Der gefallene Ritter

  • Hab mir erlaubt, das hierher zu übernehmen... ;)
    Hm, man kann also den Poster in der DB ändern, sehr interessant... Also, gepostet hat das hier Toby/Liam.
    Ich hoffe Archelaos nimmts mir nicht übel, das ich ihm die Posts jetzt unterschiebe, ich find einfach, sein Avatar passt besser zur Geschichte! :D

    Vorgeschichte:

    Archelaos stand an der Spizte des höchsten Turmes der Dunkelfeste, jener letzten Zufluchtsstätte, die seinem Volk noch geblieben war. Er hatte mit ansehen müssen, wie sein Reich von den Horden der Dunkelheit ausseinandergerissen wurde. Truppen unter dem Banner verschiedener Fürsten waren von allen Seiten an die Mauern seiner Städte gebrandet. Nun hielten seine verbliebenen Soldaten nur noch vier Städte. Und so hatte er schweren Herzens den Befehl geben müssen, die verbliebene Bevölkerung an diesen geheimen Ort inmitten der Huashar-gain-Berge zu evakuieren.
    In Gedanken versunken starrte er in die Ferne, wo brennende Städte den Horizont in ein infernalisches Rot tauchten.

    Währenddessen trat ein Diener namens Oswald leise heran und beobachtete seinen Fürsten, wie dessen Haare im Wind wehten. Sicher, die Jahre waren nicht spurlos an ihm vorrübergegangen, doch die Strapazen und Kämpfe der letzen Zeit hatten zusätzliche Furchen in sein Gesicht geschlagen. Oswald konnte sich ausserdem nicht erinnern seinen Herrn in letzter Zeit ohne seine schwere Mithrilrüstung gesehen zu haben, die trotz des widerstandsfähigen Materials etliche Kratzer und Beulen aufwies. Plötzlich besann er sich der Aufgabe, die er zu verrichten hatte und versuchte einen Anfang zu finden, während er nervös von einem Fuss auf den anderen trat, weil er nicht stören wollte.
    "Was gibt es?"
    "Äh nun..." Oswald war etwas irritiert, weil er nicht damit gerechnet hatte bemerkt zu werden; schließlich stand er im Rücken Archelaos'.
    "Was?", fragte Archelaos nun etwas verärgert. Der Frust der letzten Zeit hatten ihn seine Geduld gekostet und ihn schroffer zu seinen Untergebenen werden lassen.
    "Der Rat möchte sie sehen."
    Ärgerlich seufzte er und bereute die Entscheidung den Rat der Städte begründet zu haben, der ihm die Anliegen seiner Untertanen überbrachte. Zwar war er nicht an ihn gebunden, doch er konnte einen gewissen Druck ausüben. In dieser Hinsicht hatten es seine Feinde sicher besser. Wer nicht spurte, wurde hingerichtet. Ein wenig beneidete er sie darum.
    Was rede ich da?, besann er sich. Schließlich war er ein Paladin und ein Ritter des Lichts. Er hatte geschworen die Schwachen zu schützen und für das Licht zu kämpfen.
    "Sag ihnen, ich werde kommen."
    "Ja, Sire." - der Diener verschwand eilends.
    Kurze Zeit später machte er sich selbst auf den Weg zum Ratssaal.
    Schwer hallten seine Schritte durch die Wendeltreppe, die in dunkle Tiefen führte. Natürlich wusste Archelaos, dass er ins Innere seiner Festung vordrang.
    Als die ersten Anzeichen für das gekommene Unheil auftraten, die Fürstentümer sich in Kriege stürzten, hatte er sie in Auftrag gegeben und dafür extra einige zwergische Magier-Baumeister angeheuert, die von seinen Leuten unterstützt worden waren. Der Name "Dunkelfeste" war passend, denn die Mauern waren komplett schwarz und man konnte keine einzelnen Steine ausmachen, wegen der Tatsache, dass sie magisch zusammengefügt worden waren, so dass alles wie aus einem einzigen schwarzen Fels gehauen erschien.

    Als er einen langen Gang entlangschritt, nahm er eine Verdunklung des Weges war. Mit ein paar schnellen Schritten war er am nächsten Fenster und sah gebannt nach oben. Die dunklen Gewitterwolken von eben waren vezogen und hatten einen komplett schwarzen Himmel hinterlassen. Kein klarer Nachthimmel von dem Sterne und Mond herunterleuchteten, sondern ein dunkles Nichts, dass sich wie ein Mantel des Grauens über das Land der neuen Hoffnung gelegt hatte. Geschockt wandte Archelaos sich ab und fiel auf die Knie. Was geschieht hier? Wie kann das sein? Er sah hinab zu seinen zitternden Händen, um zu realisieren, dass dies wirklich war.
    Ein Zittern ging durch den Boden und wurde zunehmend stärker. Mühsam richtete er sich auf und musste sich sofort am Fensterrahmen stützen um nicht umgeworfen zu werden.
    Auf diese Weise gezwungen erneut aus dem Fenster zu schauen, fiel der Blick des Fürsten auf eine weitere grauenerregende Begebenheit. Ein Stück bergauf hatte sich der Boden aufgetan und spie ein unnatürlich rotes Licht aus. Der Berg, der sich wie unter Schmerzen gewunden hatte beruhigte sich fast im selben Augenblick in dem eine Gestalt aus dem Schlund hervorstieg...

    Mein Name ist Legion, ich bin viele und doch eins!

  • Die Schlacht um die Dunkelfeste:

    Nur wenige Augenblicke später stürmten weitere Kreaturen hervor... Archelaos verlor keine Zeit. Er stürmte den Gang entlang in Richtung der Truppenunterkünfte als ihm sein oberster Paladin Tethroil entgegenkam und ansetzte: "Was...?" "Mobilisier' die Truppen!", unterbrach der Fürst ihn. Sein alter Freund nickte nur und eilte davon, um den Befehl auszuführen. Archelaos hingegen kam kurze Zeit in seinen Gemächern an, wo sein mächtiger Zweihänder auf einer Halterung thronte. Die Klinge war von den besten Schmieden des Reiches geschmiedet und von den Hohepriestern aller Städte verzaubert worden. Es war nicht die mächtigste Klinge der Reiche doch sie stellte ein bedeutende Waffe gegen das Böse dar.

