excelchens Civ4 blog

  • Die Idee hat es mir angetan. Ich habe in meinem letzten Post in Athains Blog die Römer verrissen und angemerkt, dass sie nur etwas sind für Leute, die’s wissen wollen. Schlaflos und unruhig wälze ich mich in meinem Bett, verfolgt von Caesar, Calligula und Nero, die mich verhöhnen, sie hätten geschafft, was ich mich nicht traue… die Römer zu höherem Glanz zu führen.

    Also soll es sein. Frisch mache ich mich an’s Werk, nutze mein freies Wochenende, drappiere Chips, Tiefkühlpizza, Zigaretten, Cola und Bier um meinen Schreibtisch, so dass ich mich nicht weiter bewegen muss als eine Handbreit hinter’s Mousepad zu greifen, um meine körperliche Hülle, für wenige Tage zu wenig mehr als dem Gefäß meines Geistes degradiert, mit dem Nötigsten zu versorgen. Ich denke kurz über eine Magensonde nach, verwerfe den Gedanken aber schnell wieder, weil ich fürchte, dass mich die Transplantation wertvolle Zeit kosten wird.

    Ich lege die Ziele fest: Römer, Schwierigkeit unsterblich, ohne Editing. Unsterblich habe ich noch nie geschafft, habe nur mit viel Glück und optimaler Gegnerwahl ein Kaiserspiel gewonnen, aber wenn es wieder Nacht wird über meinem Bette, will ich in Calligulas Gesicht zurücklachen können: Du bist nur Kaiser gewesen…

    Ich schaue mir die Römer noch mal an. Expansiv und organisiert, das ist nun wirklich lächerlich. Fischen und Bergbau sind die beiden Technologien, ich werde einen Schlachtplan entwerfen müssen, um überhaupt Prinz zu überleben. Aber es heißt ja auch Strategiespiel, weil man eben eine Strategieentwickeln muss.

    DIE STRATEGIE
    Ich stelle folgendes fest:


      In offener Feldschlacht habe ich keine Chance. Die Technologieboni der Gegner sind so mächtig, dass sie 5 – 8 mal so schnell forschen wie ich. Ich muss mich also in die Lage versetzen, für jede Technologie, die ich erforsche, 5-8 Technologien zurück zu bekommen. Das heißt, dass ich viele Gegner brauche. Ich wähle: 8 (vorgeschlagen sind zwei.)

      Auf einer kontinentalen Welt habe ich ebenfalls keine Chance, weil die Gegner unglaublich viel schneller bauen und expandieren können. Ohne natürliche Expansionshindernisse wird mir in Windeseile die Luft zum Atmen ausgehen. Kontinente kommen also nicht in Frage, daher müssen so viele Hindernisse wie möglich her. Ich wähle: Archipel, winzige Inseln, Wasserstand hoch.

      Meine einzige Chance, die Produktionsvorteile der Gegner auszugleichen ist eine leistungsfähige Industrie. Insbesondere bei wenig Land und viel Wasser muss das übrige Land maximale Produktivität ergeben. Ich brauche Felseninseln. Ich wähle: felsiges Klima.

      Mein einziger Vorteil ist, die strategische und taktische Bedeutung der Städte besser beurteilen zu können als die Gegner. Ich muss den Vorteil optimal ausgewählter und ausgebauter Städte also möglichst groß werden lassen. Mit anderen Worten: ich brauche ein Spiel, in dem es auf jede einzelne Stadt ankommt, in der jede einzelne Truppe ihre Bedeutung hat, und in dem eine schlecht gewählte Stadt und eine überflüssigerweise gebaute Truppe einen maximalen Nachteil darstellen. Ich brauche eine winzige Welt. Ich wähle: Landkartengröße winzig.

      Der einzige überhaupt nennenswerte Vorteil der Römer sind die Prätorianer. So stark wie Streitkolbenträger aber schon in der Antike vorhanden stellen sie einen sehr nennenswerten taktischen Vorteil dar, der nur in der kurzen Zeit zwischen Eisenbearbeitung und Maschinen nutzbar ist. Diese Zeit muss möglichst lang werden, um diesen Vorteil nutzen zu können und so viele Schlachten mit ihnen zu gewinnen, bis sie durch Beförderungen auch stärkere Gegner bezwingen. Ich brauche ein extrem langsames Spiel. Ich wähle: Spielgeschwindigkeit Marathon.

