Okri beobachtete zusammen mit Fritz von der Brücke der Nautil die Übungskämpfe von Amerin und Thangrim. "Sag mal" begann Okri ohne den Blick abzuwenden. "Die Nautil ist doch nicht wirklich eine Karavelle oder ?". Fritz schaute den Zwerg fragend an. "Ich meinte eine Karavelle sei flach mit einigen wenigen Segeln. Mir kommt es vor das sie eher eine Karacke ist." Hätte Okri nicht die Übungskämpfe beobachtet, hätte er gesehen wie Fritzs Ohren sich rot färbten.
"Äh. . . Weist du . . " begann Fritz und räusperte sich. "Weist du, anfangs war es auch eine. Aber Hlaine und ich wir haben so lange am Schiff rumgezimmert, das es am ende wirklich eine Karacke war." "Und?" "Der Hafenmeister hat wie jeder Zwerg eine vorliebe für Gold und hätte höhere Gebühren verlangt wenn wir gesagt hätten das wir nun eine Karacke haben." Okri musste laut Lachen. "Ihr seit wahrhaftig unter Zwergen aufgewachsen."
Dann pfiff er laut, um Amerin und Thangrim anzudeuten kurz inne zu halten. "Ich denke ich übernehme ab hier." sagte er zu Amerin. Okri zog seine magische Axt und stellte sich gegenüber seinen Bruder in Kampfposition. "Aber diesmal lässt du meine Waffe heil." knurrte Thangrim. Okri grinste nur und griff an . . . .
Evangelina kam langsam wieder zu Bewusstsein. "Wo bin ich?" war ihre Frage an ihre Umgebung und öffnete die Augen. Es mag eine Laune des Schicksals sein, das immer genau das was man wenigsten erwartet oder am wenigsten wünscht, zu den unmöglichsten Zeitpunkten geschiet. So auch hier: Als Evangelina ihre Augen öffnete blickte sie in ein ihr bekanntest Gesicht. Die betroffene Person schlief zwar friedlich, aber Evangelina erschrak dennoch. Ihr daraufolgender Aufschrei weckte Hlaine auf.
"Spinnst du? Schrei hier nicht so rum!" gähnte und er sah Evangelina einen Moment anklagend an. Dann blickten die beiden sich um. Sie waren in einem Käfig aus dicken und soliden Bambus ähnlichen Holz gefangen. Bewacht wurde der Käfig von zwei Wachen. Die Wachen gehörten einem aufrecht gehenden und intelligenten Echsenvolk an. Ihr ganzer Körper war smaragdgrün geschuppt und sie besaßen einen langen Schwanz und hatten bernsteinfarbene Augen. Der Kopf war gebaut wie man es von ihren kleinen Verwandten gewöhnt war: nach vorne lang und flach mit Luftlöchern zum Atmen. Metall schienen sie nur begrenzt zu kennen, ihre Waffen, ein primitiver Speer und ein Schwert waren wie diverser Schmuck aus Obsidian. Einfach war auch ihr Brustharnisch und ihr Rundschild, welche aus Bronze gefertigt waren.
Evangelina kannte alten Sagen, in denen solch ein Volk erwähnt wurde. Sie versuchte sich zu erinnern. In den großen Kriegen des Lichts und der Dunkelheit hatte ein Echsenvolk namens S'degan zusammen mit Zwergen, Elfen und Menschen gegen das Böse gekämpft und war dann von der Weltbühne verschwunden. Waren dies S'degan?
"Hallo, warum sind wir eingesperrt?" fragte sie einen der Wächter. Dieser drehte sich um und antwortete in einer ihr unbekannten Sprache. "Tut mir Leid, ich verstehe nicht . . . " Der Wächter drehte sich zu seinem Kollegen, sagte etwas und öffnete dann den Käfig. Der Wächter trat ein und wies Evangelina und Hlaine mit dem Speer an ihnen zu folgen. Als Hlaine aus dem Käfig trat spürte er plötzlich die Klinge am Hals. Der Wächter der vor dem Käfig gewartet hatte, hatte blitzschnell seine Bronzeklinge gezogen. Damit machte er unmissverständlich klar, was passieren würde, wenn sie versuchten zu fliehen. Hlaine schluckte und folgte dem Wächtern.
Im fahlen Mondlicht landete ein Schwarm Fledermäuse auf einer Steilküste. Langsam formten sie eine Gestalt und hervor kam der Rote Schrecken der dunklen Stollen. Er hielt seine Nase in den Wind. Etwas stimmte hier nicht. Seit er die Insel erreicht hatte lag in seiner Nase ein unverwechselbarer Duft von Blut und Verwesung. Eine Schlacht soviel war sicher. Kein lebendes Wesen konnte es riechen, doch er als Vampir roch es. Es musste schon einige Tage her sein, doch der Geruch war unverwechselbar. Ein schlimmer verdacht keimte in ihm auf. Hastig verwandelte er sich wieder in einen Schwarm Fledermäuse und verschwand im schwarzen Nachthimmel,