    Kurze Zeit Später war er bei den Verteidigungsanlagen. Einige Armbrustschützen waren bereits in Stellung gegangen und feuerten von der Brustwehr hinab. An dieser Ecke der Burg befand sich in Höhe der Mauern eine weitläufiger Balkon, ebenfalls dazu gedacht, Fernkämpfern Schutz beim Feuern zu geben. Als er an den Rand trat, eröffnete sich ihm ein atemberaubender Anblick, der seinen Körper taub werden lies. Immer neue Kreaturen kamen aus dem Berg. Kleine, Große, bizarr geformte Wesen und solche, die der klassischen Vorstellung von Teufeln und Dämonen entsprechen. Jene kleine, flinke in den Reihen der Scheusale erkletterten mit unglaublicher Behendigkeit auf allen Vieren die Mauern der Feste, als ob sie auf senkrechtem Boden gingen. Plötzlich war eines dieser... Dinger direkt vor ihm. Das Schwert noch auf dem Rücken geschnallt, schlug er ihm den schweren Panzerhandschuh in die blaue, Goblinähnliche Fratze. Der kränklich gelbe Körper schlug auf dem kargen steinigen Boden unter ihm auf und rührte sich nicht mehr. Gut, wenigstens sind sie zu besiegen. Er ergriff ein weiteres und warf es zu seinen Kameraden in die Tiefe.
    Ah endlich... zusätzliche Truppen waren eingetroffen. Archelaos sah weitere Armbrust- und Bogenschützen, aber auch vermehrt gut gepanzerte Schwertkämpfer und hier und da einige Paladine, die begannen die Invasoren zurückzuschlagen. Viele alte Krieger waren dabei, die schon an vielen Schlachten teilgenommen hatten und weit über dem Normalalter eines Soldaten waren. Wären die Umstände normal gewesen, könnten sie jetzt gemütlich am heimischen Kamin sitzen und ihren Enkeln Geschichten von großen Taten erzählen. Aber bei allen Göttern dieses verfluchten Landes, die Umstände waren ganz gewiss nicht normal.
    In dieser kurzen Atempause hielt er nach der ersten dieser Bestien, die er gesehen hatte Ausschau. Seine Augen erblickten sie etwas bergauf der Schlacht, von einer seltsamen Aura umgeben. Selbst ein erfahrener Zauberkundiger, erkannte der Fürst, dass dies nichts gutes bedeuten konnte, wie der offensichtliche Anführer dieser Horde gestikulierte und anscheinend einige Formeln sprach. Natürlich konnte man von dieser Entfernung nichts davon hören. Und erst recht nicht durch den Kampfeslärm.
    Ich muss etwas unternehmen! Aber es war schon zu spät. Ein violettes Leuchten umgab einen Teil der Burgmauer. Und anstatt sie zu zerstören schien es einen Durchgang zu öffnen. Den schwarzen Wall sah man nur noch schemenhaft innerhalb des kreisförmigen Lichtkranzes, der erschienen war.
    Die etwas größeren, verschiedenen humanoiden Wesen, die sich bis jetzt zurückgehalten hatten, stürmten nun aus die Bresche zu. Dies bestätigte die Vermutung, ein Durchgang sei geöffnet worden.
    Die erfahrenen Schwertkämpfer auf dem Burgplatz stürmten nun in Geistesgegenwart ebenfalls zum Durchgang und trieben dabei die frisch ausgehobenen Lanzenträger mit sich, welche noch keine Kampferfahrung hatten und erstmal irritiert dagestanden hatten. Auf dem Weg wurden sie von den verbliebenen leichten und schweren Reitern der Armee überholt, die sich gegen die Übermacht auf der anderen Seite stürzten, viele niederritten oder erschlugen, aber bald von ihren Pferden geholt wurden. Wie in einem Morast aus Dunkelheit und Bosheit versanken die tapferen Streiter des Lichts in den Wogen der anstürmenden Dämonen.
    Weitere Risse taten sich im Berg auf und kopflose Reiter auf grauenhaften Reittieren kamen hervorgeprescht.
    Wärenddessen sah er Tethroil den Wehrgang entlangstürmen und einige Soldaten auf dessen Befehl abrücken. "WAS TUST DU!?", schrie Archelaos entgeistert. Ausser Atem began der Paladin zu sprechen: "Sire...", er schnaufte heftig, "Die Toten! Sie sind erwacht und quellen aus den unterirdischen Krypten!"
    Was habe ich mir dabei gedacht, diese Hallen zu errichten? Ich Idiot! Warum habe ich die Leichen nicht einfach am Fuß des Berges begraben lassen? Der Fürst verfluchte sich und die Baumeister dieser Todesfalle, in der sie nun saßen, während er sich an Sir Tethroil wandte: "Nimm du das in die Hand..." Wie zuvor nickte sein Freund und wollte sich zum Gehen umdrehen... "...Dir ist klar, dass dies unser Ende ist?" Teth nickte niedergeschlagen, dann besann er sich und spach mit grimmiger Entschlossenheit im Blick: "Eine letzte Schlacht für das Licht!" "Eine letzte Schlacht für das Licht.", wiederholte Archelaos gefasst und sah seinem Freund hinterher, wie er in sein Verderben ging.
    In apokalyptischer Dunkelheit, erleuchtet vom infernalischen Licht, welches wie Blut aus den Wunden im Berg drang, tobte die Schlacht:
    Die Armbrust- und Bogenschützen, die längst ihre Kurzschwerter gezogen hatten, um die kleinen Teufel, die immernoch über die Brustwehr kletterten, zu bekämpfen, verteidigten unermüdlich ihre Stellung; am magischen Durchgang stapelten sich meterhohe Leichenberge, auf die Sterblichen um ihre Existenz fochten; in Katakomben kämpften einige Soldaten zusammen mit Klerikern und Magiern gegen ihre eigenen verstorbenen Brüder und Schwestern, als das oberste Scheusal in der Ferne seine weiten, fledermausartigen Schwingen ausbreitete und absprang. In einem Gleitflug durchschnitt er die Lüfte und landete genau vor Archelaos, welcher seinen Zweihänder zog und sich dem Kampf stellte.
    Als der Dämon vor ihm stand, erkannte Archelaos ihn. Er hatte ihn in uralten Aufzeichnungen gesehen. Er hatte viele Namen, Schattenfresser, Vernichter von Nationen, Schlächter der Gala-Fey... Zymorath.
    Zwei Meter groß ragte er vor ihm auf, die Flügel ausgebreitet. Überall auf dem rotgeschuppten, muskulösen Körper waren schwarze, kunstvolle Tätowierungen zu sehen, deren Bedeutung man nur erahnen konnte, die aber trotzdem ein unbestimmtes Grauen in dem Ritter des Lichts aufsteigen lies. Wortlos starrte die höllische Kreatur auf sein Gegenüber herunter...
    Archelaos griff zuerst an. Das Schwert in der Rechten haltend, schleuderte er mit der Linken einen gleißenden Lichtblitz gegen seinen Feind, der in der linken Flanke getroffen wurde. Der Schrei der Kreatur lies ihn erschaudern... er hatte nichts irdisches und schien den blanken Hass zu enthalten. Jetzt packte er seine Klinge auch mit der anderen Hand und stürmte vor. Gerade noch konnte Zymorath den Hieb des Sterblichen mit seiner eigenen Waffe abwehren. Es handelte sich um ein flammendes Einhänderschwert, das vor langer Zeit aus purem Feuer und Hass geschmiedet wurde. Die Klinge des Lichts hingegen leuchtete in all ihrer Pracht, was sie immer tat, wenn sie gegen das Böse geführt wurde. Den ersten Streich von Rechts hatte das Scheusal pariert und mit großer Gewalt zurückgeworfen. Doch anstatt gegen die Kraft zu wirken, wirbelte Archelaos um die eigene Achse, schneller als man es in solcher Gefechstmontur erwartet hätte, steckte seine eigene Energie zusätzlich in den folgenden Schlag und traf das linke Bein seines Feindes, das fast durchtrennt wurde. Der Schmerz weckte jedoch neue Kraft in dem Biest und es schleuderte den Anführer seiner Opfer gegen die gegenüberliegende Wand. Sich ausmahlend, was er mit ihm anstellen würde, humpelte Zymorath auf Archelaos zu und hieb auf ihn ein. Der Angegriffene konnte sich jedoch noch rechtzeitig wegrollen und stand mittlerweile wieder auf dem Beinen, musste aber den nächsten Hieb abwehren. Dies gelang ihm zwar, jedoch steckte er einen Schlag mit der klauenbewehrten Pranke ins Gesicht ein. Kurz starrten sie sich gegenseitig an. Der gepanzerte Ritter mit seinen dunkelblauen Menschenaugen und der Dämon mit Augen, von denen man nicht sicher sein konnte, das es wirklich welche waren; viel mehr glichen sie lodernden Feuern. Diesmal war es an Zymorath zuerst loszuschlagen. Er ging, das Schwert mit der Rückhand schwingend, gegen die linke Seite seines Gegenübers vor, das den Schlag nur bremsen konnte, weil dessen Klinge nach vorne abglitt. Krachend schlug die höllische Waffe gegen Mithril, als die Rüstung regelrecht zerbarst, den Träger aber dennoch vor schweren Verletzungen bewahrte. Durch die Gewichtsverlagerung wegen des Panzervelusts etwas ins Torkeln geraten, stolperte Archelaos nach vorne, fing sich jedoch wieder und landete einen Treffer in Bauchhöhe, der von der Schuppenpanzerung nach rechts abgelenkt wurde, aber trotzdem eine tiefe, langgezogene Fleischwunde hinterlies. Er wich an dem Scheusal vorbei und konnte ihm noch eine Verletzung quer über dessen Rücken zufügen, bevor dieses sich umdrehte und einen Feuerball schleuderte, der die Mithrilpanzerung des rechten Beines zerstörte und die menschliche Gliedmaße stark verbrannte. Vor Schmerz aufheulend, verlor der Fürst die Waffe. Als Zymorath grausam lachte, merkte er, das dies Absicht gewesen war. Archelaos befreite sich mit einer Geste von seinen Panzerhandschuhen und streckte beide Arme nach vorne. Seltsames Licht umspielte den sterblichen Krieger. Hatte man jemals Überraschung auf einer Dämonenfratze gesehen, so war es in diesem Augenblick. Durch gewaltige magische Energie wurde das Scheusal von den Füßen gehoben und krachte an die Ecke jener Wand, die der Magier vorher bereits leibkost hatte. Ohne Zeit zu verlieren ergriff er seinen am Boden liegenden Zweihänder und stürmte gegen seinen Feind. Als jener mühsam aufstand sah er gerade noch, wie ein von blinder Wut getriebener Mensch auf ihn zustürmte und mit seiner magisch geladenen Klinge absprang. Mit unglaublicher Gewalt wurde die Brust Zymoraths durchbohrt. Endlich war seinem dunklen Treiben ein Ende gesetzt...