      Ich brauche die Religionen. Da ich selbst nicht mystisch bin, darf auch kein anderer mystisch sein. Außerdem will ich keinen Industriellen dabei haben, der mir dann die (im Marathon spiel noch mal mühseligeren) Wunder wegschnappen kann. Die Gegnerliste ist handverlesen. Es handelt sich um Alexander, Friedrich, Kublai Khan, Kyros, Mao, Peter, Tokugawa und Washington

    Ich suche mir nun eine geeignete Stadt und mache mich auf die lange Suche nach einem Flecken Erde, an dem mein der Mühsal und der Wanderung müdes Volk sich niederlassen kann. Aber schon der erste Siedlungsort, den wir bei unserer Weltenwanderung durchqueren ist ein Treffer: eine winzige Insel, fünf Felder Groß (es wird also keine Barbaren geben) mit einem Steinbruch (gut für Stonehedge), zwei nichtbewaldete und einen bewaldeten Präriehügel (gut für sofortige Produktion) zwei Grasland Wälder (Gut für Produktion und Wachstum) und fünf (FÜNF!) Muschelfeldern im Meer herum. Eine unglaubliche Hauptstadt. Ich scheuche die Wölfin, die sich am Strand niedergelassen hat und die offenbar zwei Säuglinge nährt, hinfort und werfe die beiden Jungen ins Meer. Hier werde ich meine Stadt bauen.

    4000 v. Chr.
    Wir beginnen damit, Boote zu bauen, um an den Muschelreichtum zu gelangen. Um am Anfang meinem Volk spirituelle Führung zu geben, befassen sich unsere Priester mit den Geheimnissen der Mystik. Um möglichst rasch voranzuschreiten gehen wir fischen, so werden die Boote zwar nie fertig, aber darum können wir uns auch kümmern, wenn wir den Weg ins Nirwana gefunden haben. Auch unser Nachwuchs wird, sobald das Licht der Welt erblickt ist, in die Boote geschickt. Muscheln soll’n sie fressen, diese verdammten Priester.

    3430 v. Chr.
    Noch eine Runde, Sidartha, der alte Zausel, sitzt jetzt schon seid einem Jahr unter diesem verdammten Baum und er will gerade zum „Heureka“ ansetzen, da erreicht mich die Kunde von der Entwicklung einer Religion. Verdammt noch mal! Eine Runde bevor wir sie haben, ist in einem fernen Land der Buddhismus entdeckt worden. Ich schreie, ich tobe, ich rase vor Wut und Enttäuschung und bin völlig verzweifelt, als mir plötzlich meine Gespielin sanft über die Stirn streicht und mir zuflüstert: „Ruhig, Liebster. Du hast geträumt!“ Ich bin erlöst. Es ist immer noch 4000 v. Chr. und ich bin gerade im Begriff, Rom zu gründen. Ich werde die Botschaft der Götter achten und nicht Buddhismus erforschen. Auch in Zukunft will ich offen sein für Botschaften aus der Zukunft *zwinker, zwinker*.

    3250 v. Chr.
    Tatsächlich ist der Buddhismus 3430 v. Chr. erforscht worden ;) aber ich bin ja glücklicherweise auf Polytheismus gegangen. Kurz darauf wird der Hinduismus in Rom gegründet.

    2620 v. Chr.
    Auch der Monotheismus wurde in Rom erfunden, ein Gott mit einem ziemlich komplizierten Namen hat einem bärtigen Mann auf der Flucht ein paar Gesetze diktiert. Man munkelt, der wunderliche Alte und seine Gesellen seien auf der Flucht vor der Steuerfahndung gewesen. Das angebliche Reich des Bösen („Ägypten“), das sie erwähnen, existiert jedenfalls nicht, das Konzept, dem zu entfliehen sie vorgaben („Sklaverei“) ist uns völlig unbekannt und meine Beamten und ich halten das Gefasel für eine Ausrede. Die Ideen die der Mann hat sind jedenfalls nicht übel und so erklären wir das „Judentum“ zur Staatsreligion. Wir geben seiner Zukunft ein Zuhause und versuchen so etwas wie ein „Priestertum“ zu entwickeln. Auch unser erster Bautrupp wird gerade, nun ja, gebaut.

    2230 v. Chr.
    Meine Leute hatten gerade damit angefangen, ein paar mächtige Steinmonolithen im Kreis aufzustellen, als uns die Kunde erreichte, dass es so was schon gibt. „Stonhedge“ werde das Gebilde genannt und wurde in einem fernen Land errichtet. Wie bedauerlich. Da wir jetzt nicht viel damit anzufangen wissen, verkaufen wir die Pläne für ein paar Goldstücke an einen vorüberziehenden Händler. Einer der Ingenieure hat den Vorschlag gemacht, jetzt, da wir die Steine nun schon mal haben, sie zu einem eckigen Berg aufzutürmen, mit einer Spitze aus Gold. Mir soll’s Recht sein, macht damit was ihr wollt.

