue Sonderklauseln erlassen wurden, die den Nichtmenschen das Leben schwer machten (etwa Extra-Besteuerungen auf elfische Produkte oder eine Beschränkung der Bartlänge des kleinen Volkes) waren die Inquisitoren immer in der Lage, einen „Schuldigen“ zu finden, der gegen das Recht verstoßen hatte. Auf jenem Marktplatz war eine Art Tribüne aufgebaut worden, auf der fast schon regelmäßig Schauprozesse stattfanden. Ebenso üblich war es, dass Menschen ihre andersstämmigen Mitbewohner anklagten, nur weil sie von ihnen schief angeschaut worden waren. Verbrechen, die von den Bürgern gegenüber Nichtmenschen begangen hatten wurden jedoch meist sehr milde Bestraft, wenn überhaupt. Marxon selbst war einer dieser Inquisitoren, genauer gesagt ein Inquisitor der ersten Sphäre, was ein recht hoher Rang war.

    Thule ging also über den Marktplatz auf der Suche nach jemandem, den er als Sündenbock für die Inkompetenz seines Königs bluten lassen konnte. Kurz darauf wurde er fündig. Ein Zwerg, der den Beruf des Werkzeugschmiedes ausübte watschelte auf seinen kurzen Beinen über den Platz. Thule stellte sich ihm absichtlich in den Weg, sodass er von dem kleinen Mann angerempelt wurde. Dieser erschrak und sagte mit einem verängstigten aber säuerlichem Unterton:
    „Verzeiht, Herr, dass ich so unaufmerksam war.“
    „In der Tat, aber sollte man von einem wie euch, der sich die letzten grauen Zellen in seinem winzigen Hitzkopf wegsäuft etwa Intelligenz oder Aufmerksamkeit erwarten? Euer unterentwickeltes Volk war ja nicht mal in der Lage, seine primitiven und barbarischen Gebräuche abzulegen, zugunsten von einem hauch zivilisierter Höflichkeit.“ Sagte Marxon mit einem hämischen Grinsen. Die umstehenden Bürger lachten den armen Schmied aus, als sie die Worte hörten.
    Thule fuhr mit dem Spiel fort.
    „Seht euch doch nur mal an! Ein Mensch pflegt es, wenigstens mit ordentlichem Schuhwerk an den Füßen herumzulaufen. Aber ihr?“ fragte er und zeigte auf die Füße des Zwergs. Einer der Schnürsenkel war aufgegangen, was der Zwerg aber aus Furcht nicht bemerkt hatte.
    „Aber wie kann ich euch einen Vorwurf machen? Eure Eltern haben euch natürlich nie gezeigt, wie man einen Schuh ordentlich bindet! Alles, was ihr von euren Vätern und Müttern lernt ist, wie man zwei Steine aneinander schlägt.“
    Marxons Rede zielte darauf ab, den Zwerg, dessen Volk eh schon sehr stolz war, so lange zu demütigen, biss ihm der Kragen platzte.
    „He, Schmied, der Hammer dem ich neulich bei dir gekauft habe ist abgebrochen!“ schrie einer der Gaffer. Bevor der Zwerg sich rechtfertigen konnte ergriff Marxon wieder das Wort.
    „Was muss ich da hören? Du verkaufst minderwertige Waren an meinesgleichen? Es wäre ja kein Problem, wenn du deinen Tand an andere zwergische Pfuscher verkaufen würdest. Aber Menschen, die einem ehrbaren Tagwerk nachgehen müssen sich auf ihr Werkzeug verlassen können. Als Strafe für diese Pfuscherei wirst du deine Schmiede für eine Woche schließen und den dreifachen Wert des Hammers an den von DIR Betrogenen zahlen. Außerdem wirst du ihm einen Neuen machen!“
    „Das ist nicht fair!“
    „NICHT FAIR??? War es vielleicht fair, dass du dem armen Mann minderwertige Ware verkauft hast?“
    „In anbetracht der Tatsache, dass er mich nicht bezahlt hat, ja!“
    „Kannst du das beweisen?“
    „Nun...“
    „... nein! Hab ich mir schon gedacht! Als Strafe für die Verleumdung eines ehrlichen Bürgers wirst du mir auf der Stelle zwanzig Goldstücke bezahlen!“
    „Einen Teu... nun gut.“ Zischte der Zwerg, der nur mit größter Mühe seine Fassung bewahren konnte. Er bezahlte das Gold und wollte so schnell wie möglich weitergehen. Aber als Thule weitersprach erstarrte er in seiner Bewegung.
    „Habe ich dir erlaubt, dich zu entfernen? Ich denke nicht, oder? Da du mich ja so eindringlich auf das, was euer Volk Fairness nennt angepocht hast, werde ich Milde walten lassen.“ Sagte der Inquisitor und nahm eines der zwanzig Geldstücke. Er streckte die Hand aus, um es dem Zwerg zurückzugeben. Aber als der Zwerg nach der Münze greifen wollte lies Marxon sie einfach fallen.
    „Ach, wie ungeschickt von mir. Aber als erdverbundenes Volk wird es einem wie dir doch bestimmt nichts ausmachen, dich zu bücken und die Münze vom schlammigen Boden aufzuheben.“
    Das brachte das Fass zum überlaufen, denn der Zwerg wollte sich auf keinen Fall vor diesem unverschämten Menschen auf die Knie herablassen um das Geldstück aufzuheben. Er verschränkte trotzig die Arme.
    „Heb die Münze auf!“ zischte Thule.
    „Nein!“ war die einfache antwort des Schmieds, der daraufhin Buhrufe und Pfiffe aus der Menge erntete.
    „Du wirst dich jetzt auch der Stelle bücken und das Geldstück aufheben!“
    „Schweigt, Mensch! Ihr wisst gar nichts über die Größe der Zwerge und trichtert allen anderen hier Lügen über mein Volk ein!“ schrie der Schmied.
    Marxon musste noch einen Moment schmunzeln, bevor er mit seinen Händen ein paar schnelle Bewegungen ausführte. Magische Energie erfasste den Zwerg und schleuderte ihn durch die Luft gegen einen Holzpfahl. Er versuchte noch, sich zu erheben als ihn wieder ein Zauber erfasste, der ihn auf die Tribüne warf, wo Marxon bereits auf ihn wartete. Wie von Geisterhand schlangen sich Hand- und Fußfesseln um den Zwerg und fixierten ihn auf einem Holzgestell.
    „Ihr habt euch der Beleidigung eines Inquisitors und der Volksverhetzung schuldig gemacht. Die Verhängung der Strafe liegt in meinem Ermessen und ich sage, dass ihr im Namen des Reiches Ethina und unseres großen Königs Lazarus der öffentlichen Folter ausgeliefert seid, bis die Sonne den Zenit überschritten hat!“ verkündete Thule. Und bis dahin würde noch gut eine Stunde vergehen. Ein Paar Gardisten eilen heran und rissen dem armseligen Schmied seine Weste und sein Wams vom Körper. Zwei von ihnen trugen Schlagstöcke und ein weiterer eine neunschwänzige Katze. Inquisitor Marxon hatte sein Ziel erreicht, da das Volk abgelenkt war und seinen Sündenbock hatte. Zufrieden ging er zurück zu königlichen schloss, während er hinter sich die Knochen des Zwergs unter dem Jubel des Pöbels brechen hörte...

  • "Gut, mir wurde ohnehin schon langweilig!" antwortete Schattengänger mehr ernsthaft als sarkastisch. "Ich werde noch ein, zwei Sachen überprüfen, dann werde ich bereit sein, wann immer ihr aufbrechen wollt. Aber da Abraxas und dieser Metus schon vor Ort sind, nehme ich an, dass es nicht so lange dauern sollte."
    "Auf ein paar Minuten kommt es nicht an." bestätigte Quintus nickend, "Aber lasst euch nicht zuviel Zeit. Der Feind wird nicht warten. Während ihr euch den letzten Überprüfungen der Festung unterzieht, werde ich mich bereit für einen Teleportationszauber machen und ein wenig meditieren."
    Schattengänger, den es überhaupt nicht überraschte, dass die Conventus wussten, was er hier unten machte, nickte. Dann verließ er sein Magierzimmer und machte sich auf den Weg, die letzten zwei Berichte abzuholen und um Anweisungen zu hinterlassen.


    Wasser hustend und total entkräftet kämpfte sich Alana Dalason an das rettende Ufer. Ihre Beine und Arme spürte sie schon lange nicht mehr und all ihre Hoffnung bestand darin, endlich ein warmes Feuer zu entfachen, an dem sie sich aufwärmen konnte. Als die junge Frau endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, fiel sie vor Erschöpfung auf den weichen Sand. Immer wieder sagte sie sich, dass sie nicht überleben würde, wenn sie nicht ein Feuer entfachen konnte. Doch ihre Willenskraft war während des Kampfes gegen das eisige Wasser vollkommen erschöpft, und so übermannten sie die dunklen Wellen der Bewusstlosigkeit...