    [ooc] Diese Geschichte stellt die Entwicklung meines Charakters von der letzten zu dieser Runde dar. Sie ist noch nicht ganz fertig... es kommen noch zwei Teile: "Dunkelheit" und "Die Wiedergeburt". Meinungen sind erwünscht, wartet jedoch bitte, bis alles fertig ist, damit es übersichtlich bleibt. Danke...
    EDIT: Hab noch mal ein paar Sachen, die unverständlich waren oder nicht gut klangen geändert.[/ooc]

    Mein Name ist Legion, ich bin viele und doch eins!

  • Dunkelheit

    Die Zeit schien stillzustehen. Nein! Sie hatte tatsächlich angehalten; In dem Moment in dem Zymoraths Macht für immer verlosch. Noch immer war Archelaos an der selben Stelle, die todbringende Waffe fest umklammert inmitten des Gemetzels. Allmählich begann die Welt um ihn zu verschwimmen. Er sah noch wie die dämonischen Horden gerade durch die Verteidiger am Wall brachen, dann wurde er hinabgezogen...

    Dunkelheit. Absolute Dunkelheit herrschte an diesem seltsamen Ort. Ist das überhaupt ein Ort? Existiere ich noch?
    Cogito ergo sum... Ich muss also noch vorhanden sein. Aber in welcher Form?
    Er versuchte seine Arme zu bewegen und hielt sich die Hände vor's Gesicht. Archelaos sah sich zwar nicht, doch er fühlte sich. Aber er fühlte sich anders an, als ob er kein Mensch mehr wäre.
    Mit den Händen tastete er in der Finsternis. Es waren keine Wände zu spüren. Er fühlte eine weite Leere um sich und viele kleine, bösartige Augen, deren Blicke, wie Nadelstiche auf seiner Haut waren. Seine Haut! Die gebeutelte Rüstung war verschwunden, so wie alles, was er bei sich getragen hatte. Er hatte es nicht bemerkt, weil es keinen Wind gab, der über seinen Körper strich. Ist hier überhaupt Luft? Ich atme nicht! Wie kann das sein? Diese Tatsache war ihm ebenfalls erst jetzt klar. Er atmete nicht... und es ging ihm gut dabei. Er schien es nicht zu müssen. Wenn ich nicht atme, bin ich tot? Aber wieso lebe ich trotzdem? Bin ich untot? Was für ein grausames Schicksal, die Ewigkeit in einer solchen undurchdringlichen Schwärze zu verbringen. Ich muss hier weg, sonst bin ich bald dem Wahnsinn verfallen. Und so machte Archelaos sich auf; in irgendeine Richtung in der Hoffnung es sei die richtige. Es fühlte sich richtig an, obwohl er nicht einmal sicher war geradeaus zu laufen. Anfangs stolperte er noch als er in der irritierenden Dunkelheit das Gleichgewicht verlor, doch das legte sich und die Wanderung ging weiter...

    Archelaos hatte keine Ahnung, wie lange er unterwegs war. Jegliches Zeitgefühl war verloren gegangen. Sein Körper war völlig taub. Nicht einmal gedacht hatte er. Die Leere hatte seine Gedanken aus seinem Kopf gesogen, wie ein Vampir. Doch etwas hatte seine Aufmerksam erregt. Vor ihm war etwas. Eine hohe Wand oder etwas ähnliches. Er wusste es und als er die Finger ausstreckte, war sie auch zu spüren. Die Finger kribbelten, als der Tastsinn nach so langer Zeit wieder Verwendung fand. Die Wand war rau, warscheinlich eine Art Fels. Archelaos freute sich über diese Erfahrung, wie ein kleines Kind. Manch einem wäre es seltsam vorgekommen, doch der endlosen, tristen Finsternis ein wenig zu entkommen war etwas wundervolles. Auch wenn sie noch da war, war sie nun wenigstens nicht mehr das einzige das hier existierte. Er tastete eine Weile am unebenen Fels entlang und stolperte plötzlich nach vorne. Hier ging es ein Stück weit hinein. So ging Archelaos weiter und stellte bald fest, das dies hier ein Gang zu sein schien.
    Ein Lichtstrahl stach in seine Augen. Seltsamerweise schmerzten sie nicht, sondern passten sich sofort an. Das Licht war rötlich, so wie es damals an der Dunkelfeste gewesen war. Wie lange war das nun schon her? Archelaos verdrängte weitere Gedanken daran und trat ins Licht...