    1105 v. Chr.
    Fertig. Ich bin sehr beeindruckt, nach einer Bauzeit von fast 1100 Jahren ist der Steinberg errichtet. Weiß schimmert er in der Sonne, seine Spitze krönt ein Dreieck aus Gold. „Pyramiden“ soll der Bau heißen, er nützt zwar zu nichts Rechtem, aber das in prachtvoller Weise. Das Volk gesteht einem Herrscher mit einem solchen Prunkbau zu seinen Ehren zu, nach freiem Gutdünken zu herrschen. Ich entscheide mich dazu, seine Repräsentanten an meiner Macht zu beteiligen und nenne das Konzept konsequenterweise „Repräsentation“.

    800 v. Chr.
    Uns erreicht Kunde, dass die beiden Trieren, die wir in entgegengesetzter Richtung ausgesandt haben, die Welt zu erkunden, einander begegnet sind. Potz Blitz! Die Erde ist ein Zylinder! Die Priester staunen. Ein gewisser Galileus Gelilei hatte standhaft behauptet, sie sei eine Kugel. Wir haben den Mann verbrannt, den alten Ketzer. Könnte ja jeder kommen…

    690 v. Chr.
    Unsere Kundschafter haben zu allen übrigen Nationen Kontakte geschaffen und unsere Priester haben eine tolle Entdeckung gemacht: Man kann alle denkbaren Worte einer Sprache mit einer kleinen Anzahl von Runen erstellen und auf diese Weise das Wissen der Welt auf Schriftrollen und Tontafeln festhalten, die über den Seeweg zu transportieren und zu handeln sind. Nach den ersten zwei Runen „alpha“ und „beta“ haben wir das Konzept „Alphabeta“ genannt und die übrigen Völker reißen sich darum; im Tausch bekommen wir für unsere Runen Wissen in den Bereichen Landwirtschaft, Tierzucht, Keramik, Jagd, Bogenschießen, Bronzearbeit, Eisenarbeit und Mathematik. Bis auf die etwas absurde Idee, Regeln für das öffentliche Zusammenleben festzulegen und aufzuschreiben („Gesetze“) ist in unseren Bibliotheken nun das gesamte Wissen der Menschheit gespeichert. Donnerwetter. Und das alles für ein paar Runen. In der Zwischenzeit haben wir zwei weitere Städte gegründet und streben den Bau einer vierten an, auf einer Insel in der Nähe, auf der ein weißer, harter Stein namens „Marmor“ zu finden ist.

    440 v. Chr.
    Ein Gewisser Jesus soll in Tokio an’s Kreuz genagelt worden sein, was seine Anhänger motiviert hat, eine neue Religion zu gründen. Mir Soll’s recht sein.

    1 n. Chr.
    Aus irgendeinem unerfindlichen Grund ist diese 440 Jahre alte Jesusgeschichte wieder aufgetaucht: Seine Anhänger haben eine neue Zeitrechnung erfunden, die heute beginnt. Warum das 440 Jahre nach dem Tod des Predigers sein muss ist mir allerdings unklar. Mir soll’s Recht sein. Heuer, 440 Jahre nach seinem Tod ist also das Jahr 1 nach Christus. :stupid?:

    70 n. Chr.
    Wir haben ein paar bewässerte Gärten auf eine Brücke gebaut, ziemlich albernes Konzept, ehrlich gesagt. Sind aber sehr schön, meine Gespielen, mittlerweile meine 177ste Frau in 4000 Jahren ist ganz hingerissen. Hängende Gärten! Scharen von Touristen lockt das wundersame Bauwerk an, die sich in den Städten niederlassen. Außerdem inspiriert es meine Landesgenossen zu mehr Sauberkeit, was die hygienische Situation in meinem Reich und damit die Volksgesundheit verbessert.

