Unternehmen "Goliath"

  • Die Stadt Silden im Reiche König Rhobar des II. glich seit geraumer Zeit einem großen Heereslager. In den Straßen und an den Wegrändern vor der Stadt standen dicht aneinandergereit Lastwagen, Kanonen, Jeeps und allerlei sontiges Kriegsgerät. In den Straßen konnte man zu jeder Tages- und Nachtzeit Soldaten auf- und abgehen sehen.
    Jedoch waren es nicht König Rhobars Truppen.
    Vielmehr war Silden zum Aufmarschpunkt der Armeen des Xenophexischen Reiches geworden. Die Beziehungen zu den Einheimischen waren ausgezeichnet. Und so manches Sildener Mädchen würde die Zeit noch in angenehmer Erinnerung behalten...

    Unter den stationierten Soldaten befand sich auch ein junger Hauptmann, Heinrich von Wernher. Er war Teil der 3. Xenophexischen Infanteriedivision, die nun schonm seit einigen Monaten in dem gemütlichen Städtchen Quartier bezogen hatte.

    Endlich war es soweit. Am Abend hatte die "Dritte" ihre Marschbefehle erhalten. Das Ziel war längst klar. Nur der Zeitpunkt ließ auf sich warten.
    Gegen den berüchtigten Frankenstein sollte es gehen. Jenen blutrünstigen Vampir, der zum Frühstück gerne auch mal ein Neugeborenes verspeist. So jedenfalls war er auf den heimischen (Propaganda-)Plaketen immer abgebildet gewesen.

    Imperator Xenophex hatte alle Mühe gehabt eine solide Koalition gegen dieses Ungetüm zu schmieden. Immer wieder hatten unvorhergesehene Ereignisse die Planungen aufgeschoben oder gar den Verlauf der Unternehmung in Frage gestellt.

    Aber nun war es endlich soweit. Unternehmen "Goliath" konnte beginnen.

    Hptm Wernher war wie viele seiner Kameraden von einer gewissen Euphorie gepackt. Er wusste nicht wie er diese letzte Nacht in Silden hätte ein Auge zu machen können vor Aufregung.

    Denjenigen die es geschafft hatten etwas zu schlafen war die Ruhe eh nur kurz gegönnt. Am nächsten morgen wurde die gesamte "Dritte" bereits um 5 Uhr von dem ohrenbetäubendem Lärm der schweren Dieselaggregate der vorbeifahrenden Panzerkolonnen geweckt.

    Wernher sah ihnen lange Zeit nach. Die berühmte Erste Panzerdivision! Jene legendäre Einheit die sich schon im Volverinischen Krieg ihre ersten Auszeichnungen verdient hatte. Damals war Wernher freilich noch nicht einmal geboren. Aber die Legenden die sich um diese Einheit rankten waren ihm wohl bekannt. Jeder Schuljunge im Xenophexischen Reich hatte sie vom Vater oder Großvater erzählt bekommen! Und auch diesmal würden die Truppen der "Ersten Panzer" sicher wieder als erste Feindkontakt haben.

  • Tagebuch des Hauptmann v. Wernher, 3.InfDiv, 2tes Regiment.
    Dienstag, Jahr 1926 Abschnitt 9.

    Es ist soweit! Ich kann es noch gar nicht fassen. Wir rücken durch bewaldetes Gebiet in Richtung Frankensteins Reich vor. Haben noch keinen Feindkontakt gehabt. Aber über Funk wurde uns mitgeteilt dass Tiefflieger unsere Pioniertrupps angegriffen hätten. Im benachbarten Binnenmeer wurde ein Schlachtschiff gesichtet und durch unsere Kampfgeschwader versenkt! Ich kann es gar nicht erwarten diesen hochnäsigen Elfen zu zeigen wie wir kämpfen können!
    Eintrag Ende.

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    Tagebuch des Hauptmann v. Wernher, 3.InfDiv, 2tes Regiment.
    Freitag, Abschnitt 2.

    Fliegeralarm! Zum erstenmal konnten wir mit eigenen Augen Bomber am Himmel sehen und mussten zeitweilig Deckung suchen. Ich frage mich nur wo unsere Jäger bleiben? Während das gesamten Waldmarches waren die Maschinen des Jagdgeschwaders immer über uns gewesen. Nur jetzt wo man sie mal braucht sind sie nicht da!
    Eintrag Ende.

