ß als Großbuchstabe
Minderwertiges Eszett wird aufgewertet
Das bisher nur kleine ß soll schon bald ganz groß rauskommen. Während dem 27. Buchstaben des Alphabets bei der Rechtschreibreform noch das schmachvolle Aus drohte, setzt das bisher minderwertige Mitglied der Buchstabenfamilie nun zu einem ungeahnten Höhenflug an. Zusätzlich zu dem kleinen ß will das Deutsche Institut für Normierung (DIN) jetzt das große Eszett durchsetzen. Die Bundesregierung hat dafür schon im vergangenen September grünes Licht gegeben.
Verwechslungsgefahr bei MASSE
Es gibt kein Wort, das mit ß beginnt - von daher scheinen die ganzen Bestrebungen überflüssig. ß hat daher auch keinen eigenen Eintrag im Duden. Klar kommt es mal zu Verwechslungen, wenn der Buchstabe mitten in einem Wort vorkommt, das nur in Großbuchstaben geschrieben wird. Zum Beispiel: Ist bei MASSE die Masse gemeint oder doch eher die Maße?
Größere Eindeutigkeit bei Namen
Auch in Namen wird das ß manchmal zum Problem: Es soll schon Steuerzahler gegeben haben, die die Forderungen des Finanzamts an ESSER oder PREUSS mit dem Hinweis zerrissen haben, man heiße schließlich Eßer oder Preuß. Die behördliche Großschreibung der Nachnamen birgt somit eine gefährliche Unschärfe, die damit endlich entschärft wäre.
Deutsche Regelungswut kann sich austoben
Doch muss wegen dieser kleineren Probleme im Alltag gleich ein ganz neuer Großbuchstabe her? Für die deutsche Regelungswut ist das ein gefundenes Fressen und sie kann sich hier voll und ganz austoben. Seit fast 130 Jahren hat das große ß Fürsprecher, aber jetzt erst in Deutschland starke Partner gefunden, die das auch durchdrücken wollen und können.
Bald Aufnahme in internationalen Schriftenkatalog
Das DIN-Institut machte einen entsprechenden Vorstoß, der von der Internationalen Standardisierungs-Organisation ISO wohlwollend aufgenommen wurde. In einigen Monaten und wohl auf jeden Fall noch in diesem Jahr wird dem großen ß voraussichtlich ein fester Platz im Zeichensatz ISO-10646 zugewiesen - genauer gesagt: die Position 0x1E9C.
Abgrenzung zu großem B handschriftlich schwierig
Als ob es keine anderen und vor allem dringendere Probleme im Land gäbe, beschäftigte sich daraufhin ein ganzes Heer von Experten mit dem Fall. Sie wollen den neuen Großbuchstaben so aussehen lassen, dass er dem kleinen ß ähnlich ist, aber auch nicht mit dem großen B verwechselt werden kann. Mit mehreren Varianten für gängige Schriftarten haben die Designer das Problem inzwischen elegant durch unterschiedlich große Bögen und eine unten offene Type gelöst. Allein: In der Handschrift sieht das große ß dem versalen B doch wieder zum Verwechseln ähnlich.
Neuer Großbuchstabe schafft neue Probleme
Auch auf die Tastaturen-Hersteller kommen neue Probleme zu. Das ß könnte sich künftig nicht mehr wie bisher mit dem Fragezeichen eine Taste teilen, sondern bräuchte eine eigene. Doch dafür ist eigentlich kein Platz mehr. Also hat man damit wohl mal wieder ein Problem gelöst, aber gleich zwei neue geschaffen.
Quelle: t-online.de
Was sagt ihr dazu? Ich finds gut, da so Verwechslungsgefahr ausgeschlossen wird. Und stilistisch halte ich ihn ebenfalls für sehr hübsch...
Für mich stellt sich die Frage, wie er auf der Tastatur eingebunden wird.