    390 n. Chr.
    Auf Antium, der Insel südlich von Rom, haben wir einen riesigen Leuchtturm gebaut, der die römische See für den Handel sicherer macht. Das Einkommen aus den zusätzlichen Handelswegen ist sehr beachtlich und rettet uns vor dem ständig drohenden Staatsbankrott. Auch wenn es eine „Heidenarbeit“ war, das hat sich gelohnt. Nichtsdestoweniger fühlte sich Alexander, Herrscher der Griechen und, wie ich nun erfahre, Erfinder des Buddhismus, bemüßigt, mir den Krieg zu erklären. Das schreckt mich nicht, denn meine beiden Triremen haben sich im Kampf mit Piraten bewährt und sind zu gefürchteten Seedrachen avanciert. Sie warten auf dem Seeweg nach Giechenland auf ankommende Kriegsschiffe und versenken sie. Gelegentlich befragen wir vor einem Kampf das Orakel und lassen davon ab, wenn es ungünstiges Kriegsglück vorhersagt ;) Falls irgendjemand an dieser Stelle Ausgrabungen machen sollte, wird er eine Menge bronzener Schilde finden *gg*

    590 n. Chr.
    Wir haben ein Herrschaftssystem „Monarchie“ erforscht, doch keiner will es haben. Damit habe ich nicht gerechnet, ich hatte gedacht, Reichsapfel und Zepter ebenso teuer verhökern zu können wie die Runen vor tausend Jahren. Nun, ich werde mir etwas Neues einfallen lassen müssen.

    660 n. Chr.
    Wir haben eine kolossale Bronzestatue fertig gestellt, die den Sonnengott Helios darstellt. Wunderbar. Dass die Figur meine Gesichtszüge hat ist sicher nur Zufall und fällt ohnehin nur denjenigen auf, die mich persönlich kennen *zwinker*. Ehefrau 204 jedenfalls ist ganz hingerissen. Mein Antlitz ist aber auch wirklich schön!

    1000 n. Chr.
    Mir brummt der Schädel. 5000 Jahre Herrschaft, wir haben eine ziemliche Sause veranstaltet, mit großem Schauspiel und wildem Besäufnis und dem feierlichen Schlachten von 1000 gefangenen Griechen. Zur Ehren der Festlichkeiten habe ich einen großen Wissenschaftskongress einberufen, alle waren eingeladen. Monarchie und Feudalismus habe ich gegen so ziemlich alles eingetauscht, was auf dem Markt zu haben war, in Summe bin ich meinen Mitstreitern nun technologisch überlegen. Nur Alexander, den sie jetzt „den Großen“ nennen, war nicht eingeladen. Wir haben uns entschlossen nach 600 Jahren kaltem Krieg die griechische Hauptstadt einzunehmen, weil sie die heilige Stadt des Buddhismus ist, der verbreitsten Religion weltweit. Die Pilgerströme, die den heiligen Tempel der Buddhisten besuchen, spülen wahre Geldströme in meine chronisch klammen Kassen. Das hat die Griechen berufen, uns Frieden anzubieten und statt dem Weg ins Nirwana lieber dem des Nazareners zu folgen. Durch cleveren Technologietausch, die kriegerischen Eskapaden und dem seit langem wieder ausgeglichenen Haushalt sind wir vom vorletzten auf den zweiten Platz in der Tyrannenliga aufgestiegen, aber ich denke wir werden bald wieder Köpfe rollen lassen müssen. Im Frieden sind wir einfach zu schwach und ich fürchte, dass die technologische Entwicklung die Schwerter meiner Prätorianer stumpf und schartig werden lassen wird.

    1100 n. Chr.
    Washington hat sich herzlich eingeladen, mir den Krieg zu erläutern. Ich bin dankbar, denn meine Prätorianer waren schon ganz unruhig. In Handumdrehen habe ich seine Hauptstadt eingenommen, die einzig wirklich vernünftige Stadt die er besitzt. Die anderen Städte sind mir im Unterhalt zu teuer. Dennoch lasse ich mir die Gelegenheit nicht entgehen, diesen undankbaren Parasiten ein für alle mal unschädlich zu machen und brenne vier weitere amerikanische Städte nieder. Die Kriegsbeute finanziert meinen Klerus, der so Gelegenheit hat, 100% seiner Zeit mit dem Nachdenken über neuartige Konzepte zu verbringen. Das Tückische an dieser Art der Haushaltspolitik ist, dass ich von nun an gezwungen sein werde, mich ständig im Krieg zu befinden. Da ich aber nur über 8 Legionen verfüge, werden diese Grünlinge mit der Zeit zu derart kampferprobten Haudegen, dass sie selbst bestens befestigte Städte überrennen. Nur ganz selten ist der aufwändige, langwierige und teuere Einsatz von Belagerungsmaschinen erforderlich. Um meine Truppen zu schützen kämpfe ich nur noch, wenn ich militärisch weit überlegen bin, was das Kampfgeschehen nicht selten auf meine stärksten Truppen konzentriert, die dadurch immer noch stärker werden.