    Eine weitläufige Ebene eröffnete sich vor seinen Augen. Das hellere Rot des kargen Bodens vereinte sich am Horizont mit dem Dunkleren des Himmels. Der Ausgang hingegen aus dem er gekommen war, befand sich in ungefähr sieben Metern Höhe in einer monumentalen Steinwand. Der senkrecht stehende, schwarze Fels dehnte sich in alle Richtungen scheinbar unbegrenzt aus. Die öberfläche war rau und mit länglichen klingenartigen Vorsprüngen bedeckt, die sich durchschnittlich fünf Meter von oben nach unten erstreckten und dem Gebilde das Aussehen eines gigantischen Folterwerkzeugsgaben. Wer weis, vielleicht hat es sogar diesen Zweck... Weit draussen auf der Ebene befand sich ein eigenartiges Gebilde und da es anscheinend das Einzige war, das hier in dieser trostlosen Wüste existierte, machte sich Archelaos an den Abstieg.
    Nach ungefähr sieben Kilometern Weges ragte vor ihm ein gewaltiges Skelett irgendeines Wesens, das hier vor unzähligen Jahren, falls man hier die Zeit überhaupt rechnete, verendet sein musste. Das verblichene Biest hatte einst vier gleichlange Beine gehabt, die sich am langen Rumpf befanden. In der Mundhöhle des länglichen Kopfes sah man noch die furchterregenden dolchartigen Zähne, die selbst Drachen mühelos zerreissen müssten. Die Überreste des Schwanzes noch einmal so lang wie der übrige Körper. Als die Kreatur starb, hatte sie sich auf die rechte Seite gelegt und bildete jetzt eine Art Halbkreis mit ungefähr einem Kilometern Durchmesser. Mal sehen, was es mit diesem Skelett auf sich hat., dachte Archelaos und machte sich auf den Weg zum Kopfende. Sich mit der relativ glatten Knochenoberfläche abmühend, schaffte er es, auf den riesenhaften Schädel zu klettern. Doch was war das? In der seitlich gelegenen Augenhöhle, die vom Untergrund wegsah, führte eine primitive Treppe in die Tiefe. Gespannt, was es damit auf sich hatte, stieg Archelaos in die Ungewissheit...
    Bläulich schien Licht auf die Stufen, als er das Treppenende erreichte und vorsichtig um die Ecke sah. Einige Meter unter dem Erdboden musste sich diese Behausung befinden, die von der äußeren Lichtquelle, was auch immer jene sein mochte. Schwebende, handgroße Magiesphären vertrieben die Dunkelheit und beschienen die verzierten Wände. Runen und magische Zeichen waren in das unidentifizierbare Material gebrannt; An Möbeln fehlte es jedoch in dem sichtbaren Teil der Höhle. Gerade wollte er weiterschreiten, als überaschend die Sphären erloschen. Einen Augenblick später drang wieder Licht aus dem hinteren Teil der Höhle und zeichnete die Umrisse einer großen Gestalt ab. Gelb leuchtende Augen saßen wie Quech'delna'ir-Kristalle im Kopf der schemenhaften Kreatur.
    "Sei gegrüßt "Nicht-Wesen.", schallte es mit einer körperlosen Stimme.
    "Nicht-Wesen?"
    "Ja... Nicht-Wesen. Das bist du. Weder Mensch noch Dämon, weder lebend noch tot."
    "Ich nahm an ich wäre untot."
    "Törichter Narr! Stelle keine Vermutungen über Dinge an, von denen du nichts weist. Ich wette du weist nicht mal, wo du dich befindest."
    Archelaos zögerte.
    "Nun?", harkte das Wesen nach.
    "Wo bin ich?"
    "In den Tiefen der Hölle selbst."
    "Wie ist das möglich?"
    "Du wurdest zusammen mit Zymorath hier herunter gezogen. Dort, wo bezwungene Scheusale verbannt werden. Die Essenz des Dämons verband sich mit der deinen. Sein Wille konnte dich nicht überwinden und so wurde er zerschmettert. Fragmente seiner Erinnerungen sind noch immer vorhanden. Doch auch du bist nicht mehr derselbe. Gegen das Schwert der Zeit bist du gefeit; unsterblich bist du allerdings keineswegs, wenn du auch schwer zu vernichten sein solltest. Dein Wesen hat sich ebenfalls geändert. Mag sein, dass der Ansatz schon vorher vorhanden war, mag sein, dass es der Dämon oder dieser Ort war, du kannst nichts daran ändern. Akzeptier es! Dein Licht ist verloschen..."
    "Wer bin ich nun?"
    "Soetwas, wie du war noch nie da. Es sollte nicht sein und doch ist es passiert. Deshalb bist du noch frei."
    "Wie meinst du das?"
    "Glaubst du wirklich diese Weiten wären komplett verlassen? Auch wenn es nicht die Abyss ist, in der es von grausamen Kreaturen wimmelt, hier ist die Hölle. Hier herrschen größere Mächte. Sie finden dich interessant und sind zugleich besorgt. Zymorath war unter den höheren Dämonen ein niederer. Im Vergleich zu den Sterblichen besaß er Macht und dir wird es ebenso ergehen. Für die Mächte hier allerdings bist du ansich keine Gefahr, doch sie wissen nicht, was deine Art bewirkt. Hier würdest du nur die festen Gesetze und Verhältnisse stören. Kehre zurück! Kehre zurück in deine Welt."
    "Dies strebe ich an. Aber sag mir, wie gelange ich zurück?"
    "Beschreite den Pfad der Verdammten - den Weg der Klagenden - die einzige Verbindung zwischen den Welten. Das Tor der Verdammnis liegt jenseits dieser Weiten. Gehe entgegengesetzt zur Mauer der Verzweiflung und du wirst ankommen. Es wird dich anziehen."
    "Nun gut, ich werde gehen. Doch sag mir noch eines: Wer bist DU?"
    "Wer ich bin und wie ich heisse spielt im Moment keine Rolle. Ich bin ein Ausgestossener, soviel kann ich dir mitteilen. Vielleicht werden wir uns wiederbegegnen, vielleicht auch nicht...", und damit verschwand die merkwürdige Gestalt und sein Gegenüber befand sich wieder mitten in der Wüste, dort wo vorher das Skelett gelegen hatte, nun jedoch verschwunden war.
    Nun ein neues Ziel vor Augen, tat Archelaos wie ihm geheissen. Die Dunkelheit und die seltsame Felswand hinter sich lassend, begann er seinen neuen Weg zu beschreiten: Einen langen Weg.
    Eine scheinbar endlose Zeit war er durch eine scheinbar endlose Öde gewandert, doch auch diese Reise fand ein Ende. Wie lange bin ich nun schon hier? Was mag in NewHope geschehen sein?, fragte er sich, als in der Ferne eine Veränderung der Landschaft zu bemerken war. Auch wenn Archelaos auf dieses Objekt gespannt war, er hatte warten gelernt. Was könnte es auch anderes sein, als das Portal? Tatsächlich stand er vor der letzten Etappe seiner Reise. Seiner Reise zum Anfang eines neuen Seins. Einer weiteren Reise.
    Von so gewaltigen Dimensionen war alles hier, nur nicht dieser Durchgang. Der halbrunde Rahmen war nur etwas höher als ein durchschnittlicher Mensch und aus weißem Material, in das wunderliche Zeichen geschnitzt worden waren. Wenn man nicht aufpasste verlor man sich in den komplizierten Windungen der Musterung und riskierte gefangen zu werden. Er schreckte auf und sah zu Boden. Dies war das letzte Hindernis: Eine Falle, die den Geist anzugreifen scheint. Archelaos sah wieder auf, doch diesmal sah er nur ein bedeutungsloses Muster. Nun, da die Ablenkung beseitigt war, fiel ihm erst der eigentliche Durchgang auf. Es war eine senkrechte Fläche, die merkwürdig pulsierte. Sie hatte eine Farbe. Nur war dies keine Farbe, die ein sterblicher je zu Gesicht bekommen hatte: die Farbe des Todes selbst.
    Soll dies der Anfang vom Ende sein. Archelaos schritt durch das Tor und befand sich mitten im Tod. Negative Energie umgab ihn und zehrte an ihm. Schreie und Klagen der Verdammten, Gemeuchelten, Verratenen zerrten an seinem Verstand. Gequält sah er auf und erblickte nur wenige Schritte entfernt sein Ziel. Mit unglaublicher Mühe schaffte er es sich langsam zu bewegen. Die Dunkelheit wollte ihm Ketten anlegen und ihn gefangenhalten; vergebens. Wie Jahre kam es ihm vor, als er sich durch das Grauen kämpfte, doch dann erstarb das Heulen, der Verstorbenen urplötzlich. Es war geschafft!
    Wieder in den Landen NewHopes. Wieder zu Hause...

    [ooc] Bin in letzter Zeit nicht so zum schreiben gekommen. Deshalb hat's ein wenig gedauert. Mal sehen, wann der letzte Teil kommt.[/ooc]

    Mein Name ist Legion, ich bin viele und doch eins!

