Beiträge von pat

    Gentechnik- wie wollen wir weiter?


    Liebe Mitmenschen und Gendiskutanten,

    parallel zueinander wachsen Hoffnung und Unbehagen, was die Anwendungsmöglichkeiten der Gentechnik betrifft.
    Eine zunehmend polarisierte Diskussion ist schwer zu vermeiden, weil alle irgendwie das Wohl der Menschen auf der Fahne stehen haben.
    Dies sollte auch gegenseitig anerkannt werden, damit die eigentliche Diskussion darüber, was wir für unser Wohl brauchen, nicht in den Hintergrund rückt und einfach Tatsachen geschaffen werden.

    In diesem Zusammenhang möchte ich gerne schildern, was ich unter „sich verkonsequentisierendem Nützlichkeitsdenken“ verstehe.

    Wenn wir auf 500 Jahre neuzeit-technisch-nützliche Entwicklung zurückblicken, deren Geschwindigkeit exponentiell zunimmt, so lässt sich ein klarer Trend ablesen:
    Indem der Mensch sich fortschrittlich entwickelt, lagert er existentiell wichtige Tätigkeiten wie Ernährung, Fortbewegung, Be-Sinnung, Heilung aus und verliert zunehmend von seinen Fähigkeiten, sich geistig und körperlich zu erhalten.

    Dies ist ein Prozeß, bei dem wir gefragt sind, ob wir nach A nicht nur B sondern gleich Z zu sagen haben.

    Diesen Prozeß kann man vor dem Hintergrund einer natürlich mutierenden Natur als einem seit immer existierenden Zwischenstartpunkt einer jeden Spezies als gegeben hinnehmen und an seiner Optimierung arbeiten.

    Ich habe aber größte Zweifel an unseren gegenwärtigen technischen und moralischen Fähigkeiten, eine zunehmend freier agierende Mutationswirtschaft zu unserem Wohl gestalten zu können.
    Vielleicht ist das Kätzchen schon aus dem Säckchen, aber die Diskussion um das für-welches-Versprechen-wie-viel-Risiko ,die Forschungs-Auftragsvergabe, sowie die Vorgabe, dass sämtliche Ergebnisse der Genforschung allen Menschen entgeltlos zur Verfügung stehen müssen, da sie das Leben insgesamt betreffen, können natürlich noch zu einer Wahrnehmung führen, die der Lebensveränderung durch reines Profitstreben, der größten Gefahrenquelle, Einhalt gebieten.

    Ich möchte wirklich nicht einfach 30 Jahre Forschung abtun, die unglaubliche Erkenntnisse innerhalb des Nützlichkeitsdenkens, aber auch der Philosophie geleistet hat.
    Nur ist das von uns zu überschauende Zeitfenster zu kurz, um ausreichend Sicherheit vor einer irreversibel lebensfeindlich durchzündenden künstlichen Mutation zu haben.

    Zwei mögliche Ursachen sind dabei für mich ausschlaggebend:

    -Missbrauch aufgrund zunehmend freierer Verfügbarkeit und Erkenntnis
    -Eine inkompatible Gesamtkomposition aufgrund von Evolutionsvorgängen anderer
    zeitlicher Dimensionen (kurze oder lange).

    Allein dieses Potential ist größer, als es das Wort Restrisiko ausdrückt.

    Hier sehe ich diejenigen, welche sich im Namen der Menschlichkeit zum Systemadministrator aufschwingen, in der Beweispflicht für jede einzelne geschaffene Kreatur.

    Wir sind hier einfach an einem ultimativen Punkt angelangt, der über unsere bisherigen Fähigkeiten, ins Gesamtgefüge einzugreifen, hinausgeht.
    Wenn wir gleichzeitig feststellen, dass die Weltprobleme parallel zur technischen Entwicklung zunehmen, so liegen die zukünftigen(oder schon gegenwärtigen?) Weltprobleme, die uns die Gentechnik bescheren wird, in der Tat unbehaglich vor uns.
    Zur Lösung kann ich auch nicht mehr sagen, als z.B. Karl Friedrich v.Weizäcker angesichts der Entwicklung in der Atomfrage vor 40 Jahren:

    1.Der Weltfrieden ist nötig.
    2.Der Weltfrieden ist nicht das Goldene Zeitalter.
    3.Der Weltfrieden bedarf einer besonderen moralischen Anstrengung, die möglich ist.

    Auch wenn wir dem Großteil der Wissenschaftler auf diesem Gebiet selbstverständlich nur das Beste unterstellen, dass sie nämlich die Veränderung leben wollen, die sie sich für die Welt wünschen, so bedarf die Verantwortung für das Gesamtpaket der Veränderungen einer umfassenden ethischen Legitimation.

    Auch das ist eine Erkenntnis, die zwar nicht neu aber einziger Maßstab für den Wissenschaftler ist, die Spreu seiner Erkenntnisse vom Wohl zu trennen.

    Die gefährlichste Zivilisationskrankheit ist der Tunnelblick, auch wenn er es gut meint.
    Er verliert das Maß und das Miteinander. Das ist im Privaten nicht anders als in der Gentechnik.

    Pat