    1250 n. Chr.
    Wie praktisch, genau zu dem Zeitpunkt, da Amerika am Boden liegt und nur noch eine einzige bedeutungslose Stadt im ewigen Eis sein Eigen nennt erklärt mir Japan den Krieg. Fette Beute kündigt sich an, denn die letzten paar Blechteller, die meine Truppen aus den brennenden Ruinen amerikanischer Städte gerettet haben, haben meine Finanzlage wirklich nicht mehr retten können. Ich glaube Tokugawa hat keinen Schimmer, mit wem er es zu tun hat. Keiner meiner Prätorianer hat weniger als 10-15 Schlachten geschlagen, wir werden sein Land niederfegen, wie ein Sturm. Seine eleganten Katanas zerbrechen an den Kurzschwertern meiner Prätorianer. Da ich nur in Städten wirklich kämpfen kann, habe ich zum Schutz meiner Truppen im Felde ein paar Armbrustschützen rekrutiert. Sowohl gegen Samurai als auch gegen Streitkolbenträger machen sich diese Könner ganz hervorragend, und ihr Verlust ist weit weniger schmerzlich als der Verlust meiner kampferprobten Eliten. Zum zweiten sind meine Streitkräfte durch ein paar Regimenter Feldscher auf Wagen erweitert worden, die meine Truppen nach der Schlacht versorgen sollen. Da diese Ärzte im Notfall auf (preiswerten) Wagen herangefahren kommen, haben wir das Konzept „Notartzwagen“ genannt. Es steigert die Kampfkraft meiner Truppen sehr erheblich und ist daher ein echter militärischer Fortschritt. Wann haben die Haudegen auch schon mal Zeit, sich hinter der Front auszukurieren.

    1350 n. Chr.
    Mir geht die Puste aus. Nachdem wir ein paar fette Städte erbeutet haben sind nach 1000 Jahren Krieg die Menschen müde und wollen Frieden. So soll es sein. Es wird ohnehin erforderlich sein, mein Reich ein wenig zu konsolidieren, zumal ich mittlerweile der mächtigste Herrscher der Welt bin. Das Altreich im Osten besteht aus vier eigenen Städten, das Neureich im Westen aus vier Eroberungen, den Perlen Griechenlands, Amerikas und Japans, 10 schwache Städte habe ich niedergebrannt und die bestehenden damit deutlich gestärkt. 400 Jahre kriegsbeutefinanzierte Forschung hat uns zur modernsten Nation der Welt werden lassen, und auch kluges Handeln mit Wissenschaftlichen Errungenschaften hat unsere Macht gemehrt. Ich könnte mir auf die Schulter klopfen, wenn meine Gemahlin das nicht schon täte, mittlerweile die 217.

    Auch habe ich mich entschlossen, den Freidenkern, den sogenannten „Liberalisten“, neue Rechte zuzugestehen, was Wissenschaft und Kunst in ungeahnter Weise beflügelt und gewaltigen Fortschritten im Bereich der Astronomie mit sich gebracht hat. Ein neuer Schiffstyp beherrscht nun die Meere, riesige Schiffe aus Holz mit Kanonen aus Eisen und Frachträumen, in denen man bequem eine Triere unterbringen könnte, wenn man das denn sinnvoll fände. Die Meinungsfreiheit stärkt den kulturellen Einfluss unserer Städte und insbesondere im Neureich im Westen breitet sich unsere Kultur schnell und sicher aus und lässt die geknechtete Bevölkerung die neuen Herren besser ertragen. Sah ich mich zu Kriegszeiten gezwungen, einen Teil meiner Einnahmen in die Kulturpolitik zu investieren, behalte ich diese Praxis nun bei, um die neuen Völker an uns zu gewöhnen und den Einflussbereich der neuen Städte schneller wachsen zu lassen, um die neuen Völker zu ernähren und ihnen zu helfen, ihre alte Kultur abzuschütteln. Statt Schwertern schmiede ich nun Bücher und habe eine große Tourismus Werbekampagne gestartet, die das Pilgertum in das buddhistische Heiligtum nach Athen stärken und den nun versiegenden Beutestrom ersetzen soll. Dennoch kann ich nicht verhindern, dass ich die Steuern etwas erhöhen muss. Aber so ist das, mein liebes Volk, wenn ich die anderen nicht knechten darf, müsst Ihr halt ran ;)

    1420 n. Chr.
    Ein heiliger Mann, St. Johannes, ist in einer meiner Städte aufgetaucht und hat mich gefragt, ob er etwas für mich tun kann. Ich bat ihn, auf dem Berg, auf dem Gott uns Gesetze schenkte, einen Tempel zu bauen, weil ich mir davon erhebliche touristische Einnahmen erhoffe, da wir, nun ja, etwas klamm sind. Er hat eingewilligt, und seit dem sind wir, nun ja, nicht mehr ganz so klamm.

