Was ist Vernunft ?

  • Diese Frage wurde in einem anderen Faden gestellt.

    Ich muss gestehen ein wenig darüber nachgedacht zu haben, bevor ich zu diesem etwas voreiligen Urteil kam:

    Vernunft ist, wenn man sich so verhält, wie man es auch von anderen erwartet, die auf einem einwirken.

    Dass heisst vor allem, in welcher Gesellschaft lebe ich ?
    Wenn ich in einer traditionel zerstrittenen Familie lebe, dann erscheint für mich Streit vernünftig zu sein.
    Wenn ich in einer eher harmonischen und toleranten Familie lebe, dann wird Steit sicherlich als unvernünftig angesehen werden.


    Aber ich bin auf Eure Meinungen gespannt.

  • Zur Vernunft gehört noch sehr viel mehr. Außerdem gibt es noch den Verstand und noch andere Begriffe in diesem Zusammenhang!

    @Jounk33:

    Sie haben nun ein sehr philosophisches Thema gewählt. Ich bin gespannt.

  • Sehr clever Jounk und nicht ganz leicht zu knacken, diese These.

    Sie haben sicher recht, Vernunft hat eine gesellschaftliche Komponente. Wären wir Wikinger, wäre es vernünftig, englische Klöster zu überfallen und axtschwindend englische Mönche zu schlachten. Heute wäre so ein verhalten... unvernünftig.

    Aber das reicht nicht aus. Wenn alle Sie für den Depp des Tages halten und von Ihnen erwarten, sich deppich zu verhalten ist es dann vernünftig das auch zu tun? Möglich, aber nicht notwendigerweise.

    Zur Vernunft gehört auch soetwas wie die Maximierung des Nutzens, und zwar in einem Wertekontext. Wenn mir mein Seelenheil wichtig ist, und mein Wertekontext sagt: "gehe in die Kirche!" dann ist es vernünftig in die Kirche zu gehen. Wenn ich ein guter Mensch sein will und mein Wertekontext sagt, dass gute Menschen ihre Omas pflegen, dann ist es vernünftig meine Oma zu pflegen.

    So weit so gut. Aber wie entstehen Werte? Hat das was mit Vernünft zu tun? Gibt es Werte, die vernünftiger sind als andere? Gibt es Werte die intelligenter sind als andere?

    Harte Nuss.

    Gruß,
    excelchen

    [center]Widerstand ist zwecklos [/center]

  • Mein Vater hat in Streit-Diskussionen immer zur Vernunft aufgefordert. Gemeint war jedoch, dass ich mich unterordne! :stupid?: Dieser Missbrauch dieses Wortes macht ganz schön sauer.

    Insofern hat der Begriff der Vernunft einen besonderen Stellenwert in meinem Sein.

    Platon, Kant und Hegel haben sich mit der Thematik der Vernunft befasst, um nur einige zu nennen.

    Zitat


    Orginal von Jounk33
    Vernunft ist, wenn man sich so verhält, wie man es auch von anderen erwartet, die auf einem einwirken.

    Zitat


    Orginal von excelchen
    Sehr clever Jounk und nicht ganz leicht zu knacken, diese These.

    Ich halte dem entgegen, dass Menschen verschieden sind. Sind sie ein Mensch, der die Milde vor der Strenge bevorzugt und einer der die Strenge verabscheut, dann werden sie andere Menschen nach dieser Maxime mild behandeln. Ihr Gegenüber kann jedoch anderer Meinung sein und wird sie dementsprechend streng behandeln.

    Mir fällt dazu der kategorische Imperativ von Immanuel Kant ein, darunter folgende Sätze:
    „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
    und
    „Handle so, dass jeder Zeit dein Handeln zur Maxime des Handelns erhoben werden kann.“

    Es reicht nicht aus, sein Handeln so zu optimieren, dass man sich und einem anderen gefällig wird. Kant verlangt, dass das eigene Handeln eine quasi Allgemeingültigkeit haben soll, eine quasi Universalität.

    Es handelt sich also nicht nur, um gutes oder schlechtes Handeln oder liebes oder böses Handeln, nicht nur um mildes oder strenges Handeln, ... usw.

    Es ist nicht gegeben, dass ob du oder ein anderer, ja selbst ein Mediator weiß, wie es richtig ist, wie man mit dir oder deinem Gegenüber verfährt.

    Damit ist auch nicht gegeben, dass du fähig seiest, urteilen zu können, die richtige Erwartung zu stellen.

