Die Stimme als Schlüssel zum Ich? Und ist Anonymität unhöflich?

  • Natürlich ist das Leben gefährlich, es endet in jedem Fall tödlich! :D

    Man muss aber das Risiko nicht ohne Not erhöhen, dass war meine eigentliche Aussage.

    Better be save than sorry!

    Just my 2 cents

    Taurus

  • Mh - sorry, ich finds hier zwar schön passend, aber das habe ich schon vor 10 Jahren erkannt, wenn der Körper weniger Belohnungsemotionen vergibt und mehr Bestrafungsemotionen und das auf längere Zeit und auch nicht irgendwelche Emotionen, aber auch körperliche Emotionen (Schmerzen) können auf lange Sicht Folter sein. Dafür spielen die Umstände über diesen Zusammenhang eher eine untergeordnete Rolle.

    Folter macht das Nicht-Sein attraktiv, wenn das woanders sein nicht denkbar ist.

    Sorry für O.-T.

  • Auch wenn es schon den einen oder anderen Tag her sein dürfte - und auch wenn es relativ leicht ist, etwas über mich im I-Net herauszubekommen - ich wäre an einer "Analyse" durch excelchen aufgrund meines kurzen Vorlesens des Civ4-Beitrages nicht uninteressiert - von mir aus gerne auch öffentlich. Bzgl. Trefferquote würde ich mir dann auch erlauben, zu kommentieren.

    *gespannt bin*

    Gruß
    Athain

  • da ich im öffentlichen Forum nun schon als größter Buman verschrien bin, würde mich eine Persönlichkeitseinschätzung reizen :)
    also exelchen fang mal an, natürlich nur wenn du lust hast!!


    P.S. Rechtschreibfehler bitte raus lassen, da ich auf Arbeit bin und kaum Zeit zum vernünftig schreiben habe.

    2 Mal editiert, zuletzt von Duck (8. Dezember 2006 um 12:35)

  • Ich bin kein "Audioanalytiker", ich werde mich hüten, eine Charakterbewertung anhand der Lesung durchzuführen. Ich kann Dir, Athain, ein spontanes Feedback geben, wenn magst.

    *interpretiere ein ja*


    Du hast den Text offenbar vorher aufmerksam gelesen, Du stolperst nicht über Worte, nichts in dem Text überrascht Dich. Du bist offenbar ein geübter und kein geschulter Leser, denn Du liest flüssig und fehlerfrei, nutzt aber nur einen Bruchteil der Dynamik, Modularität und des Frequenzumfanges, den Deine Stimme bietet. Du "trägst vor", tadellos zwar, interpretierst aber nicht. Man merkt Dir deutlich an, dass der Text nicht von Dir ist, dass Du keine "Beziehung" zu dem gelesenen hast.

    Jeder Satz ist etwa gleich laut, Du liest gleich schnell, Deine Pausen sind alle gleich lang. Du nutzt die Möglichkeiten der Stimme nicht aus, um dem Hörer die Informationen vorzustrukturieren, und das ist gerade bei diesem Text, der aus langen, komplizierten Sätzen besteht, hilfreich. Im Ergebnis wirkt der Text monoton und auf Dauer ermüdend.

    Du atmest nicht gut. Du liest in dem Bereich Deiner Atmung, wo Du Luft aus den Lungen herausdrückst, und dieses Drücken führt dazu, dass Deine Stimme flacher klingt, als sie klingen müsste. Ich bin fast sicher, dass Du im Sitzen gelesen hast, wass dazu führt, dass Du wenig Körperspannung hast und daher wenig Spannung und Dynamik an den Zurhörer übertragen kannst. Im Sitzen kann man nicht gut atmen.

    Und Du atmest nicht aus, Du atmest nur beim Sprechen aus, was zusammen mit dem Sitzen dazu führt, dass Du flach und kurz atmest und den Text eher "drückst" als fließen lässt. Ich vermute, dass Du den Text zwar vorher ein zwei mal gelesen hast, aber nicht laut. Und, klar, man hört Dein rollendes R.