    1450 n. Chr.
    Mein Gott, dieser Friede, das ist ja furchtbar! Die Kassen sind leer, die Schwerter verrosten und die technologische Entwicklung auf Seiten meiner potentiellen Feinde schreitet in riesigen Schritten voran. Deutschland muss niedergeworfen werden, fette, satte Städte direkt in der Umgebung meines Altreiches, ich krieg ganz schwitzige Hände, wenn ich auf dem Weg zu meiner Datscha daran vorbei segle. Auch meine treue Gespielin, Ehefrau nr. 211 findet das. Bei jeder Gelegenheit sagt sie: „Ceterum censeo Germania esse delendam.“ Der Spruch hat sich in Volk und Senat durchgesetzt, die Kriegspartei stellt mittlerweile die stärkte Fraktion. Und meine Nachbarn haben die Enddeckung gemacht, dass ein Gemisch aus Schwefel, Salpeter und Kohle in dünne, hohle Eisenstangen gefüllt auf dem Schlachtfeld zu erfreulichen Ergebnissen führt. Mit einem Kolben aus Holz und einer Vorrichtung, die einen Feuerstein an ein kleines Loch schlägt sind diese Eisenstangen sogar ganz praktisch. Musketen, weiß der Teufel wieso sie so heißen, aber wenn diese Mode um sich greift, kann ich meine Schwerter einpacken. Die besten meiner Prätorianer haben zwar immer noch gute Chancen gegen diese Musketenmänner, aber eben nur die besten. Die übrigen haben nur noch dort eine Chance, wo sich diese neumodische und feige Waffentechnik nicht durchgesetzt hat, also lieber jetzt als nie. Friedrich, stopf’ Deine Röhren, Du wirst sie brauchen.

    1500 n. Chr.
    Nach einem kurzen, harten Schlagabtausch liegt Deutschland, einst drittstärkste der Nationen, am Boden, seine Städte sind einverleibt, brennen oder liegen in Ruinen, seine Schiffe sind vernichtet und seine hohlen Eisenstangen sind verbogen. Wir haben Frieden geschlossen, um uns mit aller Kraft einem Konzept namens Elektrizität zu widmen. Ein deutscher Bürgermeister, Otto von Guericke, hat eine Maschine erfunden, mit der man auf Jahrmärkten vorwitzigen Jungfern Funken aus der Nase ziehen kann. Da seine Stadt jetzt von Prätorianern, nun ja, regiert wird, wollen wir gemeinsam ermitteln, was hinter diesen Funken steckt.

    1550 n. Chr.
    Zar Peter hat mir den Krieg erklärt, die einzig nennenswerte Weltmacht neben meinem ewigen Verbündeten Kyros von Persien, mit dem ich mich bestens verstehe und dem ich in einem Verteidigungsbündnis verbunden bin. Sehr schön eigentlich, Kyros hält sein Versprechen, aber Peter verfügt über einen neuen Schiffstyp mit mächtigen Kanonen und übernimmt plötzlich und unerwartet die Herrschaft über mein Seegebiet. Da sich mein Inselreich praktischerweise im Wasser befindet und sich mein halbes Volk aus dem Meer ernährt ist das ausgesprochen unglücklich. Seine Fregatten zerstören meine Fischer und ich bin machtlos dagegen. Ich unterbreche meine Forschungen im Bereich Funkwesen, (der Übertragung von Strom durch die Luft, faszinierende Technik, fas-zi-nier-end!) um herauszubekommen, auf welche Weise das Pulver, mit dem Peter seine Kanonen füttert, funktioniert. Bitter so was.

    Archimedes, ein großer Ingenieur, der, angelockt von den technischen Wunderleistungen der Pyramiden und der hängenden Gärten und deren Preisungen in unserem nationalen Epos schon vor über 1000 Jahren an meinen Hof zog, habe ich gebeten, in Kyoto, einer Stadt in arger kultureller Bedrängnis einen Kulturtempel ersten Ranges zu bauen: das Theater am Broadway. Seid dem entstehen dort Musicals und Revuen, die sogar die Japaner in ihren kulturellen Hochburgen in der Nähe beeindrucken und zu Scharen anlocken. Mehrere kleinere Dörfer sind bereits den Japanern abtrünnig geworden und haben sich uns angeschlossen. Städte werden wir nicht erobern, aber wenigstens haben wir nun das Land, das wir brauchen um Kyoto voll zu entwickeln.