    *So warm. So wunderschön warm!* waren die ersten Gedanken, als Alana wieder zu sich kam. War sie tot? Oder hatte sie jemand gerettet? Als sie das Ferne knistern eines Feuers vernahm, schlug Alana die Augen auf. Ihre Sicht war total verschwommen. Langsam klärte sich das Bild, und sie konnte die Umrisse eines Zimmers erkennen. Nein, sie lag auf einem Bett, zugedeckt mit mehreren Decken und der Kamin füllte den Raum noch zusätzlich mit angenehmer, warmer Luft. Ihre Gedanken schweiften zurück an die letzten schrecklichen Erinnerungen an Bord der "Ganoria". Tränen stiegen ihr in die Augen und ihre Hände begannen trotz der Wärme zu zittern. Bilder von der grausamen Schlacht zogen vor ihrem geistigen Auge vorbei, und dann war sie sogar gezwungen gewesen, jemanden zu töten...Alana presste ihre Hände gegen ihr Gesicht, um ihre Tränen zu unterdrücken. Langsam und durch regelmäßiges Ein- und Ausatmen konnte sie sich wieder beruhigen.
    Um sich von den Gedanken zu lösen, ließ sie ihren Blick durch das Zimmer schweifen: Es war ein gemütlich eingerichtetes Haus mit nur diesem einen Zimmer, wie sie erkannte. Das Bett stand in einer kleinen Nische, in der Mitte des Raumes war ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Neben der einzigen Tür stand ein kleiner Schrank, auf dem ein gemaltes Bild stand, das eine ältere Frau darstellte. Alana vermutete, dass Magie bei dem Bild angewandt wurde, denn es wirkte total realistisch.
    Ein Krippeln in ihren Füßen ließ die junge Frau bemerken, dass ihre Füße eingeschlafen waren. Mit dem Entschluss, sich ein wenig die Füße zu vertreten, rutschte sie von dem Bett herunter. Doch als die Decken von ihrem Körper glitten, bemerkte sie, dass sie überhaupt nichts an hatte.
    Schnell zog sie die Bettdecken wieder über ihren Körper und legte sich zurück auf das Bett. Wer auch immer sie gerettet hatte, würde vermutlich bald wieder zurückkommen. Dann würde Alana endlich zu ein paar Antworten kommen.


    Nachdem er sich die Berichte über die Umbauten der Festung angehört hatte, betrat Schattengänger das Zimmer neben seinem Magierzimmer. Mit einem Griff packte er seinen magischen Beutel, in dem magische Zutaten für Zauber und die beiden Fokussteine waren. Wenn sie wirklich Abraxas gegenübertreten würden, dann brauchte der Dunkelelf jede magische Verstärkung, die er bekommen konnte. Als er Abraxas die kurze Zeit gegenübergestanden hatte, hatte Schattengänger keine Anzeichen bemerkt, dass sein Gegner ein mächtiger Magier war. Aber dennoch...irgendwie hatte er trotzdem einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nicht, dass der mächtige Dunkelelf Angst hatte, nein, dass nicht, aber er rief sich ins Gedächnis, dass manche Magier ihre magische Aura unterdrücken konnten, damit andere Magier sie nicht aufspüren konnten.
    Doch wenn Abraxas seine Aura unterdrückt hatte, wie war es dem Dunkelelf dann möglich gewesen, ihn aufzuspüren? Schattengänger hatte sich doch an seiner Aura orientiert! Der Dunkelelf machte sich eine weitere Notiz in seinen Gedanken, denn das war etwas, was er noch lüften musste. Vielleicht würden ihm seine neuen, mächtigen Verbündeten dabei helfen. Bis jetzt hatten sie ihm nützliche Dienste erwiesen, denn Quartus war ein sehr mächtiger Verbündeter gewesen. Aber Schattengänger war der Ansicht, dass er selbst Quartus mit ein paar Zauber hätte vernichten können.
    Mit einem weiteren Griff packte sich der Dunkelelf seinen pechschwarzen Stab, der aus dem Holz eines uralten, magischen Baumes stammte. Das Holz brach nie, und in dem Stab ruhten einige mächtige Zauber, die der Besitzer nach belieben freisetzen konnte. Mit einem Nicken, dass er alles hatte, begab sich Schattengänger wieder zu Quintus, der aufschaute, als er das Magierzimmer betrat.
    "So, ich bin bereit." sagte der Dunkelelf und trat näher an den Abgesandten der Conventus heran.


    Durch das Knarren der Holztür wurde Alana aus ihrem kurzem Schlummer geweckt. Sie wagte es nicht, aufzustehen, sondern wartete, bis die Person, die sie gerettet hatte, in ihr Blickfeld kam. Ihren Vermutungen nach sollte es die alte Frau sein, die auf dem Bild abgebildet war.
    "Versteckst du dich jetzt schon vor deiner Retterin?" erklang eine kräftige, weibliche Stimme. "Nun komm, ich bin auf deine Geschichte gespannt."
    Alana lugte über den Bettdeckenzipfel hervor...und vor ihr stand dieselbe Frau, die auch auf dem Bild zu sehen war. Die kräftige Stimme passte überhaupt nicht zu ihrem Aussehen: Sie hatte lange, graue Haare; grüne, stark hervorstechende Augen und eine große Knollnase.
    "Hab keine Angst. Wir sind vom selben Volk, du und ich!" Als die ältere Frau noch immer Alanas Unsicherheit bemerkte, ging sie auf das Bett zu und reichte ihr eine Hand.
    "Isabella Redoson." stellte sich die Frau vor.
    "Alana Dalason." antwortete Alana verwirrt, da ihr der Name ihres Gegenübers bekannt vorkam. Sie ergriff die Hand und wieder überraschte sie die Dame mit einem kräftigen Händedruck.
    "Habt Dank für meine Rettung." sagte die jüngere Frau, als sie sich mit der einen Hand hochzog und mit der anderen die Bettdecke vor ihren Körper hielt.
    Isabella winkte ab. "Kein Problem. Früher habe ich ständig Leuten geholfen. Sei es durch Training ihrer Kräfte oder durch meine speziellen Kräutermischungen."
    "Wo genau sind wir hier? Ich bin mit letzter Kraft auf die nächste Insel zugeschwommen."
    "Wir sind auf einer kleinen Insel süd-westlich des großen Inselkönigreich Ethina, dass ich mal in meinen jüngeren Tagen bereist habe."
    Alana schaute der Frau in die Augen. "Ich muss so schnell wie möglich..."
    "DU musst erst einmal zu Kräften kommen, ansonsten musst du gar nichts! Ich will dich ja nicht so kann vor dem Tod gerettet haben, damit du sofort wieder in dein Verderben rennst."
    "Ihr meint...?!" fragte Alana erschrocken, wurde aber von Isabella unterbrochen, die beschwichtigend die Hand hob.
    "Ja, vor einigen Stunden waren ein paar Männer hier, die dich gesucht haben. Ihren Gedanken nach hatten sie nur Böses im Sinn, deshalb habe ich dich nicht verraten."
    Alana atmete erleichtert auf. "Moment, ihr habt doch vorhin erwähnt, dass wir aus dem selben Volk sind. Seid ihr auch eine Athni?"
    Die ältere Frau lächelte breit. "Ja, das bin ich. Es tut gut, wieder jemanden mit den selben Fähigkeiten zu treffen. Mit meinen knappen 250 Jahren bin ich auch nicht mehr die Jüngste."
    "Was?! Wie...?" wollte Alana ansetzten.
    "Ruhe dich erst weiter aus. Unsere gegenseitigen Fragen können warten. Ich verrate dir nur soviel, Fräulein Dalason, ich kannte deine Mutter." Isabella lächelte erneut. "Ich hoffe, damit dein Interesse geweckt zu haben! Aber jetzt schlaf, und wisse, dass ich über dich wachen werde."
    Plötzlich wurde Alana wieder schrecklich müde, und bevor sie etwas erwidern konnte, sank sie in einen tiefen Schlaf...

    "Es wird immer überall um den Frieden gekämpft!"

  • Quintus kam Schattengänger entgegen, und blieb so knapp vor ihm stehen, dass nur mehr wenige Zentimeter zwischen ihnen waren. Vielleicht war es etwas zu knapp für Schattengängers Geschmack, welcher in die undurchdringliche Finsternis von Quintus’ Kutte blickte. Der Gesandte streckte langsam seine Arme von sich weg und die breiten Ärmel seiner Kutte ließen seine Gestalt noch größer wirken. Ganz leise hörte der Dunkelelf, wie der Gesandte mystische Worte in einer unbekannten Sprache flüsterte und dabei gleichzeitig tief einzuatmen schien. Die Worte klangen gebieterisch, machtvoll und finster. Seine Stimme verstärkte dies alles noch dazu. Schließlich manifestierten sich schwarze Nebelsäulen um sie, schienen sich an beide anzuschmiegen und Schattengänger spürte dank seiner magischen Sinne, wie sie von dieser Ebene weggeholt wurden.

