Projekt Domino - Ideen zu einer Staatsgründung, und mehr.

  • Interessante Idee, aber ich muss dir in deinen Annahmen wiedersprechen: Ich glaube nicht, das wir ein anhaltendes Wachstum haben werden, weder wirtschaftlich noch anzahltechnisch.
    Gerade in der westlichen Welt sind nämlich die Geburtenzahlen rückläufig, ein Effekt der sich mit steigendem Wohlstand und der Verfügbarkeit von Medizin und sozialer Absicherung auch anderswo wiederholt. Soll heißen: Die Entwicklung setzt sich selber ein Ende.
    Und dadurch das die Geburtenraten stagnieren, stagniert über kurz oder lang auch die wirtschaftliche Entwicklung, weil Absatzmärkte wegbrechen. Es ist abzusehen, das Europa seinen Stand in der Welt so wird nicht halten können.
    Die USA haben dieses Problem noch nicht in dem Maße, dort stagnieren die Geburtenzahlen nicht wie bei uns, aber dort ist das soziale Netz auch wesentlich weniger ausgeprägt.

    Außerdem, auch wenn ich ein Fan von Weltraumerkundung usw. bin und auch glaube, das unsere Zukunft in den Sternen liegt, notwendig ist es nicht, das wir dorthin expandieren. Die Erde selber bietet mehr als genug Platz und Rohstoffe für eine sehr lange Zeit, wir müssen nur die Energieversorgung in den Griff bekommen. Rohstoffe liegen auf dem Meeresgrund herum und sind auch gelöst im Meerwasser selber.
    Auch verwenden wir bisher nur einen Bruchteil der verfügbaren Landmasse, vom Meeresboden oder der Meeresoberfläche ganz abgesehen.
    Der technische Aufwand zur Ausnutzung der im Meer verfügbaren Ressourcen dürfte geringer sein als das man das Sonnensystem besiedelt oder gar verlässt, außerdem dürften die Lebensbedinungen angenehmer sein.
    Von daher sehe ich keinen Grund, der uns zwingen würde, ins All auszuweichen, außer der menschlichen Neugier und dem Forscherdrang.

  • Grüß Gott
    (excelchen ist Bayer ;)

    Ich finde offen gestanden weder Athains noch Tobys Denkansatz überzeugend, mit Ausnahme von Tobys letzten Sätzen.

    Zunächst zu Athain.

    Die Geschichte vom Ende des Wachstums ist älter als das Wachstum selbst. Schon Cicero wusste, dass die Menschheit ihren Zenit überschritten hatte. Der erste Leiter des US-Patentamts Henry Ellsworth gab zu Protokoll, dass alles, was wert sei, erfunden zu werden, bereits erfunden sei und man ergo das Patentamt und die Kosten dafür einsparen könnte, und laut Club of Rome gibt es seit 2002 kein Öl mehr. Ich kann mich noch genau an einen CT Artikel erinnern, in dem schlüssig belegt wurde, warum 8-fach die höchstmögliche Geschwindigkeit von CD-Rom Laufwerken sind und IBM-Chef Thomas J. Watson stellte bereits 1943 fest, dass der Bedarf an Computer weltweit 5 nicht überschreiten werde.

    Alle diese Geschichten machen den Fehler, den Du auch machst: Du interpolierst die heutigen Lösungen auf die Probleme der Zukunft. Und das geht eben nicht. Die Zukunft hat ihre eigenen Probleme und eben auch ihre eigenen Lösungen. Die Welt ist ein System, und daher nicht vergleichbar mit einer Summe von Teilen.

    Als ich in der Schule war, galt die Überbevölkerung als das weltweit katastrophalste Problem. Lehrer, Bücher, Experten, Nachrichtensprecher, alle, alle, alle belegten schlüssig und wissenschaftlich fundiert, warum die Überbevölkerung unsere Erde umbringen wird. Heute redet niemand mehr davon. Waldsterben: in den 80er Jahren waren selbst moderate Moderatoren der festen Überzeugung, dass die Kinder des 21. Jahrhunderts keinen Wald mehr kennen würden. Und allen war klar, dass unsere Industrie von der Übermacht Japans an den Rand gedrängt würde; von der sowjetischen Bedrohung und dem 3. Weltkrieg ganz zu schweigen. Von Klimaerwärmung, islamischem Terrorismus und der Weltmacht China, den Bedrohungsszenarien unserer Tage, wusste und ahnte noch niemand.