  • Die Wiedergeburt

    Kälte. Das erste was er in der fühlte. Kein angenehm kühler Wind an einem Frühlingstag, sondern die tödliche Kälte, wie die einer Krypta. Archelaos blickte in einen großen steinernen Raum, der sich, wie eine Gruft vor ihm präsentierte. Geformt war jener, wie ein Prisma mit der Grundfläche eines gleichseitigen Dreiecks. Die Wände wurden oben und unten von einem schlichten, doch ansehnlichen Relief gesäumt. Die Decke war kaum erwähnenswert, war sie doch nur grober, zur Mitte hin gewölbter Fels. Umso kunstvoller gestaltete sich der Boden. Darauf waren alle Arten von Scheusalen und Dämonen zu sehen. Solche, die in Büchern beschrieben waren, solche, die er selbst gesehen hatte und auch solche, von denen seit Äonen niemand etwas wusste. Darunter waren so bizarre Abscheulichkeiten, dass sie kaum beschrieben werden konnten, denn nichts, was die Sterblichen kannten hatte annähernd solche Eigenschaften und Formen. Und doch erweckte dieses Kunstwerk sie irgendwie zum Leben und zeigte Dinge ohne wirkliches Aussehen. Diese Welt zog Archelaos mehr und mehr in ihren Bann. Schon konnte er die Flüche und Schreie der Bestien leise rauschen hören, wie ein Meer aus kochendem Blut. Plötzlich löste ein Geräusch hinter ihm ihn aus der Starre und lies ihn herumwirbeln. Mit einem übernatürlichen Stöhnen schloss sich ein infernalisch roter Strudel, zu dem der Durchgang geworden war und war schließlich komplett verschwunden. Nichts zeugte mehr von dem Weg in die Unterwelt, ausser ein zwei Meter hoher, gewölbter Torbogen, der von zwei etwas größeren geflügelten Dämonen bewacht wurde. Die meisterhaft gefertigten Statuen standen je an einer Seite und hielten einen Arm über den gewölbten Bogen, während sie den anderen Arm mitsamt der Flügel in die entgegengesetzte Richtung streckten. Sind dies nun wirklich Statuen? Wenn ich es mir recht überlege, möchte ich es gar nicht erst herausfinden... Mit diesen Gedanken wandte Archelaos sich ab und studierte weiter die Bilder auf dem Boden. Langsam wanderte er am linken Rand entlang und beobachtete die Greueltaten und Kämpfe der Teufel untereinander. Auf einmal wurde das Schauspiel durch eine gerade, breite Linie unterbrochen. Als er dieser mit Blicken folgte, sah er, dass es sich um die Seitenhalbierenden des Dreiecks handelte, welche die Fläche in drei Teile teilten. Die diabolischen Fratzen wichen Antlitzen von großer Schönheit und reiner Güte. Dort waren die Arten der himmlischen Wesen zu sehen, voller Güte, Reinheit und Rechtschaffenheit. Nahe der Trennlinie waren standen Krieger beider Seiten in Schlachtposition, die nur darauf warteten übereinander herzufallen, wenn sie nicht mehr voneinander getrennt sein würden. Auch dieser Weg lief spitz zu einem Tor zu. Nur standen hier Engel Wache, deren Gesichter von tiefen Kapuzen verdeckt wurden. Als Archelaos darauf zuschritt wurde er zurückgehalten und fühlte eine unendliche Leere zwischen sich und dem Eingang, auch wenn es nur ein Schritt war. Wäre ich dort gelandet, wenn ich in der Schlacht gefallen wäre? Nun wandte er sich dem dritten Teil zu. Die Mächte des Guten und Bösen verschwammen an den Grenzen, als würden sie in jene Welt einfliessen: Die Welt der Sterblichen, die Welt der neuen Hoffnung... Eine endlose Vielfalt an Leben zeichnete sich ab. Man konnte Menschen, Elfen, Orks und Zwerge erkennen, aber auch andere, die ihm völlig unbekannt waren. Bei einem seltsamen Wesen blieb er stehen und kniete nieder. Es waren humanoide Wesen, doch war ihr Körper von Schuppen bedeckt, wie sie Drachen zu eigen sind und die Beine waren avoid geprägt. Mit dem Zeigefinger der rechten hand strich er die Konturen nach und wurde plötzlich aus dieser Welt gerissen. Schmerz blitzte durch seine Gedanken und schien ihn zu blenden. Dann klärte sich die Sicht und rasend schnell zogen Visionen einer alten Rasse am geistigen Auge vorbei. Große Städte, Macht und Magie. Die anderen Rassen, die noch in den Anfängen lagen. Doch dann kam der Fall, die erste große Dunkelheit legte sich über das Land und vernichtete alles. Die geheimnisvollen Wesen gaben auf, sie kehrten nicht wieder. Als sich die Dunkelheit verzog, lebten Elfen, Menschen, Orks und Zwerge wieder auf. Denn sie hatten die Hoffnung bewahrt. Doch tief verborgen an geheimen Orten hatten einige der Alten bis heute überlebt und warteten nur darauf wieder hervorzutreten und an Macht zu gewinnen.

    Archelaos schritt weiter auf das letzte Portal zu. Niemand stand hier Wache, doch über der rechten Hälfte befand sich eine Mondsichel, wärend auf der linken die Sonne stand. Die Lebensbringer dieser Welt. Hier gehörte er hin. Denn dort, wo sich Licht und Dunkel treffen ist Platz für die Schatten.
    Ein grünlicher Strudel öffnete sich und gab allmählich den Blick auf eine saftige grüne Wiese frei, die von der Sonne genährt wurde. Entschlossen trat er hindurch.
    Ein lauer Wind wehte und Archelaos sog die würzige, frische Luft mit Genuss in die Lungen. Nicht, dass er den Sauerstoff benötigt hätte, doch war es ein angenehmes Gefühl. Den Hang hinab eröffnete ein Tal seine fruchtbaren Weiden und zugleich den Blick auf eine Kleine Siedlung. So sind die vier Rassen also bereits wiedergekehrt. Sehen wir mal, wer sich hier niedergelassen hat...