    Generalfeldmarschall Treyd Tarangad hing seinen Gedanken nach, als er sich aufmachte um den König Lazarus zu holen. Er war 53 Jahre alt, hatte kurze, schwarze Haare, welche aber vermehrt und vor allem an den Seiten silbergrau wurden. Mehrere kleine Narben in seinem Gesicht zeugten von früheren Kämpfen und Schlachten. Seine Größe betrug 2,07 Meter und trotz seines Alters galt er auf den ethinischen Inseln noch immer als der beste Kämpfer. Schon seine treu wirkenden, blitzblauen Augen verrieten viel Stärke. Aber der Generalfeldmarschall war vor allem für sein Geschick mit seiner gefürchteten Schwertlanze bekannt. Für Frauen war er aufgrund seiner scharfen Gesichtszüge und seinem unglaublichen Tanztalent attraktiv, aber er war selber glücklich verheiratet und hatte vier schon erwachsene Kinder. Wovon die beiden Söhne selber in der Armee als Offiziere dienten.
    Treyd hatte schon zwei Könige überlebt und man wusste von ihm, dass er einen eigenen Kopf hatte und sich stets Gedanken machte. Einige, die deshalb nicht mit ihm sympathisieren würden den Generalfeldmarschall nur zu gerne von der Bildfläche verschwinden lassen. Aber er ist andererseits einer der Gründe, warum die Rebellen in diesem Königreich sich nun in einer äußerst brenzligen Lage befinden. Einst war er mit der Lady Serena befreundet, welche auch versuchte ihn auf ihre Seite zu bringen. Aber er schwor Lazarus die Treue und nicht ihr. So ungern er der Lady Serena auch das Herz damit brach. Auch noch viele Monate nach Ausbruch des Krieges, versuchte sie ihn im geheimen noch für sich zu gewinnen, was aber misslang.
    Treyd Tarangad stand vor den Gemächern des Königs und wollte anklopfen, ließ es aber sein als er durch die reich verzierten Eichentüren die Stimme von Lazarus hörte, offensichtlich führte wieder diese „Selbstgespräche“…

    „Ich weis…ich weis…aber woher sollte ich denn wissen, dass diese Schriftrolle eine Fälschung war?“ versuchte Lazarus sich zu erklären, der in Königsgewändern auf seinem Bett saß. Secundus stand vor ihm und sprach mit ihm per Telepathie.
    „Ihr hättet eure Magier anweisen können, die Schriftrolle genauer und besser zu untersuchen! Nun haben wir wertvolle Zeit vergeudet!“
    Lazarus rieb sich nervös am Genick. Secundus Macht hatte er schon gesehen und er fürchtete diesen unheimlichen Zeitgenossen. Wieso hatte er sich auch nur mit ihm eingelassen? Besser gesagt mit dieser Conventus?
    „Wie dem auch sei. Es werden bald welche hier auftauchen, die mit mir den Zauber der auf diesem Stein liegt aufheben können…“
    Lazarus sah auf und seine braunen Haare fielen ihm dabei in sein schmales Gesicht.
    „Ihr…ihr meint es kommen noch mehr Gesandte?“
    „Unter anderem, ja!“
    „Und wenn ihr den Stein hinfort geschafft habt? Was dann?“
    „Er wird sicher aufbewahrt werden. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“
    „Ah…nun schön…wenn ihr meint.“
    Plötzlich klopfte es an der Tür. Hastig sprang Lazarus auf und überlegte wer dies wohl sein könnte.
    „J-ja bitte?“ fragte er.
    „Mein König? Ich bin es, Tarangad. Die Versammlung hat statt gefunden. Ihr werdet berreits erwartet.“
    Jetzt fiel es Lazarus wieder ein!
    „Achja, ich komme…“
    Lazarus strich noch einmal über seine Gewänder, ging zu Tür und blieb stehen. Er drehte sich leicht zu Secundus um.
    „Tut was ihr tun müsst, um den Stein von hier fort zu schaffen. Aber denkt an unsere Abmachung!“
    „Die Conventus wird ihr Versprechen halten, seid unbesorgt…“
    Lazarus nickte und ging nach draußen, wo Treyd Tarangad schon wartete. Schweigend gingen sie die Gänge entlang. Der Generalfeldmarschall wollte den König eigentlich nach seinem Wohlbefinden fragen, lies es aber.
    Indessen erschienen Schattengänger und Quintus in den Gemächern des Königs. Secundus hatte sie erwartet und verbeugte sich leicht.
    „Ich freue mich dich zu sehen Bruder.“ Begrüßte Quintus sein Gegenüber.
    „Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Bruder. Und ihr seid Schattengänger, wenn ich richtig in meiner Annahme bin?“

    Neithan seufzte und blickte Thangrim in die Augen. Schmollen…vielleicht hatte der Zwerg recht und es brachte wirklich nichts. Neithan wusste nicht so recht, aber vielleicht würde es helfen mit Thangrim zu reden.
    „Gehen wir ein Bier trinken oder was wir halt an Bord haben? Khalid ist sowieso gerade mit Barowéns Training beschäftigt.“

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    "Und zum ersten Mal in seiner Geschichte erbebten die Kontinente Vandrias, dem Juwel Anos, unter den grauenvollen Klängen eines Krieges..."


  • Der Käfig stand am Rande einer großen Lichtung mitten im Sumpf. Auf der Lichtung waren viereckige Lehmhütten errichtet worden und bildeten eine Siedlung. Ihre echsenhaften Bewacher führten sie durch die Gassen, vorbei an anderen Echsen, große wie kleine, junge wie alte. Und alle beobachteten die Fremden neugierig. Sie schienen nicht oft Besuch zu bekommen.
    Der Weg führte zu einem großen Ziggurat im Zentrum der Siedlung. Im Gegensatz zu den Häusern war das Ziggurat aber nicht aus Lehm, sondern aus massiven Granitblöcken gebaut worden.
    Ein Durchgang am Fuße des Ziggurats wurde von zwei Echsenmenschen bewacht, die mit einer seltsamen Rüstung dastanden. Sie bestanden aus einem unbekannten, bernsteinfarbenen Stoff. Es musste eine zeriomonelle Funktion haben, den wirklichen Schutz schienen sie nicht zu bieten. Ihr Weg führte in das Ziggurat, welches offensichtlich als Tempel oder religiöse Stätte handelte. Im Tempel wurden sie in einer Art Opferraum geführt. Überall brannten kleine Feuerständer, es liefen Priester umher und im Zentrum des Raumes stand ein erhöhter Altar mit einem Schamanen. Hlaine bekam große Augen, auf dem Altar stand ein kleiner Käfig und hielt seine kleine Fee, Yucále, gefangen.
    "Ssss Husk nar gussss." sagte der Schamane, aber weder Hlaine noch Evangelina konnten damit was anfangen.
    Hlaine kam eine Idee. Diese Wesen mussten zu einer sehr alten Rasse gehören, und wenn sie die gemeinsame Sprache nicht sprachen, dann eine von den alten Völkern. Elfisch konnte Hlaine nicht, aber er konnte Kazakalit, die Zwergensprache.
    "Sprecht ihr vielleicht diese Sprache?" fragte er auf Zwergisch. Evangelina blicke Hlaine an als habe er nicht alle Tassen im Schrank hätte, aber der Schamane grinste. Dabei entblößte er scharfe Schneidezähne, die darauf hinwiesen, das mehr Fleisch als Salat auf der Speisekarte stand.
    "Sssiisssa sssprechen diessse Sssprache." kam die anwort auf sehr altem Zwergisch. "Unsssere Freunde, die Sssöhne Vaccrasss, sssprachen sssie. Nun da ihr versssteht wiederhole ich meine Frage: Wer ssseid ihr? Wasss macht ihr im Reich der Alten?"
    "Wir sind Menschen durch einen Unfall hier gelandet sind. Wir wollten das . . äh. . " Hlaine suchte nach einem zwergischen Wort für das Vinculum. " . . den . . . den magischen Stein der weite Reisen ermöglicht, benutzen. Doch auf der Rückreise gab es einen Zwischenfall." (Wortwörtlich übersetzt hieß der letzte Satz: Während des Schichtwechsels fiel der Stollen ein. Das ist ein zwergisches Sprichwort für Unglück)
    "Wasss ihr da sssagt issst sssehr beunruhigend. Ssschon ssseind langem wird dasss Artefakt im Sssee nicht mehr benutzt. Ihr werdet wieder in eure Zzzelle gebracht isss ich entssschieden habe wasss mit euch gessschied."
    "Wartet." rief Hlaine noch als die Wächter ihm andeuteten zu gehen. "Was geschieht mit ihr?" Er zeigte auf Yucále.
    "Sssie wird unsss alsss Versssuchsssobjekt dienen."
    "Bitte tut dies nicht, die ist meine Gefährtin, verschohnt sie, bitte."
    Der Schamane dachte kurz nach, sagte dann aber: "Ich bin einverstanden. Wir werden vorerst ihr Leben ssschonen. Vorerst."
    Dann wurden die Gefangenen abgeführt.