    Die Probleme der Zukunft werden nicht mit den Lösungen von heute gelöst werden. Ebenso wenig wie die Lösungen von gestern (Sozialismus, Transrapid und SDI) die Probleme unserer Zeit lösen können. Die Probleme der Zukunft sind tatsächlich noch völlig unbekannt, und wir sollten unseren Nachfolgern nicht unsere Lösungen, sondern das Vertrauen angedeihen lassen, eigene Lösungen finden zu werden. Katastrophen, die uns heute unabwendbar erscheinen, werden sich vielleicht ebenso von selbst erledigen, wie sich der Kommunismus, Japan, Waldsterben und die Überbevölkerung von selbst erledigt haben. Dafür werden aber die Kinder unserer Kinder vor Szenarien zittern, die uns heute völlig lächerlich erscheinen, man stelle sich vor, man hätte jemandem in den 60ern und 70ern erzählt, dass die deutsche Industrie vom Wettbewerbsdruck Chinas in die Knie gezwungen wird. =)

    Schluss daher damit, anhaltendes Wachstum für ein Bedrohungsszenario zu halten. Schluss damit, in der Drosselung desselben die Lösung zu erhoffen. Und Schluss damit, Vorhersagen darüber machen zu wollen, wie schnell oder langsam in 100 Jahren extraterrestrische Industrie aufzubauen ist. Vielleicht wird sie so selbstverständlich sein, wie sie in den Utopien der 1950er Jahre erschien. Vielleicht so Unsinnig, wie denen der 1850er Jahre, wir wissen es nicht. Und wir müssen die Frage auch heute nicht beantworten.

    Statt uns unsere Köpfe über die Sorgen unserer Enkel Gedanken zu machen sollten wir uns statt dessen über unsere Sorgen Gedanken machen: Wie gehen wir mit dem (für uns) unabwendbaren Klimawandel um?

    Zu Toby:

    Die Geburtenzahlen sagen aber leider nichts über den Ressourcenverbrauch, denn andernfalls müsste ja der Ressourcenverbrauch Dubais kleiner sein als der des Sudan... Tatsächlich beginnt eine Volkswirtschaft erst dann nennenswert Ressourcen zu verbrauchen, wenn sie das Wachstum in Griff hat; siehe China, siehe auch alle westlichen Staaten. Insofern ist die These, dem Wachstum des Ressourcenverbrauchs sei irgend eine natürliche Grenze gesetzt durch nichts zu halten. Wir müssten vor ca. 5 Jahren mal eine Diskussion darüber im cb geführt haben...

    Schlau finde ich hingegen die Argumentation, dass man, um diesen zu decken, wohl zunächst die Ressourcen vor der Haustür adressieren wird, bevor man einen im Prinzip völlig leeren Raum danach durchsucht.

    Gruß,
    exclechen

    [center]Widerstand ist zwecklos [/center]