    1580 n. Chr.
    Heureka, wir haben die Pulvermischung entschlüsselt und spontan alle unsere Karavellen damit ausgerüstet. Gestählt durch jahrhundertelange Seeschlachten sind die gedrillten Mannschaften den grünen Russen weit überlegen, und reinigen die See von ihren Pötten, aber es wird noch Jahrzehnte dauern, bis der Schaden an meiner Infrastruktur wieder gut gemacht ist. Die Schwerter meiner Prätorianer graben sich in das willige Fleisch seiner Schützen und auch Peters Städte gehen langsam den Weg alles Irdischen.

    1590 n. Chr.
    Schluss. Peter hat herausbekommen, wie man das Wunderpulver der Fregatten in kleine Kugeln füllt und dem Gegner vor die Füße wirft. Dagegen, ich erkenne es an, sind die Schwerter meiner treuen Prätorianer machtlos; die letzten Städte werde ich ihm wohl lassen müssen. Meine elitärste Legion, die Prätorianergarde, hat mittlerweile wohl 40 schlachten geschlagen und ist acht mal (!!!) befördert worden, aber nun sind sie, ich gestehe es, nach 2000jähriger Dienstzeit mit ihrem Latein am Ende.

    1600 n. Chr.
    Ich habe einige der unerfahreneren, nur viermal beförderten Prätorianer mit der neuen Waffentechnik ausgestattet und sie mit Granaten auf das Schlachtfeld geschickt. So haben wir zwar die letzten nennenswerten russischen Städte erobern können, aber ich vermute dass das Zeitalter der Kriege erstmal vorbei ist. Die Segnungen der Moderne sind zu verlockend und ich denke, dass wir unsere Städte zunächst werden modernisieren und ausbauen müssen, ehe wir uns einem neuen Krieg widmen sollten. Die Errungenschaften des Funkwesens und der Dampfmaschine sind zu bedeutsam um sie quasi nebenher zu nutzen, wir brauchen wieder Frieden.

    Leider berichten unsere Forscher von einem ganz wundersamen Energieträger namens „Carbonium“, der sich in unserem ganzen, riesenhaften, die Welt gänzlich umspannenden Reich nicht finden lässt. Es soll eine Art brennender Stein sein, die Menschen nennen es „Kohle“.

    Ein anderes wundersames, schwarzes Metall, indem augenscheinlich riesenhafte Energiemengen schlummern haben wir dagegen zu Hauf, wir haben es nach dem Himmesgott CAELIUM genannt, unsere Physiker sagen, es komme in 235 und 238 Nukleonen schweren Isotopen vor. Wie man an die darin schlummernden Energien kommt ist uns noch unklar, aber wir hoffen, das wie Dank seiner die Unpässlichkeit bezüglich der Kohle werden verwinden können. Die einzig nennenswerten Kohlevorkommen, die wir ausmachen können, befinden sich in den Grenzen unserer treuesten und wichtigsten Verbündeten. Ob uns das langfristig von der Erschließung dieser Rohstoffquellen wird abhalten können, müssen die nächsten Jahre zeigen…

    Wir haben jedenfalls bewiesen, dass wir unsterblich sind. Die Welt liegt uns zu Füßen, das Rennen um die globale Dominanz wird für niemanden außer uns mehr zu gewinnen sein, zu dominant sind wir in militärischer, wissenschaftlicher, kultureller und finanzieller Hinsicht. Meine Chips und Pizzavorräte sind geschwunden, die Zigarrettenschachteln liegen leer und anklagend neben der Tastatur, mein Koffer fragt, womit er gefüllt werden soll und langsam und gemächlich schrumpfe ich vom „wir“ zum „ich“, das Wochenende ist vorbei und es ist Zeit, das Zepter niederzulegen und das Haupt gen Westen zu wenden, wo die Sonne am letzten Tag des Wochenendes untergeht und mich gemahnt, dass ein anderes, spannendes und aufregendes Leben auf mich wartet: meins.

    Gruß,
    excelchen

    [center]Widerstand ist zwecklos [/center]

    6 Mal editiert, zuletzt von excelchen (19. Oktober 2006 um 09:46)

  • Ich habe das ganze mal vorgelesen .... langer Text ... ist bestimmt bequemer so +g+ .

    Voice-Postig

    Einmal editiert, zuletzt von trace (24. Oktober 2006 um 19:45)

  • Teil 2 von 2 Teilen:

    Audio_Board

    LoL ich wollt schon Video Dings schreiben.