    Nach einer kurzen Wanderung stand er vor einer dürftig gezimmerten Holzpalisade, die ein paar Schritt entfernt einen weiten Durchgang bot, durch den sich Spuren von vielen Leuten und Karren zogen. Stadtwachen waren nicht zu sehen, also schien dies ein höchst friedlicher Ort zu sein. Archelaos griff mit der Linken in den Schatten, den die Holzmauer bis vor seine Füsse warf und zog schwungvoll eine lange schwarze Robe heraus. Sich das lange, einfach gefertigte Gewand überwerfend, schritt er duch das Tor und ging den Weg entlang einiger einfacher Holzhütten hinab. Dieser endete in einem weiten Platz in der Mitte des Dorfes, auf dem geschäftiges Treiben herrschte. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen stand er eine Weile an der Straßenmündung und beobachtete die Händler, wie sie ihre Waren feilboten und mit den Käufern um die Preise feilschten. Doch der unauffällige Mann am Rand beachtete sie nicht mehr als wuselnde Ameisen. Viel interessanter waren zwei Menschen in kunstvollen, scharlachroten Roben, die ihren Geschäften nachgingen und offensichtlich Bestellungen aufgaben. Ein Bauer mit dem sie kurz vorher gesprochen begann mit einem zufriedenen Grinsen und einer Hand voll Gold seinen noch vollen Stand einzupacken. Als die beiden Gestalten weitergingen, versperrten ihnen ein paar zwielichtige Figuren den weg. Ruhig sprach die Frau unter den fein Gekleideten mit den Schurken, doch sie erntete nur ein paar anzügliche Komentare zu ihrer Person. Im Versuch jene Dummschwätzer zu ignorieren, schlugen beide einen Weg vorbei an ihren Gegenübern ein. Dem vorausgehenden Mann stellte sich jedoch ein besonders mutiger Halunke entgegen und schubste ihn zurück. Der Provozierte vermied knapp einen Sturz und festigte seine Haltung. Er senkte den Kopf und schien in sich zu gehen, während der Räuber zu seinen Kameraden blickte und abfällig grinste, um seine Unsicherheit zu verbergen. Doch plötzlich riss der gut Bekleidete seinen Kopf wieder empor und hob ebenso schnell die Hände seitlich in die Höhe. Im selben Moment flog der Bandit scheinbar ohne Grund in hohem Bogen durch die Luft und landete an einer Hauswand von der er abprallte und leblos liegenblieb. Entsetzt starrten die übrigen Schläger auf ihren besiegten Kameraden, dann auf den Magier und machten das sie davonkamen so schnell es ging. Als dann die zwei Zauberer ihren Weg unbeeidruckt fortsetzten kehrten auch die verstummten Unbeteiligten wieder an ihre Arbeit zurück.
    Ahh... genau das, was ich brauche.
    Archelaos hingegen ging zu dem packenden Bauern hinüber und räusperte sich:
    "Verzeihung, werter Herr. Wer waren diese Leute eben?"
    Der Mensch blickte auf und unterbrach seine Tätigkeit.
    "Hmm? Aye, ihr scheint nicht von hier zu sein, sonst müsstet ihr nicht fragen..."
    "Ja, das habt ihr scharf beobachtet... Nun?", unterbrach Archelaos ungeduldig.
    Kurz etwas beleidigt fuhr der Landwirt schließlich fort und bemühte sich dabei geheimnisvoll zu klingen: "Das... mein Herr, waren Mitglieder der Molochäischen Hand: Einem Magierorden oben in den Bergen. Unheimliche Leute, die nicht ganz alle Tassen im Schrank haben, wenn ihr mich fragt, aber was soll's? Sie handeln oft mit dem Dorf hier unten."
    "Ihr beliefert sie ebenfalls mit Nahrung?"
    "Oh ja!", mit einem Grinsen fuhr er sich nocheinmal über den prall gefüllten Geldbeutel und gab dabei den Blick auf seine schlecht gepflegten, schiefen Zähne frei, "Ich beeil' mich jetzt lieber. Will nich', dass die unzufrieden mit mir sind..."
    "Was haltet ihr davon, wenn ich euch begleite? Ihr könntet überfallen werden und wollt sicher weder euren Profit verlieren, noch den Zorn der Molochäer auf euch ziehen, wenn ihr die Ladung verliert. Was sagt ihr?"
    "Na schön, eine kostenlose Wache scheint nich' verkehrt zu sein. Aber helft mir jetzt geffälligst aufladen! Bin schon spät dran wegen der Zeit, die ihr mich gekostet habt. Und erzählt mir ja nich' was ihr da oben wollt. Seid bestimmt auch so'n Spinner."
    "Mit Vergnügen, mein Fürst...", gab Archelaos lächelnd zurück und begann mit dem Aufladen...

    Einige Stunden später erreichten erblickten beide den Rand eines kleinen Tales, dass einst die Heimat eines großen Fürsten war. Hier hatten die Magier ihr Heim: in einem klosterähnlichen, großen Steingebäude inmitten von Ruinen...

    Der Dunkelfeste!

    Mein Name ist Legion, ich bin viele und doch eins!

  • Die Wiedergeburt (Fortsetzung)

    Kann das sein? Die Welt hat sich so sehr geändert, doch immernoch stehen diese Mauern...
    Kurze Zeit später rollte ein voll beladenes Eselgespann begleitet von zwei Menschen durch den Eingang des Anwesens. Während der Bauer aufgeregt mit einem Magier redete, der von der Lieferung nichts wusste, stahl sich Archelaos still und heimlich in Richtung des großen Turmes neben dem Zentalgebäude davon. Eine Weile stand er vor der schweren doppelflügligen Eichentür und sah sich vorsichtig um. Dann legte er die linke Hand sanft auf das alte Holz, senkte den Kopf und schritt darauf durch das langsam aufschwingende Tor in die kühlen Schatten des Turmes.