    Okri und Doreen saßen im Ausguck der Nautil und schauten auf die weite See, während ihnen der Wind um ihre Haare herumspielte. "Dich beschäftigt doch etwas Okri." sagte Doreen um die andauernde Stille zu unterbrechen. Okri seufzte. "Mir gehen die Ereignisse der letzten Tage nicht aus dem Kopf. Mir behagt es nicht das der Schrecken wieder auf freien Fuß ist. Es ist meiner Meinung nach nur eine Frage der Zeit bis er die Zwergenstädte wieder überfällt." "Warum hast du und Snorri ihn dann nicht wieder in den Kerker geschmissen?" "Weil wir unser WORT - unser ZWERGENWORT - gegeben haben." Wieder herrschte ein kurzes Schweigen. "Außerdem will mir die Ungewissheit um Evangelinas und Hlaines Schicksal keine Ruhe lassen." "Geht mir genauso." sagte Doreen mitfühlend und legte die Hand auf Okris Schulter. "Aber wir Khalid neulich zu Neithan gesagt: 'Mir machen nicht die vergangenen Ereignisse Sorgen, sondern die, die uns noch bevorstehen.' Und soll ich dir was sagen Okri? Er hat recht. Schattengänger, Abraxas, die Gesandten . . . uns steht noch einiges bevor." Okri nickte langsam und lächelte leicht, was Aufgrund seiner Augenklappe etwas komisch aussah. Aber mit einem Schlag verschwand dieses Lächeln wieder und Okri griff nach dem im Ausguck befestigten Fernrohr. "Stimmt was nicht?" fragte Doreen besorgt. "Werden wir gleich wissen." brummte Okri und setzte das Fernrohr auf sein noch gesundes Auge. Es folgte eine angespannte Stille von ein paar Sekunden dauer, dann fluchte der Zwerg und rief laut nach unten: "Piratenschiff hart Steuerbord!"
    Die Reaktionen an Bord waren unterschiedlich: Neithan trank gerade und prustete Thangrim direkt ins Gesicht. Was mit einem "Das gute Bier!!!" von dem Zwerg quittiert wurde. Khalid und Barowén unterbrachen ihr Training und beugten sich über die Reling um nach dem Schiff Ausschau zu halten. Max meditierte gerade und bekam von allem nichts mit. Amerin zog seine beiden Schwerter und ließ sie Testweise an den Klingen entlangfahren.
    Fritz, der am Steuerrad stand und Entfernung und Geschwindigkeit des Piratenschiffes einschätzte, fluchte laut. "Ich fürchte denen können wir nicht mehr entkommen." stellte er kategorisch fest. "Der Wind weht für sie besser."

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  • Schattengänger nickte und verbeugte sich diplomatisch. "Ja, der bin ich. Und ihr müsst Secundus sein...!"
    Der Dunkelelf ließ seine Augen durch den Raum wandern, so, als ob er gerade erst bemerkt hätte, wo er sich befand.
    "Lasst mich raten...!" begann Schattengänger, "Die Gemächer des Königs. Ziehmlich prunkvoll...!"
    Secundus nickte.
    "Nun, dann lasst uns gleich zur Sache kommen." Schattengänger schaute erwartungsvoll zwischen den beiden Gesandten der Conventus hin und her.


    Thangrim wischte sich durch den nassen Bart. Die Aussicht auf einen guten Kampf ließ ihn breit grinsen. Der Zwerg stand auf und starrte über die Reling.
    "Haben wir denn wirklich keine Möglichkeit mehr, ihnen irgendwie zu entkommen oder auszuweichen?" rief Max Fritz zu, der soeben seine Meditation beendet hatte.
    "Ihnen ausweichen?" fragte Thangrim verdutzt, "Warum ihnen ausweichen? Wir nehmen direkt Kurs auf sie und versenken ihr Schiff!"
    "Warum so eine Vorfreude, Herr Grumbaki?" fragte Max mit einer leicht säuerlichen Miene, da sein Vorschlag von seinem Freund so blödsinnig hingestellt wurde.
    Als Antwort zuckte der Zwerg nur mit den Schultern. "Irgendwie habe ich seit langem wieder richtig Lust, ein paar böse Buben das Fürchten zu lernen."
    "Dazu wirst du im Laufe unseres Abenteuers, das gerade erst begonnen hat, noch genug Gelegenheiten bekommen!" bemerkte Okri von oben, der das Gespräch mitbekommen hatte. Irgendwie passte diese Art von Vorfreude nicht zu seinem Bruder...aber irgendwie war es auch vollkommen natürlich, denn so waren Zwerge eben.
    "Nun, dann sollten wir uns so gut wie es geht auf die Ankömmlinge vorbereiten." sagte Khalid, der neben Thangrim am Reling stand.
    Thangrim nickte. "Fritz, such uns ein schönes Fleckchen Gewässer, wo du die "Nautil" gut manövrieren kannst!" rief der Zwerg, dann rannte er in Richtung des Unterdecks, um seine Waffen zu holen. Aber kurz vor der Tür blieb er stehen und drehte sich noch einmal um.
    "Ich habe so das Gefühl, dass es ein schöner Tag wird!" Als Thangrim das Kopfschütteln von Max sah, lächelte er nur noch breiter, denn wie Thangrim an dem Gesicht des Zauberers ablesen konnte, hasste es Max, auf See zu kämpfen. Dann öffnete der Zwerg die Tür und verschwand.

    Nachdem Thangrim das Deck verlassen hatte, wandte sich Max wieder dem Piratenschiff zu. Wie gebannt beobachtete er das Schiff. Nach ein paar Minuten kniff er die Augen zusammen, so als hätte er etwas bemerkt.
    Mit einem Nicken zu sich selbst begann der Zauberer mit den rot-grünlichen Haaren einige Schutzzauber zu sprechen.
    Als er fertig war, drehte sich Max zu den anderen um.
    "Sie haben einen Magier, und wenn ich mich nicht täusche, ist er oder sie nicht gerade ein Anfänger in Sachen Magie!"

    Da stand er, schön gegen die Schiffswand gelehnt. Mit beiden Händen hob Thangrim den Hammer und schnallte ihn an den Rücken. Als der Zwerg zufrieden feststellte, das der Hammer fest saß, schaute er die Axt von Balinor an, die auf dem Bod lag. Wie es seinem alten Zwergenfreund wohl ging? Hoffentlich gut, dachte Thangrim. Mit der Erinnerung an Okris Satz "Habe immer eine Ersatzwaffe dabei!" ergriff er den Stiel der Axt und steckte sie in den Gürtel. Dann überprüfte Thangrim noch einmal seine Ausrüstung, dann lief er viel gemütlicher als beim Hinweg zurück zum Oberdeck.

    "Es wird immer überall um den Frieden gekämpft!"

  • Die Lippen von Lazarus hatten sich die ganze Zeit bewegt, als ob er leise etwas vorsagen würde oder still mit sich selber sprach. Tarangad hatte dies bemerkt, aber es kümmerte ihn nicht weiter. Ihre Schritte hallten in diesem langen Vorsaal wider und durch die riesigen Fenster schien die Sonne. Hier war alles aus braunem Marmor, durch den sich weiße Adern erstreckten. Große Spiegel, zwischen denen je zwei Säulen standen, hingen an der Wand gegenüber den Fenstern. Am ehesten könnte man diesen Saal hier mit dem Spiegelsaal von Versailles vergleichen.
    Lazarus und Tarangad kamen vor der verzierten Tür zum Besprechungssaal an, welche sogleich von vier Gardisten geöffnet wurde. Der Saal war rund mit einem großen Dachfenster, der Tisch in der Mitte des Raumes hatte ebenfalls eine runde Form und war aus einem einzigen, großen weißen Marmorstein gehauen worden.
    Viele Bilder mit verzierten Rahmen hingen an den Wänden, und drei Weiße Türen mit goldenen Griffen führten hier noch zusätzlich heraus. Die Bilder zeigten auf der einen Seite Könige und deren Familien, andere zeigten diverse Szenen aus mythologischen Geschichten und auf anderen Bildern wurden große Schlachten, sowohl an Land als auch auf See gezeigt. Lazarus blickte in die 45 Gesichter seiner stehenden Untergebenen. Einige schienen gerade erst auf die dreißig zuzugehen, und nur wenige waren in Tarangads oder Lazarus’ Alter.
    „Bitte verzeiht meine Verspätung.“ Kam es knapp von Lazarus, der sich sogleich setzte und danach erst die anderen. Eigentlich brauchte er sich gar nicht entschuldigen und er wusste auch gar nicht, warum er es eigentlich tat. Nun, dies war jetzt nicht mehr von Belang. Tarangad saß in einem Stuhl gleich neben Lazarus.
    „Dann lasst uns beginnen!“ verkündete der König und wartete, dass jemand zum reden anfing.