    Deine Sprechgeschwindigkeit ist sehr gut, Du liest sehr sauber artikulierend und sehr gut verständlich.

    Sieben Tipps:

    1. Atme bewusst. Vor dem Lesen ein, zweimal tief einatmen, 2/3 ausatmen und sprechen, in Pausen bewusst aber geräuschlos ausatmen.

    2. Lies Dich warm. Vorher den Text mal laut vorlesen, das klärt die Stimmbänder und hilft Dir, eine Beziehung zu dem Text aufzubauen. Wenn Du laut vorliest, "antwortet" der Text und Du kannst Dich besser darauf einlassen.

    3. Steh auf. Das befreit die Atmung und erzeugt eine innere Spannung. Diese Spannung ist wichtig, damit Du sie an den Hörer übertragen kannst. Kein Mensch würde im Sitzen eine Rede halten oder Singen. Alle Nachrichtenmoderatoren stehen, sie wissen warum. Radioredakteure haben häufig spezielle Hocker oder Sitze, die die Oberschenkel nach unten abklappen lassen.

    4. Nutze Pausen. Gerade lange Sätze ermüden den Hörer, und ungeübte Redner haben immer das Gefühl, etwas sagen zu müssen. Zwinge Dich zu Pausen, indem Du im Kopf langsam bis 3 zählst. Die Pause wird Dir unendlich lang vorkommen, dem Zuhörer wird sie gar nicht auffallen. Pausen refokussieren den Hörer, bringen ihn zurück zu Dir, wenn Dir seine Aufmerksamkeit abhanden gekommen ist.

    5. Nutze Modulation und Dynamik der Stimme. Ein "Witzchen" musst Du anders lesen als eine Berichtspassage. Der Text hat Höhepunkte und Passagen dazwischen, die müssen unterschiedlich gelesen werden. Einige Passagen dienen der Information, andere sollen Emotionen erzeugen, wie zum Beispiel Belustigung oder Nachdenklichkeit. Überlege, wie Du diese Effekte verstärken und herüberbringen kannst. Interpretation statt Vortrag.

    6. Variiere das Tempo. Nutze die Dynamik und versuche, die verschiedene Passagen und Wörter unterschiedlich schnell zu lesen, je nach dem, wieviel und welche Informationen Du transportierst und wie wichtig sie sind. Höre Hörspiele, da kann man eine Menge lernen.

    7. Lächeln. Sprechen tut man mit dem ganzen Körper, mit den Händen, mit der Mimik, sogar mit den Füßen. Es kann nicht schaden, beim Sprechen zu gestikulieren, mit der Mimik, den Augen, dem ganzen Körper zu arbeiten. Falls Du schonmal in einem Tonstudio warst und Schauspielern beim Synchronisieren zugeschaut hast, wirst Du festgestellt haben, dass sie sich beim Synchronisieren sehr stark bewegen, noch viel ausdrucksstärker schauspielern als beim Schauspielen auf der Bühne oder vor der Kamera. Du brauchst nicht herumzuhüpfen, aber bedenke, dass Dein Körper am Lesen beteiligt ist, man kann ihn "hören".

    Hoffe das war nicht zu kritisch. Bin mal gespannt, ob Du damit was anfangen konntest.

    P.S.:

    Ein wunderbarer Text für's Lesen und Sprechen üben ist meiner Meinung nach das Gedicht "Ein Gleiches" von JWv Goethe:

    Über allen Gipfeln
    Ist Ruh,
    In allen Wipfeln
    Spürest du
    Kaum einen Hauch;
    Die Vögelein schweigen im Walde.
    Warte nur, balde
    Ruhest du auch.

    Lies es in den verschiedensden Modi: ängstlich, ärgerlich, genervt, drohend, gefährlich, verliebt, gelangweilt, verwaltend, teilnahmslos, niedergeschlagen und begeistert. Kaum zu glauben wie unterschiedlich dieser Text wirkt, je nachdem wie er gelesen wird.