  • Du hast natürlich absolut Recht, das die Anzahl an Personen nicht viel über den Ressourcenverbrauch aussagt. Aber auch da gibt es große Unterschiede und die Entwicklung geht ja dahin, das Ressourcen eingespart und wiederverwendet werden.
    Auch kann eine kleinere Bevölkerungszahl nie soviel verbrauchen wie eine größere auf gleichem Entwicklungsstand, man kann gewisse Grenzbereiche nur schwer überschreiten (man kann z.B. den Nahrungsmittelverbrauch nicht beliebig steigern, weil man einfach nicht beliebig viel essen kann, irgendwo ist eine logische Grenze). Zwar verbraucht der Amerikaner im Durchschnitt mehr als der Europäer, aber ich denke das es da irgendwo eine Grenze gibt, die zu überschreiten nur durch römische Dekadenz möglich wäre und das ist idR dann der letzte Zustand vor dem Zusammenbruch und hat mit einem normalen Verbrauch nicht mehr viel zu tun.
    Ich spreche auch nicht von "natürlichen" Grenzen, nur ist ja jede Entwicklung Schwankungen unterworfen, gerade auch die wirtschaftliche. Und ich bezweifle, das der Ressourcenverbrauch immer mit der wirtschaftlichen Entwicklung korreliert, im Gegenteil, derzeit ist es ja eher so, das wir den Pro-Kopf-Verbrauch senken, trotz wirtschaftlichen Wachstums.
    Soll also heißen: Eine Grenze gibt es nicht, aber die Entwicklung geht auch nicht stetig aufwärts, sondern auch abwärts oder auch mal seitwärts. ;)

  • excelchen kann nun, als Beutebayer, ähnliche Dome und Kuppeln in der Therme Erding bewundern.


    Bayern wächst. excelchen wächst auch, und exclechen 2.0 erst! Was passt also besser, als excelchen nach Bayern? ;)

    Donnerlüttchen, da wird einem ja schwindelig beim Lesen, Athain, Du versteckst eine solche Unzahl von unhaltbaren Annahmen in Deiner Herleitung, da kann man der Chuzpe, mit der Du zu Deinen Erkenntnissen kommst, den Respekt nicht verwehren. Ich verleihe Dir inoffiziell den Anaxagoras der Woche, in Gedenken an den griechischen Philosophen gleichen Namens, der zu der erstaunlichen und über zweitausend Jahre lang unwidersprochenen Erkenntnis kam, die Sonne sei "aus Eisen und nicht viel größer als Griechenland".


    Ein Ende der Wachstumsmöglichkeit ist sicher.


    Ich komm da gar nicht richtig dran, das ist eine derart apodiktische Aussage, man möchte Dich für die Unumstößlichkeit beglückwünschen, mit der Du etwas derart offensichtlich falsches für Dich als Wahrheit auserkoren hast. Tatsächlich gibt es nicht die kleinste Beobachtung, nicht den leisesten Hinweis, die Deine Aussage untermauern könnte; zahllose hingegen belegen, wie falsch diese Vermutung ist.

    Seit es das Universum gibt, ist es in permanentem und, soweit wir wissen, unaufhaltsamen, sogar sich beschleunigendem Wachstum begriffen. Über die Zeit in der Leben existiert, sind Masse, Energieumsatz und besiedelte Lebensräume unaufhaltsam gewachsen. Energieumsatz, Informationsmenge und Siedlungsintensität als Kerngrößen menschlicher Zivilisation wachsen nicht nur, sie vergrößern sich sogar exponentiell, kein einziges Beispiel ist bekannt, in dem diese Größen sich je anders als vorübergehend oder lokal beschränkt verlangsamt hätten, und das über einen belegbaren Zeitraum von mehr als 100.000 Jahren. Und dennoch schaffst Du es, all dies Offensichtliche zu ignorieren, Respekt, Bischof Ussher :P

    Nun, Dein Irren ist verzeihlich, denn Du extrapolierst ja das Dir bekannte linear in Dir unbekannte (weil noch in der Zukunft liegende) Regionen. Du stellst Dir vor, dass die derzeitige bzw. derzeit vorstellbare Ressourcennutzung den derzeit wachsenden Ressourcenbedarf irgendwann nicht mehr decken wird und vermutest daher, dass deswegen dem Wachstum des Ressourcenbedarfs Grenzen gesetzt sind. Scheint ja auch logisch. Ist aber Unsinn.