    Aus den Ärmeln des Gesandten tauchten die dunkelgrauen, hageren Hände mit den klauenartigen Fingern und den langen, schwarzen Fingernägeln auf. Jene Hände, die Schattengänger schon bei Quartus kurz zu Gesicht bekam. Es folgten einige geschwinde aber einfache Bewegungen der Hände und ein purpurnes Licht fing an sie zu umspielen und das Licht ging schließlich auf die drei nieder.
    „Folgt mir.“ Erklang schließlich Secundus Stimme.
    „Was habt ihr da gemacht?“ wollte der Dunkelelf zuerst wissen. Ohne sich umzudrehen schritt Secundus aber weiter zu Tür.
    „Dieser schlichte Zauber wird uns nur vor neugierigen Blicken schützen. Oder anders gesagt: Wir werden für alle so uninteressant sein, dass sie uns ignorieren.“ Und so war für Secundus Schattengängers Frage beantwortet.
    Ohne jeglichen Stress verließen die drei die Gemächer des Königs und wie Secundus es vorhin sagte, sie waren so uninteressant, dass sie von den Wachen und Gardisten einfach ignoriert wurden. Einige Diener, welche gerade mit Tablettes voller Kelche aus einer Seitentür der riesigen Gänge heraus kamen, ignorierten sie ebenfalls. Als wären der Dunkelelf und die Gesandten unsichtbar. Einer der Diener stieß Secundus an, das Tablett mit den Kelchen krachte zu Boden und der Wein floss übern ganzen Marmorboden. Als der Diener sich fluchend aufrichtete, bemerkte er aber weder einen der Gesandten noch Schattengänger.
    „Hast du heimlich den Wein gekostet verdammter Narr?“ schimpfte ihn einer der älteren.
    „Los, geh zurück und fülle die Becher neu! Aber diesmal ohne dass du alles verschüttest!“ setzte er fort. Als er weitergehen wollte, glaubte er drei Schatten hinter dem ungeschickten Diener zu sehen. Er schüttelte diesen Gedanken aber ab und ging weiter. Der König und die anderen mussten ihre Kehlen befeuchten.
    Schattengänger, Secundus und Quintus kamen nach einem ordentlichen Marsch durch die Hallen des Schlosses schließlich vor einer eher unscheinbaren Tür aus Eichenholz zum stehen. Nach dem heben zweier von Secundus Fingern öffnete die Tür sich selbstständig und die drei traten ein. Der Raum war gänzlich dunkel, nur wenige, halb abgebrannte Kerzen standen hier auf Ständern um ein Pult. Das bisschen Licht was sie spendeten genügte aber vollkommen. Die Tür schloss sich wieder und die Gesandten und Schattengänger stellten sich um das Pult, auf dem ein kleiner, matt glänzender Stein lag. Seine dunkle Farbe änderte sich stets und ging ganz flüssig in andere, dunkle Farben über.
    „Dies ist der Stein. Es ist mir zumindest gelungen, ihn aus der Krone zu entfernen, aber selbst dies beanspruchte viel Zeit. Es handelt sich hierbei um einen sehr alten und machtvollen Zauber. Vielleicht hat sogar ein Seraphim oder Erzengel ihn auf diesen Stein gewirkt. Fest steht, dass der Stein nur innerhalb eines Umkreises von einem Kilometer bewegt werden kann. Darüber hinaus ist es nicht möglich, geschweige denn per Teleportation.“
    Dieses kleine Ding ist es also, was von so großem Wert ist für die Conventus, dachte sich Schattengänger. Seine magischen Sinne verrieten ihm aber, dass der Stein gerade mal einen Hauch von Magie in sich trägt, wenn überhaupt. Aber der Zauber der auf ihm liegt…so etwas hatte Schattengänger noch nie zuvor wahrgenommen. Jemand wollte eindeutig, dass dieser Stein bleibt wo er ist. Es wird auf jeden Fall eine große Herausforderung werden, diesen Zauber zu brechen, selbst mit der Hilfe von beiden Gesandten.
    „Gut, dann sollten wir keine Zeit verlieren, wenn Abraxas tatsächlich schon so nahe ist! Aber mir erscheint es seltsam, dass ein Stein mit so wenig Macht mit so einem unglaublich starken Zauber belegt wird…“ Gab der Dunkelelf von sich und holte schon mal einige Utensilien hervor.
    „Erst wenn er mit anderen zusammenkommt entfaltet sich seine Macht. Dies ist schließlich nur ein Splitter von etwas viel Größerem!“ kam es von Quintus.
    „Genug geredet. Fangen wir an, wir werden ohnehin viel Zeit benötigen, womöglich sogar Tage!“ mahnte Secundus.

    Die Diskussionen verfolgte Lazarus nur flüchtig und hing lieber seinen eigenen Gedanken nach. Nun waren sie endlich zu einem Thema gekommen, was auch Lazarus sichtlich mehr interessierte. Die militärische Lage. Was den Krieg angeht mischte er sich nur noch selten ein. Generalfeldmarschall Tarangad war dafür nun zuständig, auch wenn Lazarus eigentlich das Oberkommando hatte. Es war nun ohnehin mehr formell.
    „Die Situation ist vielleicht ernster als ihr denkt, Generalfeldmarschall! Die Rebellen halten ihre Stellung ohne auch nur einen Zentimeter zu weichen und sind hervorragend ausgerüstet!“
    Sprach Fürst Glargard der sich soeben aufgerichtet hatte.
    „Das mag schon sein, Fürst Glargard, aber habt ihr euch irgendwann einmal die Spionageberichte durchgelesen? Es mangelt den Rebellen an Material an den Fronten, das Geld geht ihnen langsam aus, einige Offiziere würden sich sogar von uns bestechen lassen und ihre Armeen schrumpfen und schrumpfen, während wir kaum so hohe Verluste verzeichnen! Sogar von der ehemaligen, königlichen Garde ist nur noch eine Handvoll übrig!“
    „Aber diese Halten unsere Armeen noch immer erfolgreich davon ab, die Himmelsbrücke im Westen zu überqueren. Und auf Vidrun sind ebenfalls nur minimale Erfolge zu verbuchen!“
    „Sobald unsere Söldnerarmeen an der Front von Vidrun angekommen sind und unsere Heere verstärken, werden wir zum finalen Schlag ausholen und die Rebellen vernichtend besiegen!“ entgegnete Tarangad.
    „Schön, aber selbst wenn ihr sie schon Heute los schickt würden sie mindestens zwei bis drei Tage brauchen um sich dort zu sammeln!“
    „Ich habe sie bereits vorgestern losgeschickt, solltet ihr es noch nicht wissen. Aber wahrscheinlich ward ihr wieder zu sehr mit der Cousine eurer Frau beschäftigt, nicht wahr Glargard?“
    Die Röte stieg dem Fürsten ins Gesicht und er war für einen Augenblick sprachlos. Schließlich setzte er sich einfach und blieb für die restliche Zeit schweigsam.

    Khalid war unter Deck gegangen und zog sich sein Kettenhemd an. Da bemerkte er Neithan, der es ihm gleich tat und das Kettenhemd anzog, welches er von seiner Mutter bekommen hatte. Neithan küsste den Talisman, den er ebenfalls von seiner Mutter bekommen hatte und blickte langsam zu Khalid. Die beiden sahen sich schweigend an und Khalid sah in Neithans Augen, dass er sich entschuldigen wollte für sein benehmen. Neithan wollte schon zum reden anfangen, aber Khalid schnitt ihm das Wort ab.
    „Nachher…nachher mein Junge.“
    Neithan nickte und Khalid lächelte ihn freundlich an. Der Carim schnitt mit Naratsil ein paar Mal probeweise die Luft und ging dann wieder mit Neithan an Deck.

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    "Und zum ersten Mal in seiner Geschichte erbebten die Kontinente Vandrias, dem Juwel Anos, unter den grauenvollen Klängen eines Krieges..."


    Einmal editiert, zuletzt von Nahald (20. Mai 2007 um 02:17)

  • Als Alana eingeschlafen war, lächelte Isabella und musterete die junge Frau. Die Ähnlichkeit mit ihrer Tochter in den jungen Jahren war verblüffend. Falls wirklich alles nach Plan laufen sollte, würden sich Isabellas Wünsche erfüllen. Aber bis es soweit war, mussten erst ein paar Vorbereitungen getroffen werden. Erik würde mit ihr zufrieden sein. Die alte Frau schloss die Augen und berührte Alanas Stirn. Dann wurde sie in die Welt von Alanas Träumen hineingezogen und würde sie manipulieren, genauso wie es schon Erik getan hatte.

    Das Deck betretend, sah Thangrim alle Gefährten kampfbereit an der Reling stehen. Der Zwerg trat neben Doreen und seinen Bruder und spähte auf das offene Meer hinaus. Das Piratenschiff war schon gefährlich nahe. Fritz hatte es wohl nicht geschafft, Abstand zu gewinnen. Das amüsierte Thangrim. Schließlich kribbelte es in den Armen des Zwerges, und seine Augen loderten vor Vorfreude. Er war so sehr abgelenkt, dass er nicht bemerkte, wie Max an ihn herantrat und einen Zauber auf ihn wirkte.
    "Das sollte dich schützen, Thangrim!" meinte Max zufrieden, der den gleichen Zauber auch auf die anderen Gefährten gewirkt hatte.
    "Hä?" Thangrim drehte sich zu dem Zauberer um und starrte ihn verwirrt an. "Was soll mich schützen?"
    Max seuftze. "Ich habe mir soeben erlaubt, einen kleinen Zauber auf sich zu wirken, der dich vor Psy-Attacken schützt. Denn ich habe herausgefunden, dass die Piraten dort drüben einen Magier UND einen Psyioniker haben. Psyioniker sind Leute, die seid ihrer Geburt die Fähigkeit haben, andere Leute mit der Kraft der Gedanken zu beeinflussen. Wenn dir zum Beispiel ein Psyioniker befehlen würde, dein heiß-geliebtes Bier gegen die Wand zu werfen, dann würdest du..."
    "...dann würde ich ihn mit meinem Hammer den Schädel zerschmettern!" sagte Thangrim mit einem Lächeln, das keinen Widerspruch duldete. "Ich weiß, was Psyioniker sind. Ich werde vorsichtig sein. Aber danke für die Warnung!"
    Gerade als Max nicken wollte, erregte ein rotes Licht seine Aufmerksamkeit. Der Ursprung des Lichtes war das Piratenschiff, und kurz darauf flackerte der magische Schild, den Max heraufbeschworen hatte, hell auf.