    Ich weiß, dass ich nichts weiß. Sokrates

    quod erat demonstrandum

    EDIT:
    Zur Verdeutlichung für alle Besserwisser noch ein Zitat von Platon:

    Zitat


    Jener glaubt etwas zu wissen, weiß aber nichts; ich weiß zwar auch nichts, glaube aber auch, nichts zu wissen.

    2 Mal editiert, zuletzt von trace (27. Januar 2007 um 20:28)

  • Nun gut,
    Ich kenne ein wenig die platonische philosophie und eigentlich wollte Platon mit dieser Aussage nur verdeulichen, dass das Wissen keine Endgültigkeit besitzt.
    Gut, das kann auch eine Definition von Vernunft sein...ja, es ist eine.
    Das selbe findet sich auch in der taoistischen Lehre (Leere), leer sein, sich für nichts zu vergeuden. Nur das ist die einzigste lebendige Endgültigkeit zu der ein Mensch fähig ist.
    Ist Vernunft was Endgültiges ?
    Also etwas, das durch seine Richtigkeit die Berechtigung hat universel zu sein ?

    Wie aber kann man das im alltäglichen Leben repräsentieren ?

    Nicht dass ich es nicht wüsste, aber ich würde es gerne von Ihnen, von Euch, mal hören.

    Zitat

    Aber das reicht nicht aus. Wenn alle Sie für den Depp des Tages halten und von Ihnen erwarten, sich deppich zu verhalten ist es dann vernünftig das auch zu tun? Möglich, aber nicht notwendigerweise.


    Wäre es vernünftiger mich nicht wie ein Depp zu verhalten, wenn mich alle für einen Depp halten ?
    Ich sage, wenn Deppen von jemanden erwarten sich deppig zu verhalten, ist es vernünftig zunächst abzuwägen, ob man sich deppig verählt oder nicht.
    Nur jemand der sich nur deppig oder undeppig verhalten kann, den kann man als unvernünftig bezeichenen.

    Einmal editiert, zuletzt von Jounk33 (27. Januar 2007 um 21:24)

  • ich glaube ihr sucht alle zuweit ;)

    vernunft könnte auch die fähigkeit sein, in die zukunft zu "schauen" bzw. die konsequenzen eines handeln richtig einzuschätzen.

    es ist also vernünftig wenn alle vorteile alle nachteile überwiegen: pro/contra > 1

    diese formel gilt sowohl für die gesellschaftliche meinung der vernunft als auch die persönliche, auch wenn das ergebnis nicht zwingend gleich sein muss, wie jounk33 (junkie gesprochen? ^^) schon im ersten post festgestellt hat.

  • Flunsi,
    Ich verbitte mir die Verunstaltung meines Namens durch Kleinschreibung.

    Der Vorteil meines Namens ist, dass man ihn in allen Sprachen sprechen kann und dabei immer etwas anders klingt.

    Zitat

    vernunft könnte auch die fähigkeit sein, in die zukunft zu "schauen" bzw. die konsequenzen eines handeln richtig einzuschätzen.

    es ist also vernünftig wenn alle vorteile alle nachteile überwiegen: pro/contra > 1


    Sag ich doch. Obwohl "Fähigkeit" dafür der falsche Ausdruck sein dürfte.
    Was aber verursacht, dass sich die von excelchen angesprochenen Werte, die zur Vernunft führen, wandeln ?

    Einmal editiert, zuletzt von Jounk33 (27. Januar 2007 um 23:13)

  • (junkie gesprochen? ^^)

    Jounk33 ist 1337! Wer sonst? :D

    alle vorteile alle nachteile überwiegen: pro/contra > 1

    Die spannende Frage dabei ist, wer das denn misst, und wie! Mann könnte traces Post mit einbauen, der die praktische Vernunft kritisiert und sich offenbar fragt, ob man für sich alleine überhaupt vernünftig handeln kann.

    Ein Beispiel: Vor mir stehe eine Kiste Geld. Das Geld gehört mir nicht, es gehört anderen. Niemand hat mich kommen sehen, niemand sieht mich gehen. Ich könnte in diese Kiste fassen, keiner würde es merken. Ist das vernünftig?

    Kant sagt nein, denn ein solches Handeln wäre wider den kategorischen Imperativ, handle, wie Du selbst behandelt werden willst.

    excelchen versucht sich irgendwie herauszulavieren und schreibt von Werten denen man treu sein soll und so weiter.