    Du hast prominente Vorgänger. Im 18. Jahrhundert prophezeiten Ökonomen das Ende des britischen Wirtschaftswachstums, weil für dieses Wirtschaftswachstum die britische Handelsflotte unabdingbar war, deren Wachstum an die Grenze des Waldbestands in England stieß. Wie krass das Welthandelsvolumen wachsen würde, obwohl niemand mehr Holz für den Schiffbau braucht, konnte sich damals niemand vorstellen. Im 19. Jahrhundert prophezeiten Ökonomen das Ende des Wirtschaftswachstums, weil die bewährte Art zu wachsen, das Erobern neuer Kolonien, an die Grenze Verfügbarkeit eroberbarer Länder stieß. Wir krass Wirtschaft und Wohlstand der Kolonialmächte wachsen würden, nachdem sie alle Kolonien aufgegeben hatten, konnte sich damals niemand vorstellen. Im 20. Jahrhundert prophezeiten Ökonomen das Ende des Wachstums, weil die bewährte Art zu wachsen, der Krieg, auf Grund der überwältigenden Zerstörungskraft moderner Waffen unmöglich wurde. Wir enorm Reichtum, Wohlstand und Macht wachsen können, wenn der Krieg als Mittel der Politik ausscheidet, konnte sich damals niemand vorstellen.

    Und nun ist das 21. Jahrhundert erreicht, und Du prophezeist das Ende des Wachstums, weil unsere Art, Ressourcen zu verbrauchen an die Grenze der Erschließbarkeit dieser Ressourcen stößt. Es wird Dir gehen, wie Deinen Vorgängern.

    Der Fehler, den Du und Deine Vorgänger machen, ist in dem Wort "Potenziale" verborgen, beziehungsweise in der Vorstellung, die Du davon hast. Er liegt in der Annahme, das Potenziale etwas statisches, ewiges sind. Dass die Entwicklungsmöglichkeit der Zukunft bereits in der Gegenwart manifestiert sind, wenngleich auch unerkennbar. Und das ist eben ein Irrtum. Dieser Irrtum liegt darin begründet, dass wir uns die Probleme der Zukunft vorstellen können, nicht aber deren Lösungen. Die ergeben sich eben erst dort, wie oben beschrieben: Die Probleme (=Wachstumsgrenzen) der Zukunft werden nicht mit den Lösungen der Gegenwart überwunden werden. Das heißt aber eben nicht, dass sie nicht überwunden werden. Eine 25 Millionen Menschen Stadt wie New York hätten die Olmeken, Azteken oder Habsburger sicher ausschließen können. Die Wachstumsgrenze für diese Metropolregion hätten sie mit wissenschaftlicher Sicherheit auf 25.000 (Nahrungsmittel!), 250.000 (Abwasser!) oder 2,5 Millionen Menschen (Wohnraum!) taxieren können, und sie hätten recht damit gehabt. Dennoch sind diese Wachstumsgrenzen überwunden worden.

    Es gibt keine Wachstumsgrenze. Es hat sie nie gegeben, nichts deutet darauf hin, dass sich das je ändert.

    Gruß,
    excelchen

    [center]Widerstand ist zwecklos [/center]

    4 Mal editiert, zuletzt von excelchen (28. Januar 2011 um 17:35)

  • ;)

    Die äußere Form? Trace? Ich habe meinen Beitrag noch einmal sorgfältig durchgelesen, und habe weniger Fehler in meinem finden können als in Deinem :rolleyes: Ich verbuche das mal unter Retourkutsche, für meinen gewohnt :fecht: -mäßigen Beitrag.


    da excelchen und ich offensichtlich aneinander vorbeireden (wobei ich glaube, ihn sehr wohl verstanden zu haben)...

    Ich fürchte nicht, mein lieber. Ich fürchte ich bin tatsächlich anderer Meinung als Du. Aber ich werde diesmal präziser argumentieren und nicht einfach nur :autsch: schreiben.


    Zu Erster Schritt

    Yes, my friend, genau so sehe ich das auch. Und zwar "bis auf weiteres", und ich stimme Dir auch darin zu, dass es ein überschreiten des Lebensraums Erde geben wird; WANN auch immer, ist OB keine Frage, wir sind :prost: on this one.