    Nachdem Alana erwacht war, hatte sie von Isabella ihre Kleidung zurückbekommen. Frisch angezogen und nach einer "kleinen" Frühstück trat sie in das Tageslicht. Der frische Wind kitzelte sie im Gesicht, und die junge Frau streckte sich mehrere Male.
    "Bist du soweit?" fragte Isabella, die auf einem schmalen Weg stand, der von dem kleinen Häuschen hoch auf ein kleines Plateu führte. Alana fragte sich nicht zum ersten Mal, wie das Haus hier gebaut wurde. Aber als sie Isabella folgte, wurde ihre Frage beantwortet: Vor ihr erstreckte sich ein kleines Dorf mit etwa sechs bis sieben Häusern.
    "Wir befinden uns etwa im Südwesten der Insel. Das Dorf wurde von Flüchtlingen erbaut, die sich selbst als die "Betrogenen" bezeichnen. Sie wurden um ihr Heim und ihr Gut gebracht, so wie der Name schon sagt." erklärte Isabella, als sie die musternden Blicke von Alana bemerkte.
    "Ich habe ihnen von dir erzählt. Hab keine Angst."
    "Von welcher Insel kommen Sie?" fragte Alana, die der Name "Betrogene" bekannt vorkam.
    "Sie kommen von der selben Insel wie du, von Eladoria."
    Alana keuchte. Ihr Verdacht hatte sich bestätigt. Plötzlich fühlte sie sich von allen Seiten bedrängt. Sie ließ ihren Blick durch die Gegend schweifen, als ob sie jeden Moment einen Angreifer erwarten würde, der sich für die Entscheidung ihres Vaters rächen wollte.
    "Lass uns weiter zum Plateu gehen und mit dem Training beginnen! Ich mache dich später mit den Einwohnern bekannt. Um diese Zeit sind sie sowieso alle auf ihrem kleinen Gebetshügel und huldigen ihrem Gott Tranus."
    Alana nickte und die beiden Frauen setzten ihren Weg fort. Während sie den Rest des Weges zurücklegten, schaute Alana immer wieder über ihre Schulter zu den sieben Häusern zurück, die kreisförmig auf einem großen Platz standen.
    Ihr Vater hatte ihr vor langer Zeit erzählt, dass eine Gruppe versucht hatte, ihn zu ermorden. Doch ihr Anschlag schlug fehl, und auf der Suche nach den Mördern führte eine Spur zu zwei Großfamilien. Da beide Familien von keinem Mordversuch etwas wussten, verbannte sie schließlich der Patriarch für alle Ewigkeit von der Insel. Damit wäre die Sache erledig gewesen, wenn es nicht drei Wochen später einen erneuten Mordversuch gegeben hatte. Diesemal führte die Spur zu einer Gilde, die laut Aussagen eines Zeugen von einem Dunkelelfen angeführt wurde. Gefunden wurden aber nur eine Handvoll Kleinkrimineller, die später beide Mordversuche gestanden und zu Tode verurteilt wurden. Zwar konnte man die Verbannten nicht zurückholen, da niemand wusste, wohin sie gegangen waren oder ob sie überhaupt noch lebten, aber seitdem gab es keine Anschläge mehr.
    "So, da wären wir." Isabella drehte sich um und schaute Alana erwartungsvoll an. "Bevor wir anfangen, muss ich dir noch etwas gestehen."
    "Was denn?"
    "Ich habe, als du geschlafen hast, deine Gedanken gelesen. Ich weiß nun alles über dich und auch, warum du auf diese Reise aufgebrochen bist! Deshalb finde ich es nur fair, wenn du alles über mich erfährst. Aber ich hoffe, dass dich das Wissen von 250 Jahren nicht überfordern."
    "Wenn du mir das alles erzählen willst, sitzen wir hier mehrere Monate!" Alana schaute skeptisch. "Aber lass mich raten: Du willst eine Gedankenverschmelzung!"
    "Oh! Kluges Kind. Scheinbar scheinst du dich doch noch ein wenig mit den Techniken und Fähigkeiten der Athni auszukennen. Und darin wird auch dein Training bestehen!"
    "Worin? In Erlernung von neuen Techniken und Fähigkeiten?"
    "Nein, in der Gedankenverschmelzung. Du wirst alle Fähigkeiten dadurch erlernen, ohne dass du sie dir antrainieren musst! Aber mein Körper ist zu alt, um eine Gedankenverschmelzung zu überstehen." Isabella stemmte ihre Hände dramatisch in die Höhe, um ihre Hilfslosigkeit zu signalisieren.
    "Und was machen wir dann?" fragte Alana mit hochgezogener Augenbraue.
    Isabella ging mit gleichmäßigen Schritten auf sie zu. "Du wirst dich mit meiner Tochter verschmelzen. Umso schneller ihr fertig seid, umso schneller kannst du deinen Visionen nachforschen. Thangrim und seine Freunde sind noch auf offener See!"
    "Thangrim? So heisst er?" Alana nickte selbst zu Bestätigung. Thangrim, ja, dass kam dem Nahe, was sie den Zauberer und den Elfen hatte murmeln hören.
    "Und wo ist deine Tochter? Ich hatte noch nicht das Vergnügen, sie kennenzulernen!"
    "Nun, dann werden wir es jetzt nachholen!"

    Isabella lächelte in sich hinein, als sie Alanas geschocktes Gesicht sah, als sie auf einen Grabstein mit der Inschrift "Ethnie - Ruhe in Frieden, meine geliebte Tochter!" blickte. Ihr Plan würde bald aufgehen. Ja, und dann hätten Erik ein Geschenk an Schattengänger, dass er bestimmt nützlich finden würde.

    "Es wird immer überall um den Frieden gekämpft!"

  • Evangelina und Hlaine warteten fast den ganzen Tag in unerträglicher Hitze auf eine Entscheidung des Schamanen. Die Wachen waren so nett und brachten in regelmäßigen Abständen wenigstens Wasser vorbei. Dann, nach langem warten erschien der Schamane vor den Gefangenen. In seiner Hand der Käfig mit Yúcale.
    "Diessse Entssscheidung darf ich nicht alleine fällen, wir weden mit unssseren Verbündeten beraten. Und ihr werdet unsss auf unssserer Reissse begleiten. Ruht euch ausss. Morgen brechen wir auf." Er deutete mit einem Finger auf die Fee Yúcale. "Sie wird bei mir bleiben doch ssseid versssichert dasss ihr nichtsss gessschehen wird."
    Mit diesen Wort ging er wieder.


    Fritz versuchte nochmals Entfernung und Geschwindigkeit der Piraten einzuschätzen. Sein Ergebnis gefiel ihm ganz und gar nicht.
    "Entkommen können wir ihnen nicht mehr." erklärte Fritz den an Deck versammelten Gefährten. "Es ist nur noch die Frage ob Feuergefecht zwischen den Schiffen oder Nahkampf beim Entern. Was meint ihr?"
    "Eure Entscheidung, Kapitän Fritz." lächelte ihm Okri entgegen und die anderen nickten zustimmend.
    "In dem Fall haltet eure Waffen bereit." Fritz erfreuten diese Worte etwas und er lächelte zurück. "Es wartet ein ganzes Schiff voller Piraten auf uns."

    Das Piratenschiff war fast längsseits. "Fertigmachen zum Entern!" rief der Kapitän, ein stämmiger Seebär mit zwei Säbeln an der Hüfte, zu seiner Crew. "Schnappt euch die Beute und lasst keinen am Leben." Freudiger Jubel der Mannschaft war die Antwort.
    Der laute Ruf "Chakka shok! Chakka cor! – Zwergenäxte ! Zwergenmacht !" unterbrach den Jubel. Die fassungslose Mannschaft sah mit an wie 3 Zwerge, ein Dunkelelf und 4 Menschen ihr Schiff enterten . . .