    Tarnesh Lydomar stand am Fenster seiner Kammer und lies seinen Blick in die Ferne schweifen. Weit hatte er es gebracht, seit er seinen Lehrmeisterin Chantalas verlassen hatte. Sie war während des Schlafes, friedlich in eine andere Welt davongeglitten. Ihr wahres Alter, hatte sie niemandem verraten. Er hatte stets angenommen, sie tat dies aus dem selben Grund, wie die Waschweiber aus Finsterwalde, der nächsten Siedlung zu der Waldhütte, die sie sich geteilt hatten, dies taten und hatte sie deshalb ein wenig belächelt. Doch nun verstand er die wahren Gründe. Sie musste noch während der großen Dunkelheit geboren worden sein. Vor über zweihunder Jahren! Die Menschen sind misstrauisch gegenüber Zauberern, besonders seiner früheren Heimat. Nachdem er sie verlassen hatte, war er weit weg gereist: Nach Thundercliffe; eine der großen Städe der Menschen. Auch wenn diese mit damals ca. 1200 Einwohnern nicht einmal annähernd an die Legenden über die prächtigen Metropolen der alten Zeit heranreichte, war sie doch das Zentrum für Handel und Kultur der Provinz Gandahar. Da die Menschen dort der Magie aufgeschlossener gegenübertraten, bot er der Bevölkerung seine Dienste als Heiler an. Bald kamen Menschen von weit her und sogar ein paar Orks aus Murbulak, um von Verletzungen und Krankheiten kuriert zu werden. Daher wurden mehr Heiler benötigt und einige Familien sandten ihre Kinder zu ihm in die Lehre. Doch mit der Zeit wurde er dessen überdrüssig. Es musste mehr im Leben geben. Und so sammelte er einige frühere Lehrlinge und abenteuerlustige Jungspunde um sich und zog aus, einen mystischen Ort aus uralten Schriften zu finden. Und er fand ihn: Dies hier war einst eine Feste des Ordens der Ritter des Lichts. Einer vergangenen Macht des letzten Zeitalters. Der Name des Herrschers ist nicht erhalten, doch war es möglich eine Unzahl Bücher, Schriftrollen und Artefakte aus den Katakomben unter der Burg zu bergen. Der verstorbene Fürst hatte viel magisches Wissen gehortet, das nun auch das seinige war. Seine Untergebenen hatten dieses Gebäude gebaut und unterrichteten weitere begabte Studenten. Jetzt hatte er selbst das normale Menschliche Alter überschritten; Nur die Magie hielt ihn am Leben.

    "Wie doch die Zeit vergeht..."
    "Was? Was wollt ihr hier? Antwortet, oder ihr werdet zerschmettert!" Tarnesh fuhr herum und funkelte die finstere Gestalt an, die am Türrahmen lehnte und scheinbar seine Gedanken gelesen hatte.
    "Ruhig Blut mein Lieber! Ihr seid nicht in Gefahr."
    "Ha! Ihr habt wohl keine Ahnung, wen ihr vor euch habt, sonst würdet ihr schleunigst fliehen, törichter Dieb." Um seine geballte Faust spielten elektrische Ladungen, welche von einem drohenden Gewitter zeugten.
    "Ihr nennt mich einen Dieb? Ihr, der ihr mein Wissen stahlt? Ihr, der ihr auf MEINEM Grund und Boden weilt?"
    "W..was?", der Anführer der Molochäer schüttelte ungläubig den Kopf und rieb sich die Augen.
    Als er langsam wieder aufblickte, sah er zum ersten Mal das Gesicht des Fremden; direkt vor seinem eigenen. Ehe er etwas sagen konnte, pressten sich die Hände seines Gegenübers wie Stahl an die Seiten seines Kopfes und hielten ihn gefangen. Fast verlor er das Bewusstsein, doch das Unfassbare, das sich vor seinen Augen abspielte verhinderte das. Die Schatten im Raum weiteten sich aus, flossen aus dem Treppenhaus des Turmes, krochen die Wände hoch und verdeckten sogar die Fenster. Schatten, der sogar die Sonne verdrängen konnte, kroch langsam seinen starren Körper hinauf und hatte ihn und den ganzen Raum umschlossen.
    In jener totalen Dunkelheit ertönte eine Stimme:
    "Höre gut zu, Tarnesh Lydomar! Du befindest dich in meinem Reich und ich fordere es zurück! Du wirst nicht länger ein Anführer sein... Folge mir! Und werde mehr als das. Es ist an der Zeit neue Wege einzuschlagen. Du WEISST, was zu tun ist..."

    "Meister! Meister! Was habt ihr?" Er sah noch zwei Wachen in den leeren Raum stürzen, dann verlor er die Kontrolle über seinen Körper.

    Als er wieder die Augen öffnete, sah er die besorgte Miene einer Heilerin:
    "Geht es euch besser, mein Lord?"
    "Alles in Ordnung, mein Kind." Tarnesh stand von seinem Bett auf und sah ungläubig in der Kammer umher. "Geht nun, ich muss nachdenken."
    "Aber mein Lord...", protestierte die junge Akolythin.
    "GEHT!"
    Schweigend verlies sie zusammen mit den Wachen und drei anderen Zauberern den Raum.

    Verrärgert versucht er seine Erinnerungen an das Geschehen zu rufen, als sein Blick auf einen Merkwürdigen blau-schwarzen Stein fiel.
    "Du WEISST es...", hallte es durch seine Gedanken.
    Entschlossen griff er nach dem vogelei-großen Objekt und es wurde erneut schwarz vor seinen Augen. Doch diesmal aprupter und er fühlte sich nicht gefangen.

    "Hier deine Anweisungen: Du wirst deine Leute ins Dorf senden und die Kontrolle übernehmen! Unterichte jeden Einwohner in der "Kunst"! Selbst die einfachste Magd soll einen Spruch zur Erleichterung ihrer Arbeit kennen. Lasse das Dorf ausbauen und stelle eine Gruppe zusammen, die nach Osten ziehen wird. Dort am Berg Mirondar werden sie Gold finden. Mit diesem Gold wirst du unser Reich erweitern. Stelle eine Armee auf. Es sollen gut trainierte, schwer gepanzerte und magiebegabte Streiter werden; Die Nachtgarde. Unsere Feinde sollen vor Furcht erzittern und unsere Freunde sollen auf unseren Schutz vertrauen können. Beginne ebenfalls mit dem Wiederaufbau der Festung. Niemand soll diese Mauern je wieder erstürmen...
    Ich werde mich auf eine lange Reise begeben. Weit nach Süden. Dort sah ich einen Turm: große Schatten umgaben ihn. An diesem Ort werde ich Verbündete finden. Zusammen werden wir Einfluss auf die Welt nehmen. Leb wohl Tarnesh. Mache deine Sache gut."

    Von diesem Augenblick an wusste Tarnesh, er hatte einen neuen Meister und großes erwartete ihn...

    Mein Name ist Legion, ich bin viele und doch eins!

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