    Zu Zweiter Schritt bin ich anderer Meinung, aus dem Volumen der Erde lässt sich keinerlei Aussage über den zu Verfügung stehenden Lebensraum machen, tatsächlich würde das Volumen der Erde auch ausreichen, eine Dyson Sphere zu konstruieren, mit deutlich über Deine Überlegungen hinausgehenden Werten für Energieeintrag und "Lebensraum". Aber ich würde auch nicht darüber diskutieren wollen, da kann m.E. nach nichts anderes rauskommen als Prognosen a la Nachrichtensatelliten mit Telefonfräulein, wie in den 20er Jahren vorhergesagt. Es macht auch keinen Sinn darüber nachzudenken, denn was die Bedürfnisse der Zukunft sind und wie die Menschen diese Befriedigen werden ist nicht sinnvoll vorhersagbar, das beweisen die zahllosen Utopien der Vergangenheit.

    Dritter Schritt

    Einverstanden, und genau das ist eben Wachstum.

    vierter Schritt

    Hier sind wir wieder unterschiedlicher Meinung, und zwar in zweierlei Hinsicht. Zum einen widerspreche ich Dir in der Aussage, ich zitiere

    Ich halte es aufgrund von Beobachtungen, bisherigen Erkenntnissen und Überlegungen für so sicher, dass die vorläufige Wachstumsgrenze (Erde) erreicht werden wird, bevor an weitere Expansion im signifikaten Ausmaß gedacht werden kann, dass ich dies als gegeben annehme.

    Ich halte das für eine Fehlinterpretation der Beobachtung, das zeigt sich insbesondere hier:

    Eine derartige Notwendigkeit zeichnet sich ab - so, wie sie sich in den letzten Jahrtausenden immer wieder abgezeichnet hat (Übergang Jagd - Viehzucht usw.)

    In der Tat verhält es sich genau anders rum: nicht das Erreichen der Wachstumsgrenze ruft die Erfindung der Viehzucht hervor, sondern die Erfindung der Viehzucht verändert die Wachstumsgrenze. Scheint auf den ersten Blick gehopst wie gesprungen, ist tatsächlich aber ein kategorischer Unterschied. Dieser Unterschied ist der Grund dafür, dass das Szenario: Menschheit wächst bis an Grenze, erfindet an Grenze, wächsst weiter ein Mikroprozess ist. Man erfindet nicht die Viehzucht weil es nicht genug Nahrung gibt, es gibt nie genug Nahrung. Man erfindet die Viehzucht, das darauf folgende Wachstum ist die Folge, die neue Wachstumsgrenze emergiert aus der neuen Situation. Warum ist hier die Genauigkeit, die Unterscheidung so wichtig? Weil es auf der Ebene der Mikroentscheidung (einer Person oder einer Generation) etwas vollkommen verschiedenes ist. Niemand, das schreibst Du ja selbst, kann ein Raumschiff bauen, der die Wachstumsgrenze erreicht hat, weil an dieser Grenze ja alle Ressourcen verbraucht sind. Ein Raumschiff kann nur bauen, wer noch weit von diesem Gleichgewichtspunkt entfernt ist, mindestens lokal. Wenn James Watt alles Geld in die Ernährung seiner Kinder hätte stecken müssen, hätte es die Dampfmaschine nie gegeben. Wenn Fred Feuerstein die Wildziege hätte essen müssen, hätte er nicht beobachtet, wie sie mit Wildziegerich ein Nümmerschen schiebt und kleine Wildzicklein in die Welt setzt. Und die Wachstumsgrenze der Erde läge bei vieleicht einer Million Menschen, die Ziegen hinterher rennen, statt sich über philosophische Fragen die Köppe einzuhauen.

    Verstehst Du, warum mir das so wichtig ist? Die Grenze, die Du postulierst, würde einen Gleichgewichtszustand darstellen, ein dem alle Ressourcen für das Überleben erforderlich wären (sonst könnte man die übrigen Ressourcen nutzen, noch einen kleinen Scheißer mehr in die Welt zu setzen); an diesem Gleichgewichtszustand ist aber an Raumschiffe längst nicht mehr zu denken. Sie wird es also nicht geben, weil die Menschen eine Grenze erreicht haben, sondern wiel sie sie noch nicht erreicht haben.