    Gruß,
    excelchen

    [center]Widerstand ist zwecklos [/center]

    Einmal editiert, zuletzt von excelchen (8. Dezember 2006 um 13:24)

  • würde mich über eine einschätzung auch freuen, auch wenn du mich noch nicht hast sprechen hören.
    Aber am Text kann man doch auch einiges interpretieren?!

  • Nicht aus einem Dreizeiler. Aber ehrlich, ich bin kein Psychologe. Ich kann Dir nur Feedback zu einem konkreten Text geben, Dir schreiben, was mir dazu einfällt. Zeig mir einen Text, und ich sage Dir, was ich davon halte :D

    Gruß,
    e

    [center]Widerstand ist zwecklos [/center]

  • Hoi!

    Danke für die Einschätzung. Wie bereits im ersten Posting, beim Posten der URL zur Sounddatei sozuisagen, bemerkt, empfinde ich meinen Sprech-Text selbst als zu monoton.

    Soweit stimmt deine Einschätzung auch, dass ich im Sitzen gesprochen habe. Meine Zeiten als Vortragender sind lange vorbei, ich glaube, zuletzt habe ich stehend/gehend vor über einer halben Dekade unterrichtet/doziert, wie auch immer. Auch mein Atemtraining habe ich in den letzten vier Jahren vernachlässigt, seit ich kein Aikodo mehr mache. Das merkt man. Mein Übergewicht wirkt sich ebenfalls negativ auf die Sprechleistung aus - mein Körper hat die 30 Kilogramm Unterschied zwar bemerkt, mein Sprech-Kopf noch nicht. Im Übrigen wärme ich mich beim Sprechen selten auf, weil ich in der Regel sowieso dauernd am Sprechen bin, sprich die Stimme ist nach den ersten 10 Minuten sowieso warm -> will sagen, ich war zu faul dazu. Beste Übung: Ich kenne eine Gedichtspassage auswendig, in der man vier verschiedene Stimmen benötigt (Erzähler und drei Charaktere), die auszusagen dauert ca. 4-5 Minuten, je nach Geschwindigkeit. Ich nehme sie oft zum Aufwärmen her. Da sie in Rumänischer Sprache verfasst ist - ich empfinde diese Sprache, ähnlich dem Italienischen als "wärmer" als die deutsche - ernte ich manchmal etwas Kopfschütteln, aber was soll's.

    Da ich ein scheussliches Desktop-2,99Euro-Mirko habe, das nicht richtig aufnimmt, habe ich es in den Händen gehalten (wenn man laut aufdreht, merkt man das vielleicht an einigen Schwankungen vor allem beim Atem holen, wenn sich der Oberkörper bewegt) - damit fällt auch das "Arbeiten" mit etwas anderem als der Stimme flach. Ein STandmikrophon wäre vielleicht mal etwas für meine Weihnachtswunschliste *zu meiner Frau schiel* Ich denke derzeit über ein Headset nach, ähnlich dem, des ich in der Arbeit habe. Ich Übrigen sollte ich erwähnen, dass man mich in der Arbeit für etwas verrückt hält, weil ich fast immer beim Telefonieren auf und ab laufe. Das hat schon seine Gründe - also beides, meine ich...

    Mich hätte auch interessiert, was du aus meinem Akzent heraushörst :)

    Nochmals vielen Dank für die Einschätzung!!


    Bis dann dann
    AC

  • Mich hätte auch interessiert, was du aus meinem Akzent heraushörst

    Ich finde schon deutlich, dass Du aus Rumänien stammst, vor allem aus der Art, wie Du Vokale bildest. Aber alles andere wäre jetzt das Gras wachsen hören wollen. Vermutlich hast Du als kleiner Junge nur Rumänisch gesprochen und bist in Deutschland in die Schule gegangen. Ich würde mal vermuten, dass Du im Rumänischen akzentfreier, im Deutschen aber eloquenter bist? Typisches Schicksal zweisprachig Aufgewachsener.

    Gruß,
    excelchen

    [center]Widerstand ist zwecklos [/center]

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