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    Zur selben Zeit: Funkverkehr zwischen Luftlageoffizier 1.Armee (LOX) und 43. Jagdgeschwader "Pik Ass":

    "Pik Ass, hier LOX. Brauchen Luftunterstützung in Sektor 3B, sofort!"

    "LOX, hier Pik Ass, Negativ."

    "Wie, Negativ?!? Meine Männer sterben im Bombenhagel! Bewegt eure Ärsche endlich hierher!!!"

    "Negativ. Ausserhalb der vordefinierten Einsatzzone"

    "Herrgottnochmal!!! Das weiß ich auch, aber die Lage erfordert es dringend! Ich sage Ihnen sie sollen sofort hierherfliegen!!!..."

    "Und meine Tankfüllanzeige sagt mir dass ich überhaupt nirgends mehr hinfliege. Sorry Jungs, ab jetzt seid ihr auf euch alleine gestellt. Pik Ass over".

    "Eure waaas? Aaaaahhrrg. Warum hat mir das keiner früher gesaaaaagt!"

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    Tagebuch des Hauptmann v. Wernher, 3.InfDiv, 2tes Regiment.

    Wir stehen vor Stadt-814. Im Hafen liegen Schlachschiffe vor Anker, die uns mit Artilleriefeuer eindecken. Das ganze geht nun schon 18 Tage. Wir hausen in matschigen Schützengräben und die Rationen werden immer spärlicher. Irgendwie hatte ich mir das alles anders vorgestellt. Morgen soll der Angriff im Sturm erfolgen. Hoffentlich geht alles gut.
    Eintrag Ende.

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    Tage später...
    Zwei Sanitäter laufen eilig, stets Dekcung suchend auf dem rauchverhangenen Schlachtfeld herum in der Hoffnung noch den einen oder anderen Überlebenden zu finden.
    "Heh schau, da drüben, der Offizier!"
    "Nee, der is hinüber, ist doch schon ganz starr"
    "Ja, stimmt."
    "Hey was hält er da in der Hand?"
    (drückt die erstarrten Finger der Leiche auf und nimmt es heraus)
    "Hmm, ein Tagebuch!"

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    Später...
    "...und so verleihe ich allen Angehörigen der 3.Infanteriedivision, die tapfer und ohne zaudern für unser geliebtes Vaterland bis zum letzten Manne gegen den übermächtigen, hinterhältigen, perfiden, feigen Feind gekämpft haben, posthum das Eiserne X erster Klasse"
    Xenophex I.
    (in seinem warmen Palast in Xenesis)

  • In einem düsteren geheimen Forschungslabor Frankensteins...

    Unzählige Leichen liegen auf Baren in einem großen Saal.
    Ab und zu wird eine von kleinen Elf-Helfern weggetragen.
    In einem der vielen Operationssääle wird gerade ein neuer Leichnam hereingetragen und auf den Tisch gelegt. Eilig wird seine blutverkrustete Uniform aufgeschnitten und auf einen Haufen in der Ecke geworfen.
    Dann beginnen viele kleine Helfer zu werkeln. Ein hoher Elf leitet die Operation. Das zerschossene Knie wird durch ein Chromscharnier ersetzt. Einige Organe werden ersetzt. Der Schädel wird aufgesägt und das Gehirn teilweise entfernt und durch eine vielzahl kleiner Apparate ersetzt. Danach wird die Schädeloberdecke wieder aufgesetzt und grob zusammengeschustert.
    Die gesamte Operation dauert nur etwa eine halbe Stunde. (Wobei die Ästhethik offensichtlich nicht um Vordergrund steht).
    Dann treten alle zurück. Der hohe Elf legt einen Schalter um. Funken sprühen um die Elektroden, die noch im Kopf stecken.
    Der leblose Körper fängt an zu zittern.
    Plötzlich schlägt er die Augen auf. Gläserne Augen mit starrem Blick. Er richtet sich auf und sieht sich um.

    "Willkommen in ihrem zweiten Leben, Nummer 135582!" sagt der hohe Elf. "Ziehen sie ihre neue Uniform an und melden sie sich bei ihrem Vorgesetzten in Raum 11"

    "Ja, Meister"

    Das Monster geht wortlos aus dem Raum. Auf dem weg zur Tür kreuzte sein Blick den Haufen alter zerfetzter Uniformen. Auf der obersten war ein kleines Namensschildchen zu sehen, und darauf war zu lesen "Hptm. Wernher, 3. InfDiv". Aber mit diesem Namen konnte Nummer 135582 keine Erinnerungen mehr verknüpfen...

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