    Fünfter Schritt
    Daran ist nicht zu rütteln, Potenziale sind weiter auszuschöpfen. Bevor ich aber die Potenziale meiner Argumentation weiter ausschöpfe, werde ich statt dessen die Windel von excelchen 2.0 ausschöpfen, die hat nämlich soeben die Wachstumsgrenze erreicht ;)

    Gruß,
    excelchen

    [center]Widerstand ist zwecklos [/center]

  • Menschen in Not werden zuerst nahe liegende Probleme lösen und ihre Energie nicht auf Strategien verschwenden, die erst in Jahrzehnten oder Jahrhunderten vielleicht Früchte tragen werden.

    Das werden sie eh nie tun. Sonst würden wir auch kein Öl mehr verbrennen (und im Übrigen auch nicht zum Alkoholiker). Menschen handeln nicht langfristig. Raumfahrt hat, glaube ich, am ehesten eine Chance, wenn sie ein gegenwärtiges Bedürfnis befriedigt. Der Durchbruch wird aus meiner Sicht am ehesten vom Tourismus zu erwarten sein, so dekadent das klingt. Und im Rahmen der Technologieentwicklung für den Tourismus werden dann technologische Ansätze entwickelt, die auch für industrielle oder sonstige Zwecke eingesetzt werden können, darunter von mir aus auch esoterische Zwecke wie etwa die Besiedelung ferner Welten.

    Ein Großteil der Menschen wünscht sich greifbare Ergebnisse, die noch innerhalb ihrer Lebensspanne verfügbar sind, von denen sie oder zumindest ihre Kinder direkt profitieren können.

    Was nicht heißt, dass technologische Entwicklungen nicht auch aus Entwicklungslinien erwachsen können, die länger als eine Lebensspanne sind. Moderner Schiffbau blickt auf tausend Jahre Erfahrung zurück. Dass die ersten Schiffe einen völlig anderen Zweck hatten, als tausend Lemming gleiche Schwachköpfe von einem Hafen zum anderen zu schippern, und die in der zwischenzeit Sardinenbüchsenfeeling am Boardpool mit Sommerschlussverkaufsfeeling in der Bordkaufhalle tauschen, ändert nichts daran, dass Konstruktion und Bau von Kreuzfahrtschiffen High-Tech vom Allerfeinsten ist. Weiß der Geier, ob wozu in 500 Jahren Raumschiffe verwendet werden, sie werden mit den Nußschalen von heute nichts zu tun haben, aber von unserer Erfahrung profitieren. Hätte man Francis Drake gebeten, 500 Jahre in die Zukunft zu denken und ein Schiff vorherzusehen, die "Morons of the Seas" wäre sicher nicht dabei herausgekommen.

    Die Priorisierung der Ressourcenverteilung muss somit aus heutiger Sicht 99,9% zu 0,1% auf inneres Wachstum gerichtet sein. Im Laufe von Jahrhunderten wird sich das Verhältnis graduell zugunsten von äußerem Wachstum verändern.

    Man kann, finde ich, einige historische Beispiele dafür finden, dass bahnbrechende Erfindungen oder kulturelle Leistungen gerade auf Grund der Ungerechtigkeit oder Ungleichheit entstanden sind. Angefangen von den grichischen Philosophen, die sich ihren intellektuellen Müßiggang auf dem Rücken von Sklaven erwirtschaften ließen über die Kirchenbauten des Mittelalters, die von tausenden bettelarmer Handwerker erreichtet wurden bis zum Mäzenatentum der Renaissance, überall ermöglicht erst die Agglomeration von Reichtum die "Handlungsfreiheit" zu Gunsten wenig rationaler, aber "ewiger" Projekte. Basisdemokratie hätte wohl keine dieser Kulturleistungen hervorgebracht, eine demokratische Gesellschaft, ich zitiere Churchill, ist zu perspektivischer Leistung im Grunde nicht fähig.