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  • Thangrim landete mit beiden Beinen fest auf den Deck des Piratenschiffes. Den Hammer in beiden Händen, lächelte er die fassungslosen Piraten teuflisch an. Mit ein paar schnellen und kurzen Blicken versicherte er sich, dass seine Gefährten ebenfalls wohlbehalten auf dem Schiff angekommen waren. Er hatte, genauso wie Doreen und Okri und anders als seine menschlichen Gefährten, auf die Entermethode mit dem Seil verzichtet. Stattdessen war der Zwerg gesprungen - mit einer kleinen magischen Verlängerung von Max - und das hatte die Piraten schon erstaunt. Ein Zwerg der so weit springen konnte! Und jetzt stand er ihnen mit einem zweihändigen Hammer gegenüber und lächelte sie an!
    Wie immer war Thangrim scharf aufs Kämpfen und griff mit einem einzigen und lauten Schrei an: "Azgak-Tzorn!!"
    Knochen brachen, als Thangrim mit seinem ersten Schlag den Kampf eröffnete, denn die Piraten und seine Gefährten rannten nach dem Kampfeschrei aufeinander zu. Mit einer schnellen Drehung seiner Arme brachte er den Hammerkopf zwischen sich und zwei hervorschießenden Kurzschwertern.
    "Ihr übernehmt den Mensch und den Zwerg!" hörte Thangrim jemanden brüllen, der wahrscheinlich hinter der heranrückenden Meute von Piraten stand. "Und ihr kommt mit mir! Wir schlitzen die anderen auf!"
    Während Thangrim mit gewaltiger Kraft die Kurzschwerter so kräftig zurückstieß, dass es deren Träger, einen Piraten mit einem langen Bart und grässlichen Narben, von den Füßen holte, bemerkte er eine riesige, weiße Hand, die zwei Piraten von Bord stieß. Scheinbar war Max hinter ihm.
    Mit der Gewissheit, dass er Rückendeckung von Max bekam, konzentrierte er sich vollständig auf den Kampf und leerte seinen Kopf. Zwar musste Thangrim durch seine kurze Unaufmerksamkeit einen leichten Schwertstreich in die Seite erdulden, aber das spornte ihn nur noch mehr an.
    Als derselbe Pirat, der ihn verletzt hatte, erneut angriff, löste der junge Zwerg seine linke Hand von Azgak Tzorn und umfasste den Griff des gegnerischen Schwertes, um damit die Klinge anzufangen. Nur mit der rechten Hand seinen Hammer schwingend, hatte Thangrim keine Probleme, einen weiteren Pirat zurückzudrängen. Währenddessen zog der Pirat an seinem Schwert, und als er merkte dass Thangrim sich wieder ihm zuwandte, trat er dem Zwerg gegen das Knie. Thangrim ignorierte den Tritt und schlug den Hammer in die Seite des wehrlosen Piraten. Stöhnend fiel dieser zu Boden. Der Pirat mit dem langen Bart und den Narben hatte sich in der Zwischenzeit aufgerichtet und warf einen Dolch nach ihm, aber dieser wurde von einer bekannten Obsidianklinge aus der Luft "gefischt", worauf sich der Werfer gegen einen Dunkelelf behaupten musste. Thangrim nahm seinen Hammer wieder in beide Hände und kam Max zur Hilfe, der von drei Piraten angegriffen wurde.
    "MAX!!" schrie Thangrim aufgebracht, da er sah, wie mehrere Piraten auf ihn einstachen. Doch als er das Lächeln seines Magierfreundes sah, wusste der Zwerg, dass er einen Schutzzauber gewirkt hatte. Trotzdem rammte der Zwerg mit seinem gesamten Körper die zwei Piraten, um Max die Chance auf einen Gegenzauber zu geben. Thangrims Hilfe kam keine Sekunde zu spät, denn Max bemerkte, wie sein magischer Schild erlosch. Mit zusammengekniffenen Augen spähte er hinauf zum Steuerrad, wo der Piratenmagier stand, während seine heraufbeschworene Hand den Piraten in Wasser schnipste.
    "Los Thangrim!" rief Max, "Ich habe die magische Unterstützung gefunden. Alleine schaffe ich es nicht!"
    Der Magier hörte zwei dumpfe Schläge. "Ich töte nicht gerne! Und vor allem keine normalen Menschen!" brummte Thangrim und schnappte sich nach getaner Arbeit wieder seinen Hammer. Er schaute in die Richtung, in die Max deutete. "Aber bei Magiern und Psyioniker mache ich gerne eine Ausnahme!"

    "Es wird immer überall um den Frieden gekämpft!"

    Einmal editiert, zuletzt von Thangrim (12. Juni 2007 um 18:01)

  • Amerin hatte sich bewusst bis jetzt aus dem Kampf herausgehalten. Er hatte hatten nämlich einen anderen Plan ausgeheckt, zu dem er jedoch die Hilfe von Barowen brauchte. Nur wenige Minuten vor dem Angriff hatte er ihn ihr erläutert... und nun war die Zeit gekommen, um ihn in die Tat umzusetzen. Kel´Verdox hatte gesehen, dass Thangrim momentan sehr gut alleine zurecht kam und auch der Rest der „Entertruppe“ war in keiner ernsten Bedrängnis. Also gab er Barowen das verabredete Zeichen. Seinen schwarzen Mantel hatte er zuvor eng um sich geschlungen, denn sonst könnte es Komplikationen mit dem Zauber der Priesterin geben. Diese hatte ihren Stab mit beiden Händen gefasst und zitierte einen Zauberspruch, den sie mit komplizierten Bewegungen unterstrich. Amerin fühlte die Wirkung augenblicklich in Form eines eisigen Schauders, der ihm den Rücken herunterlief.

    Barowen war erstaunt über die Wirkung ihres Zaubers. Erst vor kurzem war sie beim Lesen quasi darüber gestolpert. Er trug den Titel „Chamäleon“ und machte diesem alle Ehre. Amerin war nur noch als transparenter wabernder Schemen wahrzunehmen.
    Kel´Verdox wollte keine Zeit verlieren, denn der Zauber würde nicht ewig halten. Er steckte seine Schwerte weg und begann, am Mast des Piratenschiffs empor zu klettern. Sein Ziel war die Takelage...


    Thule Marxon wartete derweil in der Empfangshalle von Lazarus prächtigem Palast. Er hatte sich auf einem bequemen Sessel niedergelassen und wartete auf den Beginn der Audienz. Man hatte seine Anwesenheit erbeten, jedoch war sich Thule nicht ganz im Klaren darüber, was der Grund dafür war. Er vermutete jedoch, dass es etwas mit der Lage an der Front zu tun hatte. Er strich geistesabwesend über den schweren Folianten, der mit einer feinen Kette an seinem Gürtel befestigt war. Das gesamte Buch, also nicht nur der Einband sondern auch die Seiten bestanden aus reinem Silber. Darin waren unzählige Zauberformeln, Beschwörungen und ein Sammelsurium von Rezepten für Zauberessenzen eingraviert. Marxon war nur teilweise im Stande gewesen, die Inschriften zu lesen, denn sie waren in einem absonderlichen Dialekt einer längst vergessenen Sprache verfasst worden, die nur wenigen Gelehrten verständlich war. Jedoch war diese Aneinanderreihung von Symbolen und Gylphen mehr oder weniger nur schmückendes Beiwerk. Denn das Artefakt war die Quelle der Macht des Inquisitors. Zwar war er schon bevor der Foliant in seinen Besitz gekommen war im besitz von magischen Kräften gewesen, doch diese waren kein Vergleich zu der Magie die das Buch verlieh. Er hatte es von König Lazarus persönlich erhalten, um damit seinen „Pflichten“ als Inquisitor besser nachkommen zu können. Thule hatte keine Ahnung, wie es in Lazarus Besitz gekommen war und es war ihm eigentlich auch egal. Jedenfalls war es ein Privileg, einen solchen Folianten zu besitzen, nur wenige andere Mitglieder der Inquisition besaßen ebenfalls ein solches Artefakt.
    Thule wurde aus seinen Gedanken gerissen als die Tür zu Lazarus Thronsaal knarrend aufgestoßen wurde. Er erhob sich und betrat den großen Raum. Als er vor Lazarus angekommen war kniete er nieder und sagte: „ Ich, der ich nur ein untertäniger Diener bin stehe zu eurer Verfügung, mein König!“.
    Lazarus sah den Mann ungerührt an. „Erhebt euch, Inquisitor Marxon! Ich will dies so kurz wie möglich machen. Eure Präsenz auf Ferond ist nicht weiter erforderlich. Die Bevölkerung ist vollkommen unter Kontrolle. Deshalb sende ich euch zu unserer südlichsten Bastion, der Insel Urd. Ihr werdet sie vor Fremden und besonders vor den verfluchten Nichtmenschen bewahren. Ich will nicht, dass wir diesen Vorposten verlieren. Er wird in diesem Krieg noch eine große Rolle spielen...“ sagte der König und bedeutete Thule mit einer Handbewegung, dass er sich entfernen könne. Dieser hatte schon fast mit einer solchen Versetzung gerechnet, auch wenn er nicht wusste was für eine „große Rolle“ Urd in diesem Krieg haben würden. Allerdings war es auch nicht seine Aufgabe, Fragen zu stellen. Er musste sich um ein Schiff kümmern, das ihn zu der Insel bringen würde....