    Die entscheidende Frage zwischen Kant und excelchen lautet nun: Habe ich die volle Freiheit, meine Werte selbst zu definieren, wenn sie nur konsistent und nützlich sind? excelchen sagt: ja.

    Kant sagt nein, diese Freiheit habe ich nicht. Es gibt fundamentale Grenzen dessen, was prinzipiell vernünftig sein kann und was nicht. Vernunft ist bei Kant ein abhängiger Begriff. excelchen findet das schwer zu verstehen, gesteht sich aber ein, dass er wahrscheinlich unterliegen wird ;(

    Gruß,
    excelchen


    P.S.:

    Ich verbitte mir die Verunstaltung meines Namens durch Kleinschreibung.

    Meinen durch Großschreibung zu verunstalten, damit haben Sie offenbar weniger Probleme X(

    ;)

    e

    [center]Widerstand ist zwecklos [/center]

    Einmal editiert, zuletzt von excelchen (29. Januar 2007 um 07:00)

  • Zitat


    Kant sagt nein, denn ein solches Handeln wäre wider den kategorischen Imperativ, handle, wie Du selbst behandelt werden willst.


    So ein Blödsinn.
    Dein Hobby ist es ständig irgendwelchen Menschen, EGAL WEN, VÖLLIG EGAL WEN, irgendwelche Worte in den Mund zu schieben!

    Normale Menschen würden das erkennen, aber fast jeder hier im Board sieht das nicht so.

    Entweder stimmt hier etwas nicht oder mein EQ muss unter Null sein!

  • Entweder stimmt hier etwas nicht oder mein EQ muss unter Null sein!

    Tja, trace, ersteres ist es nicht. Aber welche Schlüsse Du daraus ziehst, überlasse ich Dir.

    Gruß,
    excelchen

    [center]Widerstand ist zwecklos [/center]

  • Zitat

    Original von excelchen
    Ein Beispiel: Vor mir stehe eine Kiste Geld. Das Geld gehört mir nicht, es gehört anderen. Niemand hat mich kommen sehen, niemand sieht mich gehen. Ich könnte in diese Kiste fassen, keiner würde es merken. Ist das vernünftig?

    vorteil:
    - du bekommst geld ohne viel machen zu müssen

    nachteil:
    - es wird sowieso entdeckt und recht viel ärger in der abteilung geben
    - es besteht eine kleine chance, dass du doch entlarvt wirst
    - du bekommst vermutlich ein schlechtes gewissen
    - du verlierst den glauben an die menschheit (handle, wie Du selbst behandelt werden willst)

    wenn man nun vermeintlich 100% sicher ist, nicht entdeckt zu werden, man in einer woche entlassen wird und deshalb auch auf die mitmenschen pfeifft, ist es aus dieser sicht doch vernünftig das geld zu nehmen.
    für einen durchschnittlichen menschen ist wohl jeder der vier nachteile grösser als der vorteil.

    für mich ist das absolut logisch.
    ich versteh nicht was ihr mit Werte meint. Werte von was? und wieso müssen die sich wandeln?

    Einmal editiert, zuletzt von Flunsi (29. Januar 2007 um 12:39)

  • Zitat

    Original von Flunsi
    ich versteh nicht was ihr mit Werte meint. Werte von was? und wieso müssen die sich wandeln?


    Sicherlich kann man auch es wie Sie nennen und für jede Situation eine Vor-Nachteilliste erstellen, so wie Sie es oben schön und gelungen dastellen.
    Im Grunde ist es das selbe.
    Mit Werten könnte man also eine Vorteilsrechung gleichsetzten.
    Überwiegen die Vorteile, so stellt das ein Wert da. So ist es vernünftig.

    Dass sich aber solche Dinge ändern, dürfte klar sein. Man muss nurmal sich 70 Jahre in die Vergangeheit versetzten um zu merken wie dehnbar doch Vernunft sein kann. Zur NS Zeit war es durchaus vernünftig als Deutscher einen Juden auf offener Strasse zu schlagen. Je mehr Leute das bezeugen konnten, desto besser der Vorteil den man dadurch hatte.
    Da aber heute gerade das Gegenteil von Vorteil, also vernünftig ist, so stellt sich mir die Frage ob Vernunft im grunde vernünftig ist.

    [SIZE=7]ich hoffe man dreht mir jetzt nicht wieder so einen Möchtegern-antifachismusstrick aus meiner letzten Aussage[/SIZE]

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