    Einmal editiert, zuletzt von trace (21. Oktober 2006 um 22:38)

  • Uaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!

    Das ist ja voll gänsehautmäßig! Ich höre eine fremde Stimme meinen eigenen Text vorlesen! DAS ist vielleicht eine komische Erfahrung, zumal ich überhaupt nicht damit gerechnet habe. Und zumal ich das ganz anders gelesen hätte. Soll ich einen Gegenentwurf aufnehmen? Man könnte fast ein Hörbuch daraus machen.

    Gruß,
    gänsehautexcelchen


    EDIT
    Wie krass eigentlich, mir fällt erst durch Dein Vorlesen auf, wie kompliziert ich schreibe. Wenn man den Text nicht daneben legt, kann man den Inhalt überhaupt nicht verstehen, so verschachtelt sind die Sätze. Gut, es ist auch nicht als Rede verfasst worden, aber die Aufnahme ist schon eine krasse Sache. Ich danke Dir dafür !

    Gruß,
    excelchen

    [center]Widerstand ist zwecklos [/center]

    Einmal editiert, zuletzt von excelchen (23. Oktober 2006 um 08:07)

  • Ich bin dafür, dass ihr beide das mal mit euren Worten vorlest, ich kanns auch bei mir speichern lassen.

    Also die beste Kompression erreicht man mit 11khz und naja unter 16bit würde ich eigentlich nicht gehen und mit entweder ogg oder wma oder quicktime oder realdingsformat ... mp3 ist n bissl zu alt.... aber ich bin für ogg, weil ogg frei ist und in einem unabhängigen test sehr gute werte erreicht hat bei besonders hoher kompression - da kann man auch sehr sehr niedrige bitraten wählen !

  • mp3 ist doch nun wirklich n alter hut ... ist über die Jahre gekommen, andere Formate schaffen es fast noch mal doppelt so gut zu sein, also

    entweder
    doppelte kompression bei gleicher quali
    oder
    gleiche quali und verbraucht nur die hälfte an speicher


    sollte doch überzeugen oder nicht ?

    Kommt nun endlich eure Voice Lösung ?

    Einmal editiert, zuletzt von trace (24. Oktober 2006 um 18:24)

  • lol ... mein fehler hehe


    also:
    doppelte kompression bei gleicher quali
    oder
    bessere quali bei gleichem speicherverbrauch

  • Jaja ... aber erst selber vorschlagen einen Gegenentwurf zu machen.


    MfG, entäuschtrace

    P.S. n Micro bekommst du um die Ecke für'n Appl und n Ei hinterhergeworfen ! Außerdem hattest du ja auch die Zeit den Text überhaupt zu verfassen.

  • touché. Werde mal sehen was ich tun kann. Der Text ist am Wochenende entstanden, ich habe ihn in der Woche nur kurz gepostet. Aber dieses Wochenende werde ich wohl durcharbeiten müssen, vllt. Mittwoch.

    Gruß,
    excelchen

    [center]Widerstand ist zwecklos [/center]

  • Ich bitte die Verzögerung zu verzeihen. Bin gerade arbeitstechnisch sehr eingespannt. Für mehr als Rauschen, wenig Vorbereitung und eine monotone Stimme die euch eineinhalb Minuten langweilthat es leider nicht gereicht. Ich gelobe Besserung und werde versuchen, bis Ende November etwas Brauchbares zu liefern. An einigen sTellen verschlucke ich halbe Wörter und das Ganze könnte etwas dynamischer herüberkommen. Aber zumindest ein Anfang.

    http://www.caelis.de/exciv01.wav


    Gruß
    Athain

    Einmal editiert, zuletzt von Athain (3. November 2006 um 23:01)

  • Ich habe das Ganze nochmal ein wenig aufgefrischt - die Lautstärke (Normalisieren) und Rausch entfernt, wodurch es sich etwas komisch anhört, dann habe ich etwas Bass hinzugefügt, wodurch der Klang angenehmer ist - das mache ich bei mir auch. Der erste Satz ist jedoch bewusst so belassen worden. Ah ja und Stereo habe ich zu Mono gewandelt, weil so einiges an Speicher gespart werden kann:

    mp3 (505 kB)
    ogg (263 kB)

    Die wave Datei oben, die sicherlich eine Kompression hat: 670 KB
    Außerdem konnte ich diese Datei nur in dem Media Player abspielen und nicht in Winamp oder VLC ( Video Lan Client )

    3 Mal editiert, zuletzt von trace (4. November 2006 um 05:46)

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