    Der Kampf auf dem Piratenschiff verlief nun nicht mehr so gut wie am Anfang. Thangrim und Max hatten sich einen Weg zum Vorschiff gebahnt, wo sich der Psyoniker aufhalten musste. Okri, Doreen und Khalid hatten sich ihnen angeschlossen und es war ihnen gelungen, die Piraten zurück zu drängen. Allerdings hatten Barowen und Neithan sich von der Gruppe gelöst. Eigentlich war es ihre Absicht gewesen, den anderen den Rücken zu decken, doch das Vorhaben war schief gegangen. Die Freibeuter, die sich auf dem hinteren Teil des Decks befunden hatten waren zähere Gegner als Neithan zunächst vermutet hatte. Er konnte sich zwar im Zweikampf mit ihnen messen, aber die Überzahl der Feinde machte ihm zu schaffen. Denn während er es partout nicht schaffte, sich eines ganz besonders lästigen Piraten zu entledigen konnten die anderen ihn einkreisen und von hinten attackieren. Barowen ging es ähnlich, denn sie war noch nicht so erfahren im Umgang mit einem Kampfstab. Khalids Lektionen retteten ihr zwar mehr als einmal das Leben, aber im Nahkampf konnte sie keine Zauber wirken.
    Die Situation der Beiden wurde noch verhängnisvoller als die Freibeuter ihren nächsten Schachzug machten. Es mussten sich noch zahlreiche von ihnen unter Deck befinden, denn plötzlich stürmten sechs weitere Piraten die Treppe am Heck des Schiffs hinauf. Neithan erkannte, dass sie gegen eine solche Übermacht nicht gewinnen konnten. Er wollte nach Khalid oder einem der anderen rufen, jedoch ging seinen Stimme im Säbelgeklirr unter...

    Nur einer hörte ihn. Amerin hatte den Kampf aus luftiger Höhe verfolgt und erkannt, dass es nun für ihn an der Zeit war, zu handeln. Er hing kopfüber an einem Tau und hatte sich mit den Beinen festgeklammert. Er löste die Umklammerung ein wenig und rutschte erst langsam, dann immer schneller auf das Deck zu. Die letzten paar Meter ließ er sich einfach fallen. Als durch die schnelle Bewegung sein Tarnzauber versagte war es schon zu spät. Im Flug machte er eine Rolle und landete direkt in der Mitte der heranstürmenden Piratengruppe. Das scharfe Zischen, das die beiden Obsidianklingen verursachten, als sie aus den Scheiden gezogen wurden war das letzte, was die Piraten hörten. Amerin hatte die Klingen schon wieder weggesteckt, bevor einer der Angreifer auf dem Boden landete. Drei dünne Schnitte zierten die Kehle eines jeden einzelnen.

    Den Piraten, die Neithan und Barowen bedrängt hatten war der Tod ihrer Kameraden nicht entgangen. Ebenso war ihnen das Wesen aufgefallen, das sie umgebracht hatte. Und der erbarmungslose Anblick, den das Gesicht mit den spiegelnden Augen des Amaterions bot, zog sie für einen kurzen Augenblick in einen gespenstischen Bann. Anders als Neithan...

  • In dieser Nacht konnte man einen wunderbaren Sternenhimmel beobachten. Evangelina und Hlaine versuchten zu schlafen was aber keinem von beiden so richtig gelingen wollte.
    "Schläfst du?" fragte Evangelina leise.
    "Hm. . .nicht so richtig. Ich muss an den morgigen Tag denken."
    Evangelina nickte, was Hlaine aber nicht sah. "Geht mir genauso. Was meinst du werden die Echsenmenschen mit uns machen?"
    "Keine Ahnung."
    "Was heißt hier keine Ahnung. Du hast doch die ganze Zeit mit der Wache gesprochen."
    "Falls es der Ach-so-schlauen-Hexe nicht aufgefallen sein sollte, die Wache hat kein Wort gesagt. Außerdem hab ich nicht mit ihm gesprochen, sondern gesungen."
    "Gesungen."
    "Ja, solltest du auch tun. Entspannt die Nerven, du hast die ganze Zeit so dagesessen als würdest du dich mit Magie in die Luft sprengen - nicht das das schade wäre."
    "Schuft." Evangelina boxte Hlaine in die Seite.
    "Aua!"
    "Das hast du verdient. Du weißt genau das der Schamane meine Zauberkraft mit seiner Magie versiegelt hat."
    "Kein Grund mich zu boxen." beschwerte sich Hlaine. Es folgte wieder ein Moment des Schweigens.
    "Was für welche?" fragte Evangelina eine Weile.
    "Hä?"
    "Was für Lieder hast du gesungen?"
    "So, ach das. Das waren alte Zwergenlieder, Lieder vom den Kriegen gegen das Dunkel und alte Sagengedichte."
    Wieder folgte ein Moment der Stille. Dann fügte er leise hinzu: "Und das Gebet der sicheren Heimkehr - auf das alle die weit weg von Zuhause sind, einen sicheren Pfad nach Hause finden."
    Hlaine erwartete ein bissiges Kommentar von Evangelina, doch sie schwieg zuerst. Nachdenklich fragte sie ihn: "Kannst du mir das beibringen?"


    Am nächsten Morgen wurden die beiden unsanft aus ihren Schlaf geweckt. Die Echsenmenschen führten sie aus ihrem Dorf zurück in den Sumpf. Fast ohne Rast marschierten sie durch das Unterholz um gegen Mittag den Sumpf hinter sich zu lassen. Sie kamen an den Ausläufer eines Bergen den sie besteigen mussten. Evangelina war eine Hexe und daher kaum körperliche Anstrengung gewohnt und dementsprechend erschöpft, aber das war nichts im Gegenzug von Hlaine. Das der junge Mann nicht der sportlichste war hatte sie ja vermutet, aber das er im bergigen Gelände ohne Anzeichen von Anstrengung marschieren konnte, ärgerte sie maßlos.
    Am Ende erreichten sie eine Art Tempelaltar wo Evangelina und Hlaine sich hinsetzen konnten. Der Tempelaltar war auf einer kleinen Stufenpyramide errichtet worden und glich vom Aussehen her dem Tempel in der Echsensiedlung. Nur war hier, so fiel den beide auf, kein Opferaltar sondern eine große Glocke errichtet worden.
    Der Schamane der Echsenmenschen ging auf die Glocke zu, blieb davor stehen und nahm das neben der Glocke hängende Seil zur Hand. Ein heftiger Zug und die Glocke begann zu läuten. Der Schamane kehrte zu ihnen zurück und wies seine Gefährten an sich ebenfalls zu setzen. Anscheinend mussten sie nun etwas warten. Den beiden Gefangenen war das nur recht.


    Obwohl die Gefährten die meisten Piraten ablenkten, schaffte es eine Gruppe von ihnen sich auf die Nautil zu flüchten. Fritz schwang seinen großen Streitkolben im weiten Bogen und erwischte zwei von ihnen. Die armen Piraten wurden von den Beinen gerissen und knallten laut gegen die Reling von Fritz Schiff. Fritz wandte sich den anderen 7 zu. Normalerweise war er ein freundlicher und netter Zeitgenosse der niemanden leicht ein Haar krümmen konnte aber hier begann er sich richtig auszutoben. Jetzt konnte er mal so richtig Dampf ablassen. Man sah es ihm nicht an, aber der Verlust seines Jugendfreundes Hlaine machten ihm schwer zu schaffen. Viel war ihm nicht geblieben von seinem besten Freund, außer seinen Erinnerungen und eben diesem Schiff der Nautil, welche sie beide gebaut hatten. Gemeinsam hatten sie davon geträumt übers Meer zu segeln und zusammen die Welt zu erkunden. Hlaine würde wohl nie wiederkehren, egal was die anderen sagten, sie wussten ebenso das dies so gut wie unmöglich sein war. Aber war noch hier und er würde diesen Traum, für sich und Hlaine erfüllen. Und keiner dieser Piraten würde sich auf der Nautil zu schaffen machen, solange er lebte.

    Auf dem Piratenschiff ließ der Kapitän einen Blick über sein Deck schweifen. Er sah, wie einer der Fremden buchstäblich im nichts verschwand. Inzwischen hatten sich drei Kampfgruppen gebildet: Ein Zwerg und der Magier, griffen seine Hexenmeister am Bug des Schiffes an. Die zwei menschlichen Kämpfer und die Frau, vermutlich eine Priesterin, kämpften mittschiffs mit seinen Matrosen. Und zu guter letzt der Zwerg und die Zwergin. Die beiden kämpften vor der Brücke am Heck, wo er und seine Leibwache stand. Wütend bellte er seinen Leibwächtern einige Befehle zu und rannte auf die zwei Zwerge zu.


    Die Sonne ging bald auf und der Rote Schrecken der dunklen Stollen, war sichtbar froh als er sein Ziel im Hochgebirge erreichte. Es war ein hinter einem großen Stein versteckten Eingang. Die alte faulige Luft mit einem Hauch von Tod kam ihm entgegen, als er den Stein beiseite Schob. Der Gang dahinter war stockfinster, das störte den Vampir nicht. Er schloss den Eingang von innen und ging den Gang hinab ins seine alte Heimat.

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