    Aber wer weiß? Ob unser demokratisches Gesellschftsmodell die nächsten 500 Jahre überlebt, ist nicht ausgemacht. Vielleicht wird sie durch eine Form der Expertokratie a la EU abgelöst, in der eine im Grunde nicht legitimierte Schar von Beamten die Volonté Generale definiert. Und vielleicht die Weltraumfahrt als Teil davon. (Cindy aus Marzahn hätte Cern oder iter wohl nicht finanziert) Wahrscheinlicher indes ist, das der Kapitalismus eine zunehmende Schicht von Superreichen erzeugt, die von ihrem Geld Weltraumtourismus erleben wird. Was heute die Superjacht ist morgen das Penthouse im All oder auf dem Mond. Für diese Klientel wird Spitzentechnologie erforscht, die dann in die Briete geht (Kreuzfahrtschiffe für Jedermann), bis Raumfahrt so billig und allgegenwärtig ist, dass exclusivität sich in der Entfernung des Reisezieles von der Erde bemisst. Und eines Tages vielleicht darüber hinaus.

    Gruß,
    excelchen

    [center]Widerstand ist zwecklos [/center]

  • Hi,


    Du reformierst Religionen? Und wer glaubt dann an Deinen systetischen Gott?

    Hast Du auch schon eine neue Sprache erfunden? Oder sprechen in Deinem Utopia alle Solresol?

    Und bist Du zuletzt einigermaßen sicher, dass die Menschheit, die Du zu retten trachtest, überhaupt gerettet werden will? Andernfalls schätze ich nämlich, dass Dich Spanier und Marokkaner nicht besonders ernst nehmen werden, wenn Du ihnen erklärst, dass Du in Kürze ihr Land konfiszieren und darauf deinen eigenen Staat gründen willst.

    Gruß,
    excelchen


    P.S.: Nimm doch mal mit Trace Kontakt auf, ich bin sicher er wird mit Freuden bei Dir Teilprojektleiter.

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  • Gott: Die theistische Komponente ist keine Voraussetzung für eine Religion, ungeachtet ihres Ursprungs oder ihrer Vorläufer.

    Das mag wohl sein, aber Gläubige sind Voraussetzung für eine Religion, ungeachtet ihres Ursprungs oder ihrer Vorläufer. Und ob eine Religion Gläubige hat hängt nicht zuletzt von ihrem Ursprung und ihren Vorläufern ab. Ich schätze, Dein umgeschriebener Koran kann auf ebensoviele zukünftige Leser hoffen wie meine Dissertation: 0 :]

    Ich rechne mit einer Erfolgsquote von unter 0,1 Promill, dass das Projekt innerhalb meiner Lebensspanne signifikante Fortschritte macht und mit viel Mühsal und Problemen.

    Ich fürchte, dass Du damit die Erfolgsaussichten signifikant überschätzt.

    Gruß,
    excelchen

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  • Ich fürchte ich habe etwas anderes überschätzt, nur bin ich mir nicht sicher, was es war: deine Lesekompetenz oder meine Fähigkeit, die Information so zu vermitteln, dass der Inhalt rezipientenneutral verständlich ist.

    ... und ich wiederum fürchte, dass Du auch hier wieder falsch liegst. Du hast weder meine Lesekompetenz überschätzt (phew, mein Gott was für ein Glück, stell Dir mal vor...) noch Deine Fähigkeit, Informationen zu vermitteln. Denn in der Tat ist z.B. die Aussage von Anaxagoras "Die Sonne ist [...] größer als Griechenland" ja richtig, aber eine Einschätzung dazu wie viel größer als Griechenland die Sonne ist, trotzdem nicht wertlos. Also ja: Du liegst richtig mit der Vermutung, die Erfolgsaussichten liegen unterhalb von 1:10.000, und ich füge hinzu: um das Verhältnis der größe Griechenlands zur Größe der Sonne. So haben wir beide recht :thumbup:

    Es ist in diesem Kontext aber nicht wichtig, ob es Leser oder Gläubige gibt, oder nicht. Die Existenz reicht vollkommen.

    Schrödingers Katze: Existiert ein Buch, das niemand liest...? Interessante Frage :rolleyes:

    Gruß